Wohlfühleffekt als Kriterium einer guten Schule

Anfang Dezember 2006 hat Bundespräsident Horst Köhler die fünf besten deutschen Schulen mit Preisen der Robert-Bosch-Stiftung ausgezeichnet. Und dabei ging es nicht wie bei den TIMS-, PISA-, IGLU- und DESI-Studien um mathematische und naturwissenschaftliche Fähigkeiten sowie um Lesekompetenz wie sonst immer, sondern um so etwas wie Integrationsleistung und Schulklima.

 

Auf Platz 1 landete die Grundschule Kleine Kielstraße aus der Dortmunder Nordstadt, gefolgt von der Gesamtschule Franzsches Feld in Braunschweig, der Hamburger Max-Brauer-Gesamtschule, der Jenaplan-Schule in Jena und der Offenen Schule in Kassel- Waldau. Die Lehrkräfte dieser Schulen wurden von unserem Staatsoberhaupt mit Balsam gestreichelt, indem er sie als „Helden des Alltags“ beschrieb, was sich schon mal ganz anders anfühlt als Gerhard Schröders Kommentar weiland zu einer Schülerzeitungsredaktion: „Ihr wisst doch, was das für faule Säcke sind“. Lehrer können nur gut sein, wenn man auch gut mit ihnen umgeht, und Schüler können nur leistungsfähig sein, wenn sie sich in ihrer Schule wohlfühlen.

 

In Finnland haben Lehrer ein sehr hohes Ansehen, obwohl sie etwa ein Drittel schlechter bezahlt werden als ihre deutschen Kollegen, und in Finnland wollen immer die besten Abiturienten Lehrer werden, von denen man aber nur wiederum die allerbesten ins Studium aufnimmt. In Deutschland ist das ganz anders.

 

Schulen lassen sich nicht wie Fußballvereine im Ranking von Bundesligatabellen vermessen. Das sieht man vor allem am kleinen Bundesland Bremen, das grundsätzlich Schlusslicht im Vergleich der 16 deutschen Länder ist, aber in den letzten fünf Jahren den größten Zugewinn an Leistungsfähigkeit und Wohlfühlen seiner Schüler zu verzeichnen hat, obwohl es dennoch immer noch Schlusslicht bleiben wird. Eine Stadt mit großen Wirtschaftsproblemen, einem hohen Migrantenanteil und einer enormen Arbeitslosigkeit sowie ohne das nötige Geld für die Behebung des Renovierungsstaus der Gebäude lässt sich eben nicht ohne weiteres direkt mit einem prosperierenden Flächenland wie Baden-Württemberg vergleichen, aber schon eher mit Städten wie Mannheim, Cottbus, Wilhelmshafen oder Flensburg, nur so etwas wird nicht verglichen.

Text: Prof. Dr. Peter Struck