Deutsche Rosenfarm im südlichen Afrika – Duft von Ingrid Bergmann und Maria Callas

IMG_0207IMG_0310Von unserem Südafrika-Korrespondet Stefan Tietjen

Palmen erstrahlen in der Abendsonne. Nicht eine Wolke trübt die abendliche Idylle. Rosafarbende, ockerfarbende, orangefarbende, violette und rote Rosen leuchten, wohin das Auge blickt. Das Herz so manch einer Hobbygärtnerin würde sicher schneller schlagen und könnte sich gar nicht genug an diesem Farbenmeer ergötzen.
Rosenfarmer Halmar Taschner (36) kann den Rosen viel, aber dem wolkenlosen Himmel sehr wenig abgewinnen.
Die schwerste Dürre in Südafrika seit 30 Jahren hat ihre Spuren auch auf der Farm „Ludwig`s Roses” 20 Kilometer nördlich von Pretoria hinterlassen.

Halmars Vater Ludwig kam 1965 aus dem Ostharz nach Südafrika und erkannte schnell, dass die klimatischen Voraussetzungen ideal für die Zucht von Rosen sind. Mit nicht mehr als einem Koffer als Gepäck schiffte er sich in das südliche Afrika ein und gelangte über Umwegen in den Norden Pretorias. Wo einst nur Sukkulenten wie Wolfsmilchgewächse und Proteen ein karges Dasein in der Savanne fristeten, blühen heute Rosen mit schillernden Namen wie Ingrid Bergman, Maria Callas, Madiba (Nelson Mandela) oder Hans Rosenthal, dem ehemaligen Moderator der Sendung „Dalli, Dalli”. 45 Jahre später ist Ludwig’s Roses ein Name, der nicht nur in Südafrika sondern weltweit Anerkennung erfährt.

Aber nicht die schwarzen Zahlen lassen die Augen von Halmar und seinem Vater leuchten, sondern die kräftigen Farben der Rosen. Während Ludwig mittlerweile am liebsten Vorträge zu Rosen hält und mit dem deutschen Rosenverein Länder wie Äthiopien oder China bereist. Am liebsten ruckelt er aber mit seinen Enkelkindern in seinem Golfcart über die Farm, um seine Faszination und Liebe zu den Rosen zu teilen. Seinen Kindern hat er schon die Liebe zu den dornigen Geschöpfen erfolgreich eingeimpft. Seine beiden Töchter Heike und Anja haben sich mit Haut und Haar dem Metier verschrieben und auch selbst neue Impulse gesetzt. Während Heike das Café „Spiced Roses” führt und regelmäßig Rosenhochzeiten veranstaltet, hat Anja mit ihrer Familie den Schritt über den großen Teich gewagt und Ludwigs Rosenwelt auch in den USA zu einem Zuhause verholfen.

Halmar, der „Chief” der Rosenfarm, musste auch nicht wirklich gezwungen werden, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Sein Wissen über die Rosenzucht hat er unter anderem in Uganda und in Deutschland verfeinert. Wer ihm gegenüber sitzt, der schaut in das Gesicht eines Menschen, den nichts erschüttern kann und der mit seinem Leben zufrieden ist.
Er kann nur bestätigen, dass es sehr erfüllend ist, dass die harte Arbeit sichtbare Früchte, bzw. Knospen trägt. Mittlerweile muss er viel Zeit vor dem Computer verbringen, aber am liebsten streift er durch die schier endlosen Reihen von Rosenstauden – die Rosenschere immer griffbereit am Gürtel.

Halmar vereint die besten Eigenschaften aus zwei Kulturen – der deutschen und der südafrikanischen. Der Erfolg im Rosengeschäft beruht auf harter Arbeit, planerischer Weitsicht und dem sogenannten Händchen zum „German Engeneering“. Gleichzeitig fühltsich der junge Familienvater aber auch der Idee des südafrikanischen Ubuntus – Menschlichkeit gegenüber anderen – sehr verbunden. Er fühlt sich für alle seiner 100 Mitarbeiter verantwortlich, denen auch auf der Farm Unterkünfte gebaut worden sind. Oft klingelt das Telefon und er antwortet mal in Deutsch, in Englisch, Afrikaans oder auch gerne in Sotho, eine der neun offiziellen Bantu-Sprachen Südafrikas, die er schon als Kind gelernt hat. Ob es ein Lohnvorschuss oder eine dringend beötigte Schachtel Zigaretten ist, Halmar hat immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand.
Menschen wie dieser junge Rosenfarmer, denen die Familie alles bedeutet, sind kostbar in einem Land, das 20 Jahre nach Ende der Apartheid immer noch zerrissen ist und auch ein Rosenmeer den Kontrast zwischen Schwarz und Weiß nicht vergessen machen kann.
Wer eine hiesige Zeitung aufschlägt, wird von Berichten über Korruption förmlich erschlagen. Aber weil die Regierung unter Präsident Zumas das Leben der armen Bevölkerung eher noch verschlechtert hat und die Arbeitslosigkeit mittlerweile auf über 25% gestiegen ist, erfährt eine Rosenfarm wie die der Familie Taschner eine umso größere Bedeutung. Sie überlassen das Reden anderen und schaffen lieber Jobs, die auch nachhaltig sind.

Aber das vorrangige Problem sind gerade die knapp werdenden Wasserreserven. Die Dämme, die extra als Wasserspeicher ausgehoben worden sind, enthalten nur noch kleine Pfützen. Halmar spricht es nicht aus, aber die Tatsache, dass er zum Warten verdammt ist, wurmt ihn schon sehr und dämpft auch die Vorfreude auf die Geburt seines zweiten Sohnes.

Sein zweijähriger Sohn heißt übrigens auch Ludwig und zeigt, welchem Menschen er besonders dankbar ist.

Mehr Informationen über Ludwig`s Roses unter: http://www.ludwigsroses.co.za/

Fotos: 1. Germania Africana

2. Ludwig sr. teilt seine Liebe für die Rosen mit seinem Enkelkind Ludwig jr.

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