Schweinezüchter Hubert Hümme hat vor Gericht kein Schwein

„Ich arbeite sieben Tage die Woche und 360 Tage im Jahr.“ Das sagt Landwirt und Schweinezüchter Hubert Hümme (57) aus Behlendorf bei Ratzeburg in Schleswig-Holstein.

alle gegen Hubert Hümme – Anwalt, Richter, Gutachter, Tierarzt, nur einer nicht: die Wahrheit.

alle gegen Hubert Hümme – Anwalt, Richter, Gutachter, Tierarzt, nur einer nicht: die Wahrheit.

Nützt ihm trotzdem wenig. Denn: Das Schleswiger Oberlandesgericht urteilt in einem Streit mit einem Tierarzt aus Plön: Hubert Hümme erhält 24.268,34 Euro.  Darüber kann sich Hümme  aber gar nicht freuen, denn der Gesamtschaden für ihn beläuft sich auf 622.000 Euro. Heute liegt der Schaden noch viel höher: mehr als 750 000 Euro fordert der Landwirt, plus Schmerzensgeld.

Schmerzensgeld? Hümme: „Ich kann seit dem Fehler des Tierarztes nicht mehr schlafen,  muss den Schaden finanzieren. Für mich und meine Familie bleibt kaum noch was übrig.“

Was war passiert?

1995 brachte ein Tierarzt Medikamente auf den Hof von Hümme. Er wußte genau, dass die Medikamente nicht ohne Diagnostik an die Tiere verabreicht werden durften. Trotzdem spritzte er die Tiere und wie ihm später nachgewiesen wurde, verletzte er massiv sein Heilpflicht als Veterinär. Bis zu 40 Prozent der 1.300 Schweine verendeten (ausführliche Berichte siehe unten).

Der Tierarzt wurde von Gerichten in Lübeck und Schleswig teilweise schuldig gesprochen. Trotzdem muss Hümme allein für die Fehler des Arztes den Schaden tragen. Hümme: „Seit 18 Jahren trage ich den Schaden vor mir her.“

Natürlich hat der Schweinezüchter  seine Anwälte eingeschaltet. „Sie haben nach bestem Wissen und Gewissen für mich gekämpft, aber die Gegenseite erfand immer neu Nebenkriegsschauplätze, so dass meine Recht und mein Geld auf die lange Bank geschoben wurden.“

Und das seit vielen Jahren. Fachzeitschriften, Zeitungen und das Fernsehen berichteten. Hümme bliebe der Bauer, der Dumme, der Verlierer, obwohl der der Ehliche, der Gerechte war.  „Ich bin verzweifelt. Ich muß für einen Fehler bluten, den ich nicht begangen habe.“ Den die Schuld liegt nicht bei Hümme (siehe Gutachten).

Sein Fazit: Der Hof ist in vierter Generation. Die fünfte Generation hat mit Schweinehaltung keine Chance und Perspektive. Ein Schweinezüchter  im Labyrinth der Anwälte, Richter und Gutachter. Und eines Tierarztes, und der praktiziert unterdessen muter weiter.

 

Tom Kuschel

 

Quellen:

 PROVIEH Magazin, Ausgabe 1/2011

TopAgrar Ausgabe 6/2008

Unabhängige Bauernstimme 1/2011

Praxis tv  7/2013

 

PS. Da trifft ein Schreiben des Hümme-Anwalts ein. Es haut ihn um, wieder mal.

Hümmel, Teil 2.