MOIP-Gesellschaft gegen Napoleon im Krieg 1812 im Kampf für den Frieden

Bericht

in 1V. Kapitel

Von

Galina Khotinskaya

Prof. Dr. habil. Philosoph., Dr. Philolog. (http://www.lexikus.xn--de;-/ www.muor.de)

im „Neuen Sokratischen Dialog“im gemeinsamenProjekt „Deutsch-Russische Sternstunde“

mit

Anatolij Sadchikov

Professor, Dr. habil. Biologie der Staatlichen Moskauer Lomonossov Universität (http://www.moipros.ru)

Vorwort

Ist nicht das Schicksal Europas und also

das Schicksal der Welt in unserer Hand?

Nun ist für die Slaven die Zeit gekommem,

die höhere Arbeit für die Menschheit zu beginnen

(A. S. Chomjakov)

Was ist Geschichte? Ist es eigentlich, “wie es gewesen war?“. Was wirft man in die Waagschale des Tatsachenkultes der Geschichte? Handelt es sich darum, die Tatsachen zu ermitteln und erst dann Schlüsse zu ziehen? Seit Locke und Bertrand Russel beherrscht die Kulturphilosophie die empirische Tradition, trennt Subjekt von Objekt und die Tatsachen wirken wie die Sinneseindrücke auf den Betrachter von Außen ein und sind unabhängig von seinem Bewußtsein. Da liegen die Fakten vor dem Kulturhistoriker, die sie als eine Summe festgestellter Tatsachen betrachtet, wie gut servierte gebratene Fleischgerichte. Alles hängt von dem kulinarischen Geschmack der Kochkunst des Kulturhistorikers. Schon C. P. Scott sagte: „Die Fakten sind heilig, die Meinung ist frei“. Die Ungewißheit einer Interpretation ist immer dabei. Die Geschichte, mit der wir jetzt arbeiten, das ist die Geschichte des ersten russischen Vaterländischen Krieges 1812. Diese russische Geschichte hat zu tun mit der Grosse-Mann-Theorie, mit der Biographie eines großen Mannes Napoleon, mit seiner mysteriösen Macht, mit der Macht dieses Tyrannen, der viele internationale Kriege führte. Wie A.J.P.Taylor in seiner kleineren Essays bemerkte: „Die Geschichte des modernen Europa kann anhand von drei Titanen – Napoleon, Bismarck und Lenin geschrieben werden“, beschäftigt sich mit dem Problem, welche Rolle der große Mann Napoleon in der Geschichte spielte? Der große Mann als ein Individuum, als ein soziales Phänomen von besonderer Bedeutung und was isteine offenkundige Wahrheit, die diese Zeit geprägt hat und die außerordentlichen Charaktere dieser Zeit.

Im 18. Brumaire des Louis Bonaparte“ stellte Karl Marx fest: „In Frankreich schuf der Klassenkampf Umstände und Verhältnisse, die eine gemeine Mittelmäßigkeit in die Lage versetzen, im Gewand eines Helden umherzustolzieren“. Wie A. P. Rosebery merkte: “das englische Volk wollte von Napoleon vor allem wissen, ob er „ein guter Mensch sei ?“. Das russische Volk wollte dasselbe.

Friedrich Sieburg schrieb im Nachwort zu Roman „Napoleon“: “Die Napoleonische Zeit war eine Zeit der wahren und falschen Nachrichten, der „vertraulichen Informationen“, der Berichte von Vertrauensmännern, Agenten, Spionen, der zügellosen Plaudereien in Briefform, die auch durch die Furcht vor Fouches Polizei nicht gedämpft wurden. Nahezu alle wichtigen Personen jener Zeit haben Memoiren geschrieben, aber die meisten haben verschwiegen, verliert, gelogen. Wenn man wissen will, was diese Leute gedacht haben, muß man sich an ihre Briefe halten. Das gilt vor allem für Pasquier und andere hohe Beamte, die an der Spitze der Polizei standen. Sie sagen gern die gröbsten Unwahrheiten, aber diese sind in ihren Briefen leichter zu greifen als in ihren Erinnerungen“.

Madame de Stael, die mit der Napoleon einen hartnäckigen Privatkrieg führte und die belagerte Moskau 1812 erlebt hat, genauso wie Stendhal (Marie Henri Beyle( 1783-1842), der Napoleon im russischen Feldzug begleitete und seine „Denkwürdigkeiten über Napoleon“ aus seiner Italienischen Periode und später aus der russischen Periode seiner Flucht in seiner Armee akribisch registrierte, bestärken unsere Meinung über diese Zeit und diesen Menschen, der zu seiner Zeit zu Kultfigur geworden war. Über diese Zeit berichtet Stendhal in seinem autobiographischen Roman „Vie de Hery Brulard“ (Das Leben des Henry Brulard“(1835/36, veröffentlicht in 1890) und in seinen “Souvenirs d egotisme“ („Erinnerungen aus dem Leben eines Egoisten“,1832, veröffentlicht 1892). Im Mai 1800 schließt er sich den sechsten Dragonerregiment Napoleon an. Er erlebt am Fort Bard seine Feuertaufe und erreicht am 10 Juni 1800 Mailand – die schönste Stadt der Welt“,wie er schreibt. Im Laufe von 15 Jahren begleitete Henry Marie Beyle Napoleon in verschiedenen Feldzügen in Italien, Deutschland und auch im russischen Feldzug 1812, wo er alle Strapazen erlebt hat. Im Jahre 1815 war Stendhal in Napoleon enttäuscht.

In vielen Gedichten ( „A l Arc de Triumphe de l Etoile“ (1823/24), „Le deux iles“ („Die zwei Insel“ 1826), „Ode a la Colonne de la Place Vendomme“(1827) und satirisch- politischer Gedichten („Le Chatiments („Die Züchtigungen“, 1853) bejubelte Viktor Hugo Napoleon als “ein Wunder und Halbgott“. Ohne Zweifel beschäftigen sich viele Gedichte von Viktor Hugo mit Napoleons Legende, aber in „Bounaparte“ (1822) wird Napoleon als Despot, aus der königsmörderischen Hydra der Revolution geboren, gezeigt. „ Er gewinnt nur in seiner Eigenschaft eine gewisse dämonische Größe“ , – behauptet der Kenner von V. Hugo (S. 166. W. Kre). Der Vater von V. Hugo war ein ehemaliger napoleonischer General, aber schon „Le cimetiere d Eylau“(„Friedhof von Elau“) und „Les pauvres gens“ („Die Armen“) “verherrlichen im heroischen Leiden der Soldaten Napoleons 1. und der sozial entrechteten Klassen die Verboten jenes strahlenden Siegs der Menschlichkeit, der unter dem Titel „Vingitieme siecle“ („Zwanzigstes Jahrhundert“) als Verbrüderung der Völker gefeiert wird.“ (S.160. G. Sa)

In „Menschlicher Komödie“ schildert Balzac den Korsikaner als einen siegreichen Diktator. Über „Napoleons Glanz und Fall im deutschen Urteil“ stellt das Buch von Friedrich Stählin dar. Die Drama von Christian Dietrich Grabbe „ Napoleon oder die hundert Tage“(1831) zeigt Napoleon nicht als Held sondern als „Reflex seinen eigenen Mythos“. Der titanische Einzelne wird wie die mächtige Masse von der alles beherrschenden Geschichte in einer sinnlosen Kreisbewegung abwechselnd hoch – und hinabgetragen. Die deutschen Vorstellungen über Napoleon von Arndt, Goethe, Hege; Heine, bis zu Hegemann und sogar Reichsleiter Bouhler sind sehr gut von vielen Historiker kommentiert. Übrigens, in seinem Nachwort analysiert Friedrich Sieburg viele Texte (etwa 80), die über Napoleon in der deutschen und europäischen Weltliteratur in der Mitte 50 Jahre des XX. Jahrhunderts veröffentlichen waren, darunter auch das berühmte Buch des russischer Historikers Eugen Tarle „Der Überfall Napoleons auf Rußland“(1941). Bei Friedrich Sieburg ist leider das Werk Claus von Clausewitz nicht erwähnt.

Die Russen verehren und vielleicht mythologisieren die Borodinoschlacht, weil Napoleon viel Leiden und Schmerz den Völkern Rußlands gebracht hat. Aber Dmitrij Merezkovskij hat in seinem Roman “Napoleon“ diesen französischen Feldherr als einen Gott im „tiefsten metaphysischen Sinne ebenso wie der Gott Mithras die unbesiegbare Sonne, der ewige Vermittler, der Versöhnter ist“ dargestellt, weil Napoleon in seinem unermüdlichen Schaffensdrang nach den Wirren und Kriegen der Revolution eine neue Staatsethik für die Europa gegeben hat, die neue Staatsethik mit der inneren Verwaltung und des Rechts eine bis in unsere Tage verbindliche Form.

Zu Grunde unseres Berichts liegt die „Legende von der Borodinoschlacht“. Diese „Borodino-Legende“ schlägt eine Brücke zwischen den Kulturen im Bereich der Geschichte, des Lebens und der Kunst. Wir sagen: „Borodino ist da und ist lebendig!“ Mit schonungsloser Ehrlichkeit sagen wir: „Unsere einzige Religion ist die Liebe zum Menschen, die Liebe zur Wissenschaft und zum Schaffen, die Liebe zum schöpferischen Werk!“. Goethe meinte: “Die Kunst ruht auf einer Art religiösem Sinn, auf einem tiefen unerschütterlichen Ernst; deswegen sie sich sogar mit der Religion vereinigt“. In unserem Projekt „Deutschrussische Sternstunde“ steckt dieser Ernst und dieser Glaube, der vielen Zeitgenossen abhanden gekommen ist. In unserer Zeit des Unglaubens, wo der Mensch wie nie zuvor gefährdet ist, versuchen wir humanistische Werte von Borodino-Legende des Jahres 1812 zu vermitteln. Wir stehen im XX1. Jahrhundert zwischen den Zeiten und wurzeln in humanistischer europäischer Tradition, die uns herausfordernde Kraft gibt. Wie einst Fjodor Dostojevskij betonte: „Die ganzen hundertfünfzig Jahre nach Peter dem Großen haben wir nichts anders getan, als die Gemeinschaft mit allen menschlichen Zivilisationen, die Vertrautheit mit ihrer Geschichte und ihren Idealen angestrebt. Wir lernten und gewöhnten uns, die Franzosen, die Deutschen und alle anderen zu lieben, als ob diese unsere Brüder wären, ohne darauf zu achten, daß jene uns niemals liebten und auch beschlossen hatten, uns niemals zu lieben. Aber darin bestand eben unsere Reform und das Werk Peters des Großen: wir gewannen durch sie eine Erweiterung des Blicks. – Das ist eben die Kostbarkeit -….es ist unser Bedürfnis, der ganzen Menschheit zu dienen…“. Vergessen wir nicht, was Napoleon selbst an Fontanes schrieb: „ Es gibt nur zwei Mächte in der Welt – das Schwert und den Geist…Auf lange Sicht wird das Schwert immer vom Geist besiegt“. Diese Behauptung von Napoleon werden wir nie bestreiten, genauso die Behauptung Talleyrand, der dem Korsen von der Krönung des Zatren Alexander 1. berichtete: “Vor ihm schritten die Mörders seines Grossvaters, neben ihm die Mörder seines Vaters und hinter ihm seine eigenen“. Goethe hatte bestimmt recht, wenn sagt:

Volk und Knecht und Überwinder,

Sie gesteh n zu jeder Zeit:

Höchstes Glück der Erdenkinder

Ist nur die Persönlichkeit!

Im Kampf gegen Napoleon hat Alexander 1. bewiesen, dass er eine Persönlichkeit war. Nicht zufällig entstand über ihn auch ein spannender Mythos, der was mit der Realität zu tun hatte.

1.

Russische Bevölkerung und Armee im ersten Vaterländische Krieg 1812 gegen Napoleon

Die physische Kraft ist bei uns in einem Umfang und grad vorhanden wie nirgends in Europa….Alle physische wie moralische Kräfte bilden in Rußland ein ungeheures Maschinenwerk, das von der Hand eines Menschen, des russischen Zaren, gelenkt wird…Diese Maschine ist beseelt, von einem Gefühl und dieses Gefühl, ein uraltes Erbteil der Vorfahren, heißt Ehrfurcht und Gehorsam und grenzenlose Hingebung an den Zaren, den irdischen Gott“. (A. S. Chomjakov)

Ja! Ich weiss, woher ich stamme!

Ungesättigt, gleicht der Flamme

Glühe und verzehr ich mich.

Licht wird alles, was ich fasse,

Kohle alles , was ich lasse:

Flamme bin ich sicherlich!

(F. Nitzsche „Esse Homo“)

Photo des Zaren

In seinem weltberühmten vierbändigen Roman „Krieg und Frieden“(1867) verkündete Leo Tolstoj: „Bei geschichtlichen Ereignissen, wo die Kämpfe der Menschen untereinander den Gegenstand der Beobachtung bilden, ist das, worauf der Mensch zuerst verfällt und was ihm am nächsten liegt, der Wille Gottes und dann die Willensäußerungen aller der Personen, die auf dem sichtbarsten Platz bei den Ereignissen stehen: der Helden der Weltgeschichte. Aber man braucht nur in das Wesen jedes geschichtlichen Ereignisses einzudringen, das heißt in die Tätigkeit der gesamten Masse der Menschen, die an den betreffenden Ereignissen teilgenommen haben, um überzeugt zu sein, daß der Wille eines Helden der Weltgeschichte nicht etwa die Handlungen der Masse lenkt, sondern ständig selber von ihnen geleitet wird“.

Der Krieg zwischen Frankreich und Rußland im Jahre 1812 wird in Rußland seit dem Epos von Leo Tolstoj „ Krieg und Frieden“(1867) als „Vaterländischer Krieg“ verstanden. Der Begriff „Vaterländischer Krieg“ als wissenschaftliche Bezeichnung hat 1839 der Historiker A. Mikhajlovskij-Danilevskij eingeführt. Auch in historischen Romanen von D. S. Merezkovskij «Napoleon der Mensch» (1910), «Alexander 1. » (1911), «Der Vierzehnte Dezember» ( 1918), «Christ und Antichrist» wird spannend und geschickt dieses komponiertes Zeitbild dargebietet, doch der Zar erscheint in diesem Roman als der «Prototyp ewiger russischer Unentschiedenheit».

In Frankreich wird der Überfall auf Rußland im Jahre 1812 als „Campagne de Russie“ im Rahmen des Sechsten Koalitionskriegs, den Europa seit 1792 gegen Frankreich führte, betitelt. Napoleon selbst nannte diesen Krieg 1812 den „Zweiten Polnischen Krieg“. Am 7. September 1812, als sich die russische Armee zum Kampf stellte, erwies sich diese Schlacht als Schlacht um das Schicksal des „heiligen Moskau“. Es war die blutigste Schlacht der napoleonischen Epoche. Darüber schrieb der berühmteste Kriegstheoretiker aller Zeiten Carl von Clausewitz, der im russischen Stab bei Kutuzov tätig war. Napoleon, der „letzte Gott der Schlachten (er hatte hinter sich 60 Schlachten, „von denen die Meisten seine Siege waren“ (F. Sieburg), hat seine Armee in Rußland verloren.

Photo von Napoleon

Am 24. Juni 1812 hatte Napoleon mit der größten Armee der bisherigen Kriegsgeschichte – rund 500 000 Mann, die sich aus den Korps fast aller europäischen Staaten rekrutierten – die russische Grenze überschritten. Kurt. M. Jung in seiner 678 Seiten „Weltgeschichte, die uns angeht“ mit „20 farbigen grossformatigen Schaubildern, 21 Karten im Text und Geschichtsttabellen zu jeder Epoche“ berichtet: „Im Spätsommer des Jahres 1812 setzte sich die große Armee des französischen Kaisers in drei gewaltigen Heeresgruppen, zu einem Drittel aus Deutschen (Österreich, Preußen, Sachsen und Rheinbundgruppen) bestehend, nach Osten gegen den russischen Koloß in Bewegung. Aber gerade dieses ungeheure Menschenaufgebot wurde für den französischen Kaiser zum Verhängnis. Hatte er gehofft, mit seiner gewaltigen Heeresmacht die russischen Armeen zu erdrücken, so ging sein Schlag ins Leere. Die endlose Weite des russischen Raumes, in die sich die Heere des Zaren beim Anrücken der napoleonischen Kriegsmaschine zurückzogen, war der furchtbare Gegner, gegen den die besten Armee machtlos war. Nur einmal stellten sich die Russen bei Smolensk zum Kampf. Aber der Sieg, den Napoleon über sie erfocht, war bedeutungslos. Wieder zogen sich die Russen zurück und lockten ihren Gegner immer tiefer in ihr unheimliches Land. Unter diesen Umständen entschloss sich Napoleon, nach Moskau vorzustoßen, und den Zaren durch Einnahme der alten russischen Hauptstadt zum Kampf, wenn nicht zum Frieden zu zwingen. Bei Borodino kam es zu einer erbitterten Schlacht (7. September 1812), die aber ebenfalls keine Entscheidung brachte, dennoch der Weg nach Moskau dadurch erkämpft wurde“.(S. 475).

Auf russischer Seite standen – nach Angaben von Clausewitz – lediglich 180 000 Mann, die noch dazu über einen weiten Raum verteilt waren. An der Düna sollte der Kriegsminister und General Barclay de Tolly, ein Livländer schottischer Abstammung (seine Mutter war Deutsche), Abwehrstellungen beziehen. Der Georgier Bagration befand sichmit nur 35 000 Mann Nordwestlich der Pripjetsümpfe,, General Tormassow mit noch schwächeren Kräften südwestlich davon. Da die napoleonischen Truppen ohne Kriegserklärung in Rußland im Juni 1812 eingefallen waren, nach den Siegen bei Smolensk und Borodino drangen die Franzosen bis nach Moskau vor. Napoleon hatte die Schlacht bei Borodino gewonnen, die Russen den Krieg. In Fili vor den Toren Moskaus empfing Kutusow am 13 September den Militärgouverneur Graf Fjodor Wassiljewich Rostopchin, versammelte seine Generale, und gab bekannt, daß er die alte Hauptstadt nicht verteidigen werde.

Foto von Graf Rostopchin

Moskau erwies sich erneut als das Herz des Landes. Graf Rostopchin beraumte gleichzeitig getrennte Versammlungen der Kaufmannschaft und des Adels an. Der Adel sollte Leibeigene für den Kriegsdienst freistellen, die Kaufmannschaft, mit Geldspenden die Landesverteidigung unterstützen. W. W. Kallasch beschreibt das Jahr 1812 in seinen „Memoiren und Briefen der Zeitgenossen“ (zum ersten Mal erschien in Moskau im Jahr 1912) so: “Im zweiten Saale, wo sich die Kaufleute versammelt hatten, mußte ich staunen über den starken Eindruck, den das Verlesen des Manifests hervorrief. Anfänglich hörten alle mit tiefer Aufmerksamkeit zu; dann wurden allmählich Zeichen der Ungeduld und der Entrüstung laut. Als Schischkov bei den Worten angekommen war, „ daß der Feind mit Schmeicheleien auf den Lippen und mit Waffen in der Hand herannahe, ereignete sich eine wahre Explosion der Wut: die Leute schlugen sich den Kopf, raubten sich die Haare, rangen die Hände; Tränen der Raserei flossen über ihre Gesichter, die den Ausdruck antiken Heldentums anzunehmen schienen. Ich sah einen Mann, der mit den Zähnen knirschte. Im Lärm konnte man nichts verstehen; man hörte nur Schreie und Ausrufe der Entrüstung. Es war ein einzigartiges Schauspiel. In diesem Augenblick äußerte der russische Mensch seine Gefühle ganz frei; er vergaß, daß er ein Knecht war, und er empörte sich beim Gedanken, daß ihn ein fremdes Joch bedrohte. Diese Leute aus dem einfachen Volk hatten Gewand und Charakter der Nation bewahrt. Ihre Bärte verliehen ihnen ein ehrwürdiges und majestätisches Aussehen. Wie ihre Vorfahren hatten auch sie keine anderen Regeln und Gebote außer jenen, die sich in den vier Sprichwörtern offenbaren, welche als Maßstab für die Beurteilung aller guten und schlechten Handlungen dienen: Groß ist der russische Gott – Dem Zaren muß man im Glauben und in der Wahrheit dienen. Niemand stirbt zum zweiten Mal ! Was kommen muß, läßt sich nicht vermeiden. Der Moskauer Stadtpräsident, dessen Vermögen 100 000 Rubel betrug, zeichnete als erster 50 000 Rubel. Er bekreuzigte sich und sagte: “Gott gab es mir, ich gebe es dem Vaterland!“. Ich begab mich in den Kreml, um den Zaren die Gute Nachricht zu bringen: „32 000 Soldaten und Geldspenden im Betrage von 2400 000 Rubel“. Mitte September zog Napoleon mit seiner Armee in die von ihren Bewohnern verlassene Stadt der Zaren und Bojaren ein und nahm im Kreml Quartier. Zu dieser Zeit wurde der General Durosnel von Napoleon zum Gouverneur von Moskau ernannt, damit er die Kapitulation entgegennähme

Foto von General Durosnel

Am 14 September 1812 marschierten die ersten Franzosen durch die Stadttor. Einige Offiziere quartierten sich in Kreml auch ein. Sie bemerkten während der Nacht, das in mehreren Vierteln Brände loderten, daran fanden sie nichts besonderes. In den letzten Wochen hatten sie in Rußland viele brennende Städte gesehen. Napoleon ritt am nächsten Morgen von dem Dorogomilow Tor zum Kreml, bestieg den Glockenturm Iwans des Großen, von wo aus er die Stadt überblicken konnte. Er dachte: „das Kreuz auf dem Turm paßt besser auf den Invalidendom“ ließ es vier Wochen später abmontieren und nahm es mit. Nachts um vier Uhr wurde der Kaiser geweckt, die Häuser rings um den Kreml standen in Flammen. Es wurden sogar einige Polizeisoldaten mit Brandfackeln angegriffen, es war aber nicht herauszubekommen, auf wessen Befehl die Angreifer gehandelt hatten. Sie sagten, der Gouverneur Rostopchin habe sämtliche Löschgeräte abtransportieren lassen. Der kommende Wind setzte einige Holzschuppen im Kreml in Brand. Die zurückweichenden Russen steckten Moskau in Brand. Der Gouverneur Rostopchin, der die Einäscherung Moskaus anordnete, hat sich nie zu der Schuld bekannt, sondern sie den SoldatenNapoleons zugeschoben. Sechs Tage wütete das Feuer. Diese Brände wurden zu Infernos für Napoleon. Wie der Historiker Werne Schech berichtete:“ In Moskau hielt Napoleon fast täglich Paraden auf dem Roten Platz ab, damit seinen Soldaten in Moskau die Zeit nicht lang wurde. Die französische Schauspieltruppe des Moskauer Theaters, die nicht geflohen war, führte Komödien und Ballette auf. Der Kaiser empfing Kuriere aus Paris, sandte sie mit den Briefen und Anordnungen zurück, ließ sich Bücher kommen. Außer Romanen soll er auch Voltairs Geschichte Karls X11. gelesen haben“.

Was die Bewohner erlebten, die nicht rechtzeitig abgefahren waren, schildert Alexander Herzen in seinen Memoiren mit der Worten seiner Kinderfrau: “…Endlich hatten wir gepackt, und der Wagen stand vor der Tür; die Herrschaften sitzen schon beim Frühstück, da kommt plötzlich unser Koch ganz bleich in das Speisezimmer gelaufen und erzählt, der Feind sei durch das Dragomilovsche Tor eingerückt. Uns allen stand das Herz vor Schrecken still, wir rufen nur: „Heiliger Gott, sei mit uns!“ Alles verlor den Kopf, und während wir noch hin und her laufen und jammern, sehen wir schon die Dragoner in seltsamen Helmen mit langen wallenden Pferdeschweifen durch die Straßen sprengen. Alle Tore waren geschlossen, so kam es, daß Ihr Herr Vater in der Stadt bleiben mußte und sie mit ihm; Ihre Amme Darja gab Ihnen damals noch die Brust, Sie waren noch ganz klein und schwächlich“.

Ich aber lächelte stolz und glücklich, weil auch ich an dem Kriege teilgenommen hatte……“

Wir sahen, wie Bäume in Flammen stehen—da kam schon ein Trupp betrunkener Soldaten auf uns los; einer von ihnen stürzte sich auf Pavel Ivanovich und wollte ihm seinen Reisepelz fortnehmen; der alte Herr leistete Widerstand – der Soldat aber zog sein Seitengewehr hervor, und versetzte ihm einen Schlag quer übers Gesicht – er hatte sein Leben lang eine Narbe zurückbehalten – die Umstehenden traten für uns ein, ein anderer Soldat riß Sie aus den Armen der Amme, wickelte Ihre Windeln auf, um zu sehen, ob nicht Banknoten oder Brillanten darin versteckt waren, als er aber merkte, daß keine vorhanden waren, zerriß er die Windeln absichtlich und warf sie fort, da ereignete sich ein neues Unglück. Sie erinnern sich doch noch an unseren Platon, der jetzt Soldat ist; er liebte es, ein wenig zu trinken und war an jenem Tage sehr unternehmungslustig, schnallte sich einen Säbel um und spazierte so umher. Der Graf Rostopchin hatte einen Tag vor dem Einzug der Feinde an alle Leute Waffen aus dem Arsenal verteilen lassen, und so hatte denn auch sich einen Säbel verschafft. Gegen Abend kam ein französischer Dragoner in den Hof geritten; neben dem Stall stand ein Pferd, und der Dragoner wollte es mitnehmen, aber Platon stürzte wie ein Rasender auf ihn los, packte das Pferd am Zügel und rief:“ Das Pferd gehört uns, du sollst es nicht haben“. Der Dragoner zog seine Pistole, sie war jedoch offenbar nicht geladen. Unser Herr sah dies alles und rief dem Platon zu: „Laß doch das Pferd! Das ist nicht deine Sache! Was willst du tun?“. Doch Platon hatte schon seinen Säbel gezogen und führte einen furchtbaren Schlag nach dem Soldaten, so daß dieser wankte; er aber ließ ihn nicht los und drang immer heftiger auf ihn ein. „ Das ist unser Tod“,- dachten wir, wenn seine Kameraden das sehen, dann ist es um uns geschehen. Unterdessen war der Dragoner vom Pferde herabgesunken, Platon packte ihn bei den Beinen und warf ihn in eine Grube, obwohl der arme Kerl noch nicht ganz tot war. Das Pferd aber stand da und wollte nicht fort; es stampfte mit den Hufen, wenn es Verstand hätte. Die Unsrigen führen es in den Stall, wo es wahrscheinlich verbrannt ist. Dann verließen wir, so schnell es ging, den Hof, denn das Feuer wütete immer schrecklicher und schrecklicher um sich. Todmüde und ohne etwas gegessen zu haben, retteten wir uns in ein Haus, das das Feuer verschont hat und ließen uns nieder, um ein wenig auszuruhen; aber es ging keine halbe Stunde, da kamen schon wieder Leute gelaufen, die uns zuriefen:“ Fort! Fort! Feuer! Feuer!“….“Erst es zu dämmern begann, kam unser Herr in Begleitung eines Offiziers zurück“…“ Als mein Vater seine Arbeit als Brandmeister beendet hatte, begegnete er in der Nähe des Klosters des „Heiligen Märtyrer“ einen Schwadron italienischer Reiter, trat an ihren Anführer heran und erzählte ihm in italienischer Sprache, in welch schrecklicher Lage er und seine Familie sich befänden. Der Italiener war glücklich. La sua dolce favella zu hören, versprach ihm Rücksprache mit dem Herzog von Trviso zu nehmen und uns eine Schildwache zu schicken, um die Wiederholung ähnlicher Szenen, wie die im Garten Golohwastows, zu verhüten. Er rief einen Offizier, gab ihm Instruktionen und befahl ihm, meinen Vater zu begleiten. Als der Offizier vernahm, daß wir alle schon zwei Tage lang nichts zu essen bekommen hatten, führte er uns vor einen zerstörten Laden. Der Fußboden war mit Blütentee, Levantekaffe und einer großen Menge Feigen, Rosinen und Mandeln bedeckt; wir stopften uns die Taschen voll, am Dessert fehlte es uns also nicht. Die Schildwache leistete uns ausgezeichnete Dienste: mehr als zehnmal wurden unsere armen Frauen und auch wir vergewaltigt und von Soldatentrupps belästigt.“ Der große Brand wütete sechs Tage und zerstörte drei Viertel aller Häuser in Moskau.

Der russische Gouverneur Fürst Rostopchin hat die heilige Stadt der Russen geopfert. Wie in seiner „Weltgeschichte“ Kurt M. Jung berichtet: „Die Große Armee aber, die nach den überstandenen Strapazen auf eine Ruhepause und eine Ergänzung ihrer Vorräte gehofft hatte, stand vor einem einzigen rauchenden Trümmerfeld. Dessen ungeachtet blieb Napoleon fast einen Monat in Moskau, weil er glaubte, den Zaren schließlich doch noch verhandlungsbereit zu finden. Viele kostbare Wochen, die den unvermeidlichen Rückzug der Großen Armee noch zu einer verhältnismäßig günstigen Jahreszeit ermöglicht hätten, waren verstrichen, bis der französische Kaiser endlich das Vergebliche seines Wartens erkannte und den Rückzug befahl.“( S.475)

Dank Kutusov Strategie war die russische Armee gerettet, die 34 000 Mann starke Moldau –Armee schloß sich den Truppen Tormassow an den Pripjetsümpfen an, an der Düna stand unversehrt das Korps Wittgenstein, in Riga waren 12 000 Schweden unter General Steingell eingetroffen, England schickte 50 000 neue Gewehre. Der stärkste russische Bundesgenosse war der nahende Winter, und Kutusow sagte: mit den beiden Soldaten Zeit und Geduld sei jeder Gegner bezwungen!“ Nachschubsschwierigkeiten und der einsetzende Winter zwangen Napoleon und seine Alliierten nach wenigen Wochen zum Rückzug. Schon in Smolensk betrug die Kampfstärke der sich aus Moskau zurückziehenden Armee nur noch 49 000 Mann. Lediglich Teile der Kaisergarde unter Marschall Ney, einige Schweizer- Regimenter und ein kleines Korps Bayern entrannen als geschlossene Truppenteile; Hunderttausende Tote aber bedeckten die Schneefelder Rußlands, Zehntausende wurden als Gefangene in die Weiten des Ostens getrieben. Die Russen verfolgten das französische Heer und zwangen es, seinen Rückzug entlang der Vormarschstrasse zu nehmen, auf der es nur mangelhafte Unterkünfte und wenig Verpflegung gab.

Die Weltgeschichte“ vom Kurt M. Jung teilt uns mit: „Unter den schwierigsten Umständen, ohne ausreichende Verpflegung und in zerrissenen Monturen, dazu pausenlos von den Russen und ihren Kosaken umgeschwärmt, schleppte sich das napoleonische Heer mühelos nach Westen. Die Russen, stets gegenwärtig, vereitelten jeden Versuch Napoleons, ihr Land in einer anderen Richtung zu verlassen, so daß die an allem Mangel leidende Armee, auf den durch den Krieg verwüsteten Vormarschweg gedrängt, keine Möglichkeit fand, sich durch Requisitionen wenigstens mit dem Nötigsten zu versehen. Den Höhepunkt der Katastrophe bildete der Übergang über die Beresina (November 1812). Unter dem Bombardement der russischen Artillerie setzte das Heer auf eilig geschlagenen Notbrücken über den durch Hochwasser und Eisgang angeschwollenen Strom, wobei Hunderte in den eisigen Fluten versanken. Hunger und Frost hatten die stolze Armee der Auflösung nahegebracht. Zerlumpt und auf wenige rausend zusammengeschmolzen, erreichten die Kerntruppen des französischen Kaisers die russisch-polnische Grenze“.(S.475).

Unzählige Überfälle dezimierten die Grande Armee. Beim Übergang über (die) Berezina bei Studjanka wurden die Franzosen vernichtend geschlagen. Hunger, Kälte und Krankheiten führten zur endgültigen Auflösung der „Großen Armee“ Napoleons. Der deutsche Historiker Johannes Willms schreibt, das „war der Anfang vom Ende Napoleonischer Herrschaft über Europa und der Beginn von Rußlands Aufstieg zur beherrschenden Macht des Kontinents… Die Taktik der Russen war das Spiel der Katze mit der Maus… Die russischen Oberbefehlshaber Barclay de Tolliy und Kutusov weigerten sich, den Krieg nach Napoleons Regeln zu führen, indem sie immer vor ihm zurückwichen…..der russische Winter war nicht, wie Napoleon behauptete, die Ursache für das militärische Debakel der Grande Armee. Der Feldzug war bereits vor Moskau verloren. Als Napoleon hier eintraf, hatte er schon zwei Drittel seiner Streitmacht eingebüßt. Allein das zeigt, daß selbst eine sehr große, gut ausgebildete Armee nicht imstande war, ein derart riesiges und kaum erschlossenes Territorium wie Rußland zu erobern“. Wir möchten mit dieser These des Herrn Willms nicht polemisieren, aber wir versuchen seine Argumente und Vorstellungen mit unserem Beitrag zu erweitern. Beim Rückzug fand die Napoleonische Armee in den niedergebrannten und ausgeplünderten Dörfern kein Stück Brot mehr. Überall lauerten Kosakentrupps und Partisanenbanden. Die Franzosen töteten die entkräfteten Pferde um sich von ihrem Fleisch zu ernähren. Kaum einer schleppte noch seine Moskauer Trophäen mit. Selbst das Kreuz vom Turm Iwan des Großen, Napoleons Beutestück, wurde in einen See geworfen.

Als Bild des Schreckens bot sich den französischen Veteranen am 29. Oktober 1812 erneut das Schlachtfeld von Borodino zum zweiten Mal dar: „der von Kanonenkugeln aufgewühlte Boden war mit Helmen, Kürassen, Wagenrädern, Waffen, Uniformfetzen und 30 000 menschlichen Kadavern bedeckt, an denen sich die Wölfe gütlich getan hatten“( aus Erinnerung des Obersts Marbot), der Hunger und alle die russischen Bauern und die Bevölkerung anderer Nationalitäten Rußlands die sich bewaffnet hatten, um für Gewalttaten Rache zu nehmen, die sie zuvor erlitten hatten, hat die Grande Armee in eine Gespenstarmee verwandelt und sie zu Kapitulation gezwungen.

Die erste Geige in diesem Spiel und in diesem Sieg über Napoleon spielten die Moskauer Wissenschaftler der Gesellschaft für Naturforschung( MOIP). Sie hörten auf den Befehl des 67. jährigen Feldmarschalls Kutuzov an alle russischen Armeen vom 2. Oktober (10. November) 1812: „Also werden wir den Feind unermüdlich verfolgen. Der Winter kommt heran mit Schneestürmen und Frost: habt ihr diesen zu fürchten, ihr Kinder des Nordens? Eure eiserne Brust schreckt weder die Härte des Wetters noch der Grimm des Feindes. Ihr werdet imstande sein, auch kurzfristigen Mangel, falls dieser eintreten sollte, zu ertragen. Gute Soldaten zeichnen sich aus durch Härte und Geduld, die Altgedienten werden den Jungen Vorbild sein. Jeder denke an Suvorov: er hat gelehrt, Hunger und Kälte zu ertragen, wenn es um den Sieg und den Ruhm des russischen Volkes geht. Vorwärts, mit uns ist Gott, vor uns der geschlagene Feind; hinter uns aber werde wieder Ruhe und Sicherheit“.

Der dreizehnjährige Alexander Puschkin, der vor dem Zaren Alexander des 1. im Zarskoje Selo sein berühmtes Gedicht vortragen durfte, das glühende echte Töne eines Begnadeten zeigte und die Stimmung des Volkes Rußlands wiedergab, bestätigt Kutuzows Strategie:

Foto des 13 jährigen A.Puschkin

Erzittere, Tyrann, du muß uns unterliegen:

der letze Fusssoldat bedräut dich als Gigant!

Und sterben wollen wir im Schlachtfeld oder siegen

Für Gott und Zar und Vaterland!

Wie wittern kühn der Rosse Nüstern

Rings in dem endlos blachen Feld!

Von Kriegern wimmelt es, von Heeren ruhmeslüstern,

Das Herz begeisterungsgeschwellt.

Sie eilen in den Kampf als wie zum Jubelschmause,

da donnerts von den Höh n um wogendes Gefild,

die Luft dröhnt Schwertergeklirr und schrilles Pfeilgesause,

und heißes Blut bespritzt den Schild.

Sie kämpfen – Sieger sind die Reussen! Der hochmutttrunkne Franke feucht…“

O Moskau, Heimat meiner Kindheit,

Wo ich mein erstes Glück genoß,

Wo mir in Heiterkeit und sorgenfreier Blindheit

Des Lebensblüte sich erschloß.

Du haßt den Feind gesehen, das Haupt verächtlich heben,

Blut hat gerötet dich und Feuer dich zerstört!

Ach, deiner Rache hab ich nicht geweiht mein Leben,

Nur glühend hat mein Zorn gegärt!“

Nach diesem Gedicht des Knaben Puschkin wandte sich der Zar an den deutschen Freiherrn, lächelte rätselhaft und verschlossen und sagte: „Gewiß, wir werden sie schlagen; ganz sicher werden wir sie hinausjagen. Man darf nicht nachgeben!“.

Dieses Gedicht des Kindes Alexander Puschkin zeigte die Stimmung der Bevölkerung Rußlands. Die russischen Bischöfe und Geistliche hatten wohl recht, als sie verkündeten, der Kampf gegen Napoleon sei „der Kampf gegen den Antichrist, der das heilige Rußland vernichten wolle“. Die Bezeichnung „Vaterländischer Krieg „ ist kein hohles Pathos. In dieser Zeit spielte sogar der Zar Alexandr 1. mit den Gedanken der Vereinigung aller Konfessionen und um die Erneuerung des Christentums durch andere Konfessionen. Besonders Offiziere, die 1813 bis 1815 in Westeuropa mit dem Begriff der Freiheit bekannt geworden waren, fanden sich im „Bund der Rettung“, oder „ Bund der Wohlfahrt“ zusammen.

Wir versuchen eine Vorstellung zu bekommen, was die Wissenschaftler der Lomonossov Universität und der Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) bei der Lomonossow Universität diese Borodinoschlacht und Moskausbefreihung von Napoleon miterlebt, mitgewirkt und überwunden haben.

In Europa hatte der Untergang der Großen Armee die Hoffnung der Völker auf eine Befreiung vom französischem Tyranen Joch neu belebt.

2.

Die Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP)

Es ist unser Bedürfnis,

der ganzen Menschheit

zu dienen, vor allem

gerecht zu sein

Und nur die Wahrheit

zu suchen

(Petr Vjazemskij)

Es ist löngst bekannt: „Wissenschaftlicher Fortschritt macht moralischen Fortschritt zu einer Notwendigkeit; denn wenn die Macht des Menschen wächst, müssen die Hemmungen verstärkt werden, die ihn davon abhalten, sie zu missbrauchen“.

Die Moskauer Lomonossov Universität, die unter kaiserlicher Schutzherrschaft erbaut wurde und „allen Jungen Leuten aller Stände, die wünschten ihren Geist mit allerlei Kenntnissen zu bereichern, die Ehre zu erweisen, sich als Studenten einschreiben zu lassen. Die Universität versprach feierlich ihren neuen Bürgern besonderen Schutz und besondere Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen und ihnen alle Rechte und Privilegien zu übertragen, die der Kaiser gewährt hat. Nach Absolvieren von drei Studienjahren können die Studierenden in der Zivilverwaltung einen Rang einnehmen, der dem des Majors in der Armee entspricht, als Anerkennung und Belohnung ihrer Arbeit an der Universität“. Die Moskauer Gesellschaft für Naturforschung( MOIP: http://www.moipros.msu.ru) wurde 1805 gegründet. Die Begründer dieser Gesellschaft waren die Professoren und die Studenten der Moskauer Lomonossov Universität(http://www.moipros.msu.ru).

Viele Mitglieder der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) bei der Moskauer Lomonossow Universität kämpften gegen Napoleon während des Vaterländischen Krieges 1812. Viele von ihnen haben tiefe Spuren in der Geschichte Rußlands hinterlassen. Sie haben einen unermeßlichen Beitrag zur Geschichte der Wissenschaft, Bildung und Kultur geleistet. Viele von ihnen nahmen an der Borodino Schlacht teil.

Die Moskauer Gesellschaft für Naturforschung(MOIP) ist unter Wissenschaftlern, Naturforschern und allen, die die Natur lieben sehr populär. Aus ganz Rußland werden hierher an die Gesellschaft verschiedene Exponate geschickt. Alles, was geschenkt wurde, wird gründlich untersucht und den neuen Abteilungen der Lomonossow Universität geschenkt. Laut den Paragraphen 6. Und 7. Der Satzung von MOIP vom 1837 “ Alle Objekte der Naturgeschichte werden in der Lomonossow Universität aufbewahrt für die absolute Erforschung, Untersuchung und Beschreibung“.

Die Regierung hat die Wichtigkeit der Tätigkeit von MOIP erkannt und die MOIP-Gesellschaft vom Zoll befreit. Das war in den 20-er Jahren des X1X Jahrhunderts. Die Museen, Biologische Stationen und der Moskauer Zoo wurden auch vom Zoll befreit.
Die Mitglieder von MOIP waren berühmte Wissenschaftler: Leibniz, C. Darwin, J. W. von Goethe, A. Eifel, Albert Einstein D. I. Mendelejev, V. I . Vernadkij, A. E. Fersmann, D. L. Landau,
S. I. Vavilov, P. L. Kapiza und viele andere. Nach dem D. I. Mendelejev Mitglied von MOIP wurde, schrieb er im Jahre 1885: “Die Moskauer Gesellschaft für Naturforschung hat mich in ihre Reihe aufgenommen, hat mir eine solche Ehre erwiesen, wie ich sie noch nie in meiner Tätigkeit hatte“. Das hat Dmitrij Ivanovich gesagt, nach dem er als Wissenschaftler weltberühmt wurde und Mitglied vieler ausländischen wissenschaftlichen Vereinigungen war.

Im Jahr 2012 feiert die Gesellschaft für Naturforschung ihren 207. Geburtstag.
Seit Ihrer Gründung erforschte die Gesellschaft die Natur und Pflanzen, auch die verschiedensten Tierarten des Moskauer Gebiets und beschreibt sie ausführlich. Kleine Gruppen von Wissenschaftlern und Studenten haben einige Bezirke der Moskauer Region gründlich erforscht. Es wurden zoologische und botanische Untersuchungen, topographische und hydrologische Arbeiten durchgeführt. Der Leiter der damaligen ersten Expedition war G. I. Fischer von Waldheim. Im Flußbett von Ratowka in der Nähe der Stadt Vereja entdeckte er ein Mineral, den er Ratovtit nannte, das ist das einzige ernannte Mineral zu Ehren des Objekts der Moskauer Gebiets. Im Jahre 2009 feierte die Lomonossow Universität den 200 Jahrestag der ersten Expedition. Das Leitmotiv der Konferenz war „Die Natur hat keine administrativen Grenzen!“. Die Moskauer Region ist nicht nur Moskau und Moskauer Gebiet. Zum Beispiel die Smolensk-Moskauer Erhöhung fängt an (wo?) und endet weit entfernt vom Moskau Gebiet. Der zweite Tag der Konferenz fand im Museum für Geschichte, Architektonik und Kunst in der Nähe des Klosters „der Neue Jerusalem“ in der Umgebung der Stadt Istra des Moskauer Gebiets statt. Dieses Museum gehört als Kollektivmitglied der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP). Die Teilnehmer der Konferenz machten sich auf den Weg nach der Spuren der ersten Expedition von MOIP, haben viele Photos und Zeichnungen gemacht, die auf vielen Ständer der Ausstellung gezeigt waren. Der verdiente Künstler Rußlands Vassilij Alexandrovich Bubnov hat auf 8 Bildern die Landschaften dieser Umgebung gemalt. Vier von dieser Bildern hat er der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) geschenkt. Diese Bilder schmücken jetzt die Wände der Lomonossow Universität.

Man muß betonen, das viele renommierte deutsche Wissenschaftler und Forscher Mitglieder der Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) waren, darunter J. W. von Goethe, Alexander und Wilhelm von Humboldts, der berühmte Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, die berüchtigten Professoren aus Göttingen, genannt „Die Göttinger Sieben“. Diese „Die Göttinger Sieben“ waren Eduard W. Albrecht, die Brüder Wilhelm und Jakob Grimm, Wilhelm Weber, Friedrich Chr. von Dahlmann, Historiker und Staatsmann G. Gerwinus, August Ewald, der bahnbrechende Naturwissenschaftler Gaus und viele andere. So entstand eine enge Verbindung und Zusammenarbeit der russischen und der deutschen Universitäten, besonders mit der Moskauer Lomonossov Universität. Die Professoren von der Lomonossov Universität unterstützten einen weitverzweigten „Göttinger Verein“. So wurde das Professorentum in der europäischen Geschichte zur politischen Macht. Man hat nicht vergessen, wie Ernst August in Alexander von Humboldts Gegenwart sagte: „ Professoren, Huren und Ballettänzerinnen kann man für Geld überall haben“. Besonders hoch schätzten die Mitglieder der Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) und die Professoren der Lomonossow Universität das Werk Wilhelm von Humboldt „Theorie der Bildung des Menschen“: „Was verlangt man von einer Nation, einem Zeitalter, wo dem ganzen Menschengeschlecht, wenn man ihm seine Achtung und seine Bewunderung schenken soll? Man verlangt, daß Bildung, Weisheit und Tugend so mächtig und allgemein verbreitet als möglich unter ihm herrschen!“. Man schätze in Rußland den Blick von Humboldt auf das Zusammenleben der Staaten und Völker und seine Ideen über die Verständigung zwischen Menschen gleicher Sprache. “Die Sprache ist kein freies Erzeugnis des einzelnen Menschen, sondern gehört immer der ganzen Nation… Die Sprache ist gleichsam die äußerliche Erscheinung des Geistes der Völker; ihre Sprache ist ihr Geist, und ihr Geist ist ihre Sprache; man kann sie beide nicht identisch genug sehen. Die Sprache ist eigentlich die „wahre Heimat des Menschen, heißt es in den „Briefen an eine Freundin“.

Fotos von A+W. von Humboldts

Wilhelm von Humboldt traf sich mehrmals mit Kutusov, den er als hervorragenden Feldherr, Oberbefehlshaber im Vaterländischen Krieg 1812 durch seinen Freund Clausewitz schätzte. Der Oberbefehlshaber der vereinigten preussisch-russischen Armee 1813 verbreitete Kutusow den „Aufruf an die Fürsten und Völker Deutschlands vom 25. März 1813, wo allgemein von der „Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reiches“ gesprochen wurde. Deswegen hatte sich Humboldt vor der napoleonischer Invasion in Rußland als nüchterner realistischer Beobachter und kühler Prognostiker der europäischen politischen Lage, der österreichischen Verhältnisse und der voraussichtlichen österreichischen Politik erwiesen. Noch ehe das erste Jahr des Befreiungskrieges vorüber war, schrieb er an seine Frau Karoline aus Darmstadt am 13. Dezember 1813: “ Glaube mir, teuere Li, es gibt nur zwei gute und wohltätige Potenzen in der Welt; Gott und das Volk. Was in der Mitte ist, taugt reinweg nichts, und wir selbst nur insofern, als wir uns dem Volke nahestehen“.

Seit den ersten Tagen der Gründung der Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) an der Lomonossow Universität begann die intensive wissenschaftliche Forschungsarbeit zum Wohl des russischen Volkes. Schon im 1805 war die erste Nummer der Zeitschrift für Naturforschung veröffentlicht. Diese Ausgabe wurde dem Zaren Alexander dem 1. geschenkt. Im 1805 bekam die Gesellschaft den Statut der Imperatorischen Gesellschaft, das bedeutete die persönliche Unterstützung des Zaren. Die Gesellschaft stand jetzt unter der Schirmherrschaft des Zaren. Außerdem hat der Imperator einen Erlaß ausgegeben, daß das Ministerium der Volksbildung besondere Finanzierung für diese Gesellschaft für die Durchführung der Expeditionen, für die Herausgabe der wissenschaftlichen Texte, für die Bibliothek und die Bezahlung 6 Mitarbeiter vorsieht. Die Regierung des Zaren hatte die staatliche Wichtigkeit dieser Gesellschaft begriffen und sogar die Postsendungen der Gesellschaft vom Zoll befreit. Alexander der 1 war der erste Mäzen dieser Gesellschaft. Die Moskauer Forschungsgesellschaft MOIP hat seit 1805 die erste wissenschaftliche Medaille zum Ehren des Alexander des 1. gegründet, um die besten Wissenschaftler zu würdigen.

Die Präsidenten von MOIP bis 1870 waren die staatlichen Beamten des höheren Ranges, danach wurden sie aus den Reihen der Wissenschaftler ausgewählt. Das waren keine „Hochzeitsgeneräle“, das waren Leute, die finanzielle Hilfe für die Gesellschaft leisteten, die ehrenamtlich der Wissenschaft dienten.

 

3.

Die Präsidenten von MOIP und die MOIP -Mitglieder im vaterländischen Befreiungskrieg 1812 gegen Napoleon

In der Geschichte herrscht

eine Aufeinanderfolge der Nationen:

Eine nach der anderen tritt hervor,

steht sozusagen Schildwache und

verrichtet der Menschheit ihren Dienst.

O Rußland ! Mein Vaterland!

Deine Zeit ist gekommen,

in die Laufbahn zu treten,

die höhere Arbeit für die Menschheit

zu beginnen und deren

edelste Kräfte zu offenbaren.

  1. S. Chomjakov)

Die Persönlichkeit, sie allein schafft das Edle und Sublime, während die Herde als solche stumpf im Denken und stumpf im Fühlen bleibt“

(A.Einstein)

G.Kh.-K.: Professor Sadchikov! Es ist bekannt, das im Krieg gegen Napoleon 1812-1814 und an der Borodino Schlacht viele MOIP Mitglieder teilgenommen haben. Erzählen sie uns bitte darüber.

Prof. A. Sadchikov: Als Napoleon sich der Moskau näherte, gingen alle Studenten und Professoren der Moskauer Universität in die Landwehr und sammelten Geld für die Armee. Der Dekan der medizinischen Fakultät M. J. Mudrov, er war Mitglied von MOIP, hat die Hälfte seines Jahreslohns der Armee verschenkt. Er kurierte und heilte kostenlos Soldaten die in der Borodino Schlacht verwundet wurden. Er war Familiendoktor der Eltern des berühmten russischen Dichters Alexander Puschkin. Es ist sehr interessant, daß Leo Tolstoj ihn in seinen Roman „Krieg und Frieden“ genannt hat. M. I. Mudrow heilt im Roman die Hauptheldin Natascha Rostowa.

G.Kh.-K.: Herr Professor Sadchikov! Wissen sie, daß als der Roman „Krieg und Frieden“ erschien, nahm die ganze vornehme Gesellschaft Rußland leidenschaftlichen Anteil daran und versuchte zu erraten, wen der Verfasser darin dargestellt hat. Besuchov und Fürst Andrej gehören zu den wenigen, die kein Vorbild haben. Natascha Rostowa ist Tanja Behrs, die jüngere Schwester Sonjas Tolstoj, die die Werke ihres Mannes Leo Tolstoj kopierte und das Manuskript von „Krieg und Frieden“ im Ganzen siebenmal abgeschrieben hat. Der Roman, der zuerst unter dem Titel „Das Jahr 1805“ erschien, erhielt den Namen „Krieg und Frieden“ erst 1867 und dabei ließ sich Tolstoj von einem wenige Jahre zuvor erschienenen Buch von Proudhon inspirieren. „Krieg und Frieden“ war das Ergebnis einer gewaltigen, sechs Jahre dauernden Arbeit. Während dieser Zeit hatte Tolstoj nichts versäumt, seinen Stoff aufs Beste zu beherrschen. Er hatte zwei volle Tage in Borodino verbracht und war bei strömendem Regen nach allen Richtungen über das Schlachtfeld gewandert. Er kehrte nach Moskau und schrieb an seine Frau, er sei überzeugt, die berühmte Schlacht darstellen zu können, wie es noch nie geschehen sei. Leo Tolstoj war auch MOIP-Mitgled und seine Vorväter kämpften gegen Napoleon. Sein Urgroßvater mütterlicher Seite Nikolaj Sergejewich Wolkonskij und sein Vater Graf Nikolaj Tolstoj, der als Oberstleutnant an den Feldzügen in Rußland, Deutschland und Frankreich heldenhaft gegen Napoleon kämpften, genauso wie sei Onkel Graf Peter Tolstoj, zeitweise russischer Botschafter in Paris und passionierter Gegner Napoleons, der den Verdacht hegte, daß Bonapartes eigentliches Ziel es war, Rußland aus Europa zu verdrängen und es zu einem „asiatischen Staat zu machen, es gegen Persien und Indien zu hetzen, um es im Interessenkonflikt mit anderen Mächten zu zerreiben. Nicht zufällig bekannte sich Napoleon auf St. Helena: „Ich hätte das türkische Reich mit Rußland teilen können, davon ist auch mehr als einmal zwischen uns die Rede gewesen. Konstantinopel hat es immer wieder gerettet. Diese Hauptstadt war das große Ärgernis, der wahre Stein des Anstoßes. Rußland wollte sie; ich konnte nicht zustimmen: Sie ist ein zu kostbarer Schlüssel; sie allein ist ein Kaiserreich wert; wer sie besitzt, regiert die Welt…“

Herr Professor Sadchikov ! Wissen Sie, was ich dabei meine. Alexander 1., der in der Zeit der Morgenröte des Liberalismus lebte und der durch den Schweizer Friedrich-Cäsar Laharpe auf Wunsch seiner Großmutter Katharinas der Großen erzogen wurde, ein sehr schöner, aber ziemlich mittelmäßig begabter Mensch und seine Bildung lückenhaft war. Bei seinem Regierungsantritt waren für ihn Gerechtigkeit und Freiheit Leitsterne; er dachte an ein Parlament der Stände, das dem Herrscher bei der Regierung helfen sollte; er dachte an Pressefreiheit und natürlich an Befreiung der Leibeigenen. Es war ähnlich wie bei seiner Großmutter und hat ähnlich wie bei ihr geendet. Alexander war der fesselndsten Erscheinungen seiner Zeit, und die Geschichte Europas hat durch ihn vielfache Beeinflussung erfahren. Man muß nicht vergessen, daß auf Alexanders begeisterungsfähige Seele die Persönlichkeit Napoleons einen sehr mächtigen Eindruck machte, dazu kam das unverhüllte Angebot der Teilung der Weltherrschaft, mit dem Napoleon den Eroberungslüsten von Alexander schmeichelte. Als Napoleon Rußland überfiel, erlebte Rußland ihre große Zeit. Genau wie zweihundert Jahre zuvor glühte überall der nationale Opfermut in großartiger Stärke empor. Napoleon traf auf eine Erbitterung wie zuvor nur in Spanien. Die Napoleons Friedensangebote wurden von Alexander 1., dem der Freiherr vom Stein nicht umsonst zur Seite stand, überhaupt nicht beachten. Wie Paul Sehte in seiner „Kleinen Geschichte Rußlands“ schreibt: “In den russischen Steppen ging Napoleons Große Armee zugrunde, und die Freiheitskriege zerbrachen das französische Joch“. Und wenn ich mich nicht irre, Vassilij Andrejevich Zhukovskij war auch dabei, ich meine unseren berühmten Dichter und guten Freund von Goethe.

Photo von Zhukovskij

Prof. A. Sadchikov: Ja, Zhukovskij Vassilij Andrejevich war auch Mitglied der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung. In August 1812 wurde er in die Moskauer Landwehr als Oberst aufgenommen. Er war mit seinem Regiment in der Reserve. Der Feldmarschall Kutusow wollte dieses schlecht vorbereitete Regiment der Volkswehr nicht in „Kugelfleisch umwandeln“ und hat Zhukovskij verboten an der Schlacht teilzunehmen. Zhukovskij war Kutuzov Stab zugeschrieben und sollte den Feldmarschall überall persönlich begleiten Zhukovskij hat 1812 das berühmte Gedicht über den Vaterländischen Krieg geschrieben: “Der Sänger im russischen Militärlager“, dass außerordentlich populär war. Für seine Teilnahme an der Militärkompanie gegen Napoleon bekam Zhukovskij den Titel Stabs-Kapitän und wurde durch den Orden der Heiligen Anna ausgezeichnet. Die russischen Wissenschaftler-Naturalisten schätzten Zhukovskij als Laienbotaniker.

G.Kh.-K.: Herr Professor Sadchikov! Viele berühmte russische Literaten damaliger Zeit, die MOIP abgehörten, solche wie G. R. Derchavin (1743-1816), I. A. Krylov (1768-1844), K. Batjuschkov (1787-1878), P. Vjazemskij (1791-1878), A. Delvig (1798-1831), M. Lermontov (1817-1841)( mit seinem „Borodino“),A. S. Gribojedow (1795-1830), Caroline Pavlova (1807- ) und andere haben die allgemeine Trauer und das Leid des Volkes in ihren Gedichten ausgedrückt.G. R. Derchavin hat eine Religiöse „Lyro-epische Hymne auf Vertreibung der Franzosen“ geschrieben. Seine Ode „Auf den Tod des Fürsten Mescerskij“ stellt die Tugunde des großen Staatsmann und Feldherrn 1812 als „Sohn von Pracht, Genuß und Glück“.

Der bedeutendeste russischer Fabeldichter, der „homo novus“ und sozialer Empörer Ivan Krylov hat auch seine Satire „Der Wolf in der Hundehütte“ und viele Gedichte in der Verbindung volkstümlicher Sprechweise mit der Hochsprache Reichgtum und Susdruckskraft des russischen Geistes auf Napoleonvertreibung verfasst. Viele seiner Sätze wurden zu geflügelten Worten wärend des Krieges gegen Napoleon.

Der hervorragende Dramatiker und zukünftiger Diplomat A. S. Gribojedow, der an der Lomonossow Universität gleichzeitig im Pension für Adelige Kinder im Alter 11 Jahre auf drei Fakultäten aufgenommen wurde, wo er Philologie, Sprachen, Rechtwissenschaften und an der Fakultät für Mathematik und Physik studierte, kämpfte gegen Napoleon als grüner Jungling. Mit 14 Jahren wurde ihm bereits der wissenschaftlichen Titel der „Kandidat der Philologie“ (das dem heutigen Doktor Titel gleicht) verlihen. 1812 sollte er den Doktor Titel in Jura bekommen, aber er ging freiwillig in die Armee in einen Husaren Corps als Kornett. Der Krieg 1812-1815 unterbrach seine glänzende wissenschaftliche Laufbahn. Ab 1817 war er im diplomatischen Dienst. Er beherrschte viele Sprachen, besonders Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Latein, Griechisch, Persisch, Arabisch und Türkisch frei. Wegen Verbindungen zur Dekabristenbewegung wurde er verhaftet. Seine Freunde waren die zukünftigen Dekabristen, die Jungen Generäle 1812: I. D. Jakuschkin, der in Moskau 1825 den Militärputsch organisieren wollte, N. I. Turgenev, N. und I. Muravjovs , V. F. Rajevskij, S. P. Trubezkoj, A. I. Jakubovich, Küchelbecker und andere. A. S. Gribojedow wurde freigesprochen und als Gesandter nach Persien geschickt, wo er von einer aufgeputschten Volksmenge ermordet wurde. Seine Komödie „Verstand schafft Leiden“ (1833) (in anderer Übersetzung als „Geist bringt Kummer“ (1948) gehört zu den besten Werken der russischen Klassik. Er hat auch seine „Erinnerungen „Das Jahr 1812“ hinterlassen.

Der geistige Führer der russischen Slavophilen Aleksej Stepanovich Chomjakov(1804-1860), der an der Lomonossov Universität Mathematik studierte und sein Studium an der Universität mit dem Grad eines Kandidaten der Mathematik 1822 abschloss, er war MOIP-Mitglied und hat auch Gedichte gegen Napoleon geschrieben. Er hatte viele vielfältige Talente: ein technischer Erfinder, Philosoph,, Theologe, Dichter, , Historiker, glänzender Mathematiker und Physiker. Seit 1822-1825 war er im Militärdienst in Paris anderthalb Jahre, wo er den zentralenBegriff „Sobornostj“ und den Begriff der“integren Ganzheit“ der Kirche ausgearbeitet hat, die er als die sichtbare, irdische und die unsichtbare, himmlische Kircheverstand, die „ der Geist Gottes ist, der sich selbst wiss und seiner nicht unwissend sein kann“ ausgearbeitet hat. Das russische Wort „Sobornostj“ entspricht dem Begriff Katholizität“ der Kirche., weil Kirche keine Kompromisse in Dogma und Glauben hat. Sobornostj ist Sammlung, Versammlung, Versammenheit aller Gläubigen, also des Kirchenvolkes insgesamt als Einheit und Freiheit in Liebe.

Der Vater des berühmten Kulturhistorikers N. J. Danilevskij (1822-1885) war Brigadengenelal bei Kutuzow und hat seinem Sohn sehr viel über den Krieg gegen Napoleon erzählt. Danilevskij hat Lyzeum Zarskoje Selo absolviert, wo Puschkin studierte, diente im Kriegsministerium, studierte als Gasthörer Naturwissenschaften an der Petersburger Universität. Sein besonderes Interesse galt der Botanik. 1849 legte er Magisterexamen in diesem Fach ab, wurde mit den Ideen von Ch. Fourier sympatisiert, stand im Verdacht, aktiv am sozialrevolutionären Petraschewski-Zirkel teilgenommen zu haben und wurde für 100 Tage inhaftiert. Danilevskij war auch MOIP-Mitglied und seit 1853 arbeitete er als Staatiker zwei Jahre “zu einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung des Fischfangs auf der Wolga und im Kaspischen Meer“. Der Leiter der Expedition K. E. von Baier, der auch MOIP-Mitgliedwar.Er erkannte Danilevskis Begabung und förderte ihn auf jede Weise. Danilevskij führte insgesammt neun ausgedehnte Expeditionen zur Erforschung der Fischereiindustrie in allen Teilen Russlands durch. 1880 entdeckte er die Reblaus auf der Krim und erwirkte gesetzliche Massnahmen zu ihrer systematischen Bekämpfung. Während dieser Expeditionen entstand seine berühmte Arbeit „Russland und Europa. Eine Untersuchung über die kulturellen und politischen Beziehungen der slawischen zur germanisch-romanischen Welt“. Diese glänzende Arbeit wurde in Russland im Jahre 1869 veröffentlicht, ins Deutsche 1920 vom K. Nötzels übersetzt. In diesem Weltberühmten Werk von Danilevskij gibt es interessante Äusserungen über russische, französische, preussische und österreichische Heere, über Krige, über Napoleon, über Europäische und Russische politische Ziele.

Die berühmte Dichterin Caroline Karlovna Pavlova (1807-1893) (in der Stadt Jaroslavl geborene Janisch, starb in Dresden), (ihr Vater war ein Deutscher) hat die Zeit der Belagerung Moskaus im 1812 durch Franzosen als Kind erlebt. Ihr Vater ging als Arzt in die Kutuzow Armee. Man muß erwähnen, er war ein sehr von Studenten beliebter Professor für Physik, Chemie, Mathematik und Medizin an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie bei der Lomonossov Universität. Das Haus der Eltern in Moskau war verbrannt, das Gut in Smolensk von Franzosen geplündert. Caroline hat viele patriotische Gedichte über den Krieg 1812 geschrieben. Besonders bekannt ist ihr Gedicht „Moskau 1812“. Übrigens Caroline Pavlova war sehr eng mit Alexander von Humboldt befreundet. Er lebte sehr oft in Hause ihres Vaters. A. von Humboldt bewunderte ihre deutsche Gedichte, er hat ihre Gedichte nach Deutschland mitgenommen und Goethe gezeigt, der ihre poetische Gabe und die Kunst sehr hoch schätzte: „das Heftchen mit ihren Gedichten lag ständig auf dem Schreibtisch von Goethe“. In Caroline Pavlova war der Klassiker der polnischen Literatur der polnische Nationaldichter Adam Mickievich verliebt. Die romantische Freundschaft verband beide ihr ganzes Leben. Caroline Pavlova war hochbegabte Übersetzerin der französischen, deutschen und russischen Lyrik. Sie schrieb Gedichte in deutscher und französischer Sprache. Sie übersetzte russische Lyriker ins Deutsche: M. Lermontov („Dämon“), A. Puschkin ( sie hat sein Gedicht „Echo“, auch Fragmente seiner Dramen ins Deutsche übersetzt), die Gedichte von A. K. Tolstoj, E. A. Baratynskij (sie übersetzte fünf seiner Gedichte ins Deutsche und sein Poem „Der Ball“), die Gedichte von N. M. Jazykov, wie auch deutsche Werke ins Russische: F. Schiller, „Wallensteins Tod“ (1839–1868) und andere. Caroline Pavlova führte in Moskau einen viel besuchten Salon, den A. Puschkin und der berühmte russische Komponist Fjodor Nikolajevich Glinka besuchten; ich glaube Glinka war auch MOIP Mitglied ?

+Foto von F.N. Glinka

Prof. A. Sadchikov: Ja, Glinka Fjodor Nikolajevich war Ehrenmitglied von der MOIP. Dieser berühmter Komponist und Musiker war seit 1812 der Adjutant bei M. A. Miloradovich. Er nahm an allen Schlachten gegen Napoleon teil, darunter bei Borodino, Trauten, Malojaroslavez, Vjasjma und anderen. Seit 1815 bis 1816 hat Glinka acht Teile seines berühmten Werkes „die Briefe des russischen Offiziers“ veröffentlicht, in denen er die Napoleonischen Kriege von 1812 bis 1815 beschreibt. Im Jahre 1824 hat Glinka seine weltberühmte Romanze „Troika“ geschrieben, die bis heute in der ganzen Welt mit Begeisterung gesungen wird. Glinka hat der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) mehr als 250 Geographische Karten geschenkt, die heute in der Bibliothek von MOIP sorgfältig aufbewahrt sind, aber ich möchte noch über Ilja Jegorovich Gruzinov etwas sagen.

Gruzinov Ilja Jegorovich war Mitglied von MOIP. Dieser 32 jährige Professor der Medizinischen Fakultät der Lomonossov Universität nahm als Arzt der Moskauer Volksverteidigungsarmee an der Borodinoschlacht teil. Im Jahre 1813 erkrankte er an Typhus in der Armee an der Front, wo er verstorben ist. Während der anatomischen Untersuchungen, die er an den Leichen der gefallenen Soldaten durchführte, hat er eine wissenschaftliche medizinische Entdeckung gemacht: er hat festgestellt, daß die Quelle der menschlichen Sprache die Membrane von der Trachee (Luftröhre) sind.

G.Kh.-K.: Über welchen Borodinohelden möchten sie uns besonders erzählen?

Prof. A. Sadchikov: Ich möchte über Ilja Timofeevich Radojitskij erzählen.

Radojitskij Ilja Timofeevich, der Ehrenmitglied von MOIP war, und als Artillerist, Generalmajor ade, Direktor des Tula Gewehrwerke diente, hat seine erste Schlacht im Juli 1812 in der Nähe vom Ort Ostrovno. Er bekam den Orden der Heiligen Anna des 1V.Grades für die Tapferkeit. Im selben Jahr kämpfte er schon bei Vjasjma. Insgesammt diente er 44 Jahre in der russischen Armee. Sein Dienstweg reicht vom Unteroffizier bis zum General. Im Jahre 1835 hat er „ Die Feldzugsnotizen des Artilleristen vom 1812 bis 1816 „herausgegeben. Unter den Naturforschern wurde er als Laienbotaniker bekannt.

Er hat das 15 Bändige Buch in Handschrift unter dem Titel „Die Flora der Welt“ verfaßt. Zu diesem Buch hat er etwa 1500 Zeichnungen, Aquarellen von verschiedenen Pflanzen hinterlassen.

Alles wird sehr sorgfältig in der Bibliothek von MOIP aufbewahrt.
Zu Radojihskij Ehre ist die neue Pflanze (Radojitskia Turez.) genannt..
Außerdem hinterließ er literarische Werke und Poesie. Nach seinen literarischen Werken kann
man die Geschichte der Kriegshandlungen in Rußland der ersten Hälfte des XX Jahrhunderts erlernen. Er hat eine wunderbare Erzählung in Gedichten geschrieben, wo er den Helden des cherkessischen Volkes würdigt, gegen den er kämpfte und ihn trotzdem bewunderte. Dazu muß man seine administrative Tätigkeit als Direktors des Militärwerkes von Tula erwähnen.Wer war er in der Wirklichkeit? Ein Militäroffizier, ein Schriftsteller, ein Botaniker, oder Maler? Das Schießen aus Gewehren bedeutet Vernichtung, Zerstörung.Die Seele wird dabei hart, der Mensch wird grimmig. In der Natur unter den Pflanzen mit seiner Pallete erholt er sich. Die Literatur und Poesie vereinigt alles zusammen.

T. Radonijskij (1788-1861) kommt aus sehr armen Verhältnissen. Er beginnt seine Karriere beim Militär als kleiner Leutnant und im Laufe der 44 Dienstjahre wird er zum General. Um sich über seine literarische Fähigkeiten eine Vorstellung zu machen, muß man wissen, daß er mit Alexander Puschkin befreundet war. Puschkin hat er im Kaukasus kennengelernt. Nikolaj Gogol erwähnte in vielen seinen Artikel die Bücher von Radonijskij. Die Aquarelle von Pflanzen von I. T. Radonijskij sind so genau und präzise, so eindrücklich, das sie alle Beobachter entzücken. Sie alle sind in der Bibliothek von MOIP aufbewahrt, jeder Zeit kann man sie dort kennen lernen. Die Botaniker haben ihn verewigt. Sie haben zu seiner Ehre die erste von ihm beschriebene Pflanze benannt. Ein so begabter Mensch war Mitglied unserer MOIP – Gesellschaft. Radonijskij hat mit Auszeichnung die Imperatorische Militär Pavlov Kadetten Corps für Waisen Kinder absolviert und wurde mit 19 Jahren Leutnant. In dieser Lehranstalt studierten Kinder der verarmten Adeligen, die Kinder von Offizieren und Soldaten, die in verschiedenen Kriegen gefallen waren.

Nur diejenigen, die das Studium mit Auszeichnung absolviert haben, wurden mit Militärtiteln belohnt, die anderen wurden als Junkers in die Armee geschickt.

Die Soldatenkinder sollten verschiedene Berufe und Handwerke erlernen, die für die Armee sehr nützlich waren. I. T. Radonijskijs Militärdienst begann in der Artilleriegarnison bei Chersones. Im Jahre 1810 war er Leutnant, 1812 war er für seine Tapferkeit bei Ostrovno mit dem Orden der Heiligen Anna des 1V.Grades belohnt, dann war er bei Vjasjma. Im Borodinofeld wurde er schwer verletzt. Aber schon 1813 kämpfte er bei Bauzen (Sachsen), bei der Leipziger Völkerschlacht, wo er zwei Mal mit dem Orden des Heiligen Vladimir belohnt wurde. Er wurde 1814 für besonderen Mut im Kampf bei Paris zum Stabskapitän und 1819 zum Oberstleutnant berufen. Mehrmals wurde er in den Ruhestand entlassen, aber als Rußland die ausgebildeten Artilleristen brauchte, wurde er zum Dienst berufen. Er nahm im Russisch-persischen und Russischtürkischen Krieg teil, kämpfte in Kaukasus gegen die Bergbewohner und war im Krieg in Mittelasien. Vom 1831 bis 1835 diente er als Direktor der Tula Gewehrfabriken. Für seine besondere Leistungen im Dienst wurde er zum Oberst berufen und durch den Orden des Heiligen Georg des 1V. Grades ausgezeichnet. Nur 1850 wurde er zum Generalmajor berufen und dann vom Dienst suspendiert.

In vielen seiner literarischen Werke handelt es sich um Krieg und Kriegsoperationen. Viele seine Erinnerungen wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht, aber die Mehrzahl in der Zeitschrift „Die Vaterländische Notizen“(„Otechestvennije Zapiski“). Diese Zeitschrift (1818-1830) hat der berühmte Schriftsteller, Verleger, Geschichtsschreiber und Sammler P. P. Svinijin herausgegeben. Später wurden die Artikel von I. T. Radonijskij als Bücher herausgegeben:

Feldzugsnotizen des Artilleristen vom 1812 bis 1816“, M., 1835.

Feldzugsnotizen des Artilleristen in Asien vom 1829 bis 1831, „Militär Journal“ 1857.

Die geschichtlichen Berichte über die russischen Feldzüge in 1796 nach Dagestan und Persien unter der Leitung von Graf V. A. Subov“// Die Zeitschrift „Otechestvennije Zapiski“, 1827.

Kyz-Brun, cherkessische Erzählung“. Die Zeitschrift „Otechestvennije Zapiski“, 1827.

Die Unerschrockenheit von Artilleristen“ // Die Zeitschrift „Otechestvennije Zapiski“, 1826.

Die Briefe aus Stavropol“.// Die Zeitschrift „Otechestvennije Zapiski“, 1826.

Die Briefe vom Kaukasus zu P. P. Savinijnu“// Die Zeitschrift „ Die Lesungen Der Moskauer Gesellschaft für Geschichte und Altertümlichkeiten“, 1874.

In „Notizen von Feldzügen des Artilleristen von 1812 bis 1816“ beschreibt I. T. Radonijskij, wie nach den Schlachten bei Vitebsk und Smolensk in der russischen Armee tiefe Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit herrschte. Aber nach dem der Oberbefehlshaber Kutuzov eingestellt wurde, war die Armee nicht wiederzuerkennen. Alle jubelten, die Offiziere und Soldaten gratulierten einander . Sie glaubten an ihren Oberbefehlshaber. Überall hörte man Lieder und Musik, was es früher nie gab.

Photo von Kutuzov

Die Anwesenheit von Michael Kutusov wiederbelebte den Geist in allen Regimenten. Damals entstand dieses Sprichwort: „Kutuzov ist gekommen, Franzosen sind verschwommen“(„prijehal Kutuzov bytj franzusov“, «ПриехалКутузовбитьфранцузов»).

So beschreibt I. T. Radojizkij einige Episoden der Borodinoschlacht:

„Ich sehe, wie unsere Infanterie und das ganze Fußvolk mit den sehr dichten Massen des Feindes aufeinander trifft, ich sehe wie eine Menge auf den anderen feindlichen Haufen losgeht, das fängt das Schlachtfeuer an zu donnern. Die menschliche Kette dehnt sich aus, wird zerstreut und verschwindet. An dieser Stelle liegen jetzt Leichen der Getöteten. Die Infanterie des Feindes stürmt unseren Erdwall von allen Seiten aber sie war durch Bajonette der Russen in den Graben gestürzt und der Graben füllte sich durch die Leichen der Getöteten; aber die frischen Kolonnen von beiden Seiten treten für die Geschlagenen ein und mit neuer Wut kletterten um zu sterben; die Unseren trafen mit der gleichen Erbitterung und Härte die Angreifer und fielen zusammen mit dem Feind um.“

I. T. Radonijskij hatte damals den kleinen militärischen Rang, er war bescheidener Oberleutnant. Deswegen beschreibt er so gründlich die Einzelheiten verschiedener Batallien, dabei sieht man mit welcher Raserei sich die Schlacht ereignete. „ Feldkanonnengeschosse kamen so oft, es blieb keine Pause in den Schlägen, sie donnerten ununterbrochen wie Donnerwetter“. I. T. Radonijskij beschreibt, wie sich die Geschosse in der Luft trafen, zersplitterten und durch die Streung beider Seiten, die feindliche und die russische getroffen wurden. Irgendwelcher Grenadier hatte einen französischen General gefangen genommen und hat ihn persönlich zu Michael Kutuzov geschleppt und der Oberbefehlshaber gratulierte dem einfachen Unteroffizier und hat ihn sogleich auf dem Schlachtfeld durch den Orden des Heiligen Georg ausgezeichnet.

Unter den Naturforschern ist I. T. Radonijskij als Botaniker bekannt. Seine wichtigste Arbeit umfasst 15 Bände und heißt „die Weltflora“. Das sind ziemlich dicke Bände, mit dem Atlas von 730 Seiten und 1600 hervorragende Aquarellillustrationen verschiedener Pflanzen mit der Beschreibung und Analyse ihrer Organe.

I. T. Radonijskij beschäftigte sich mit der Botanik mehr als 30 Jahre. Er analysierte ausländische Publikationen der Botanik auf Französisch, Deutsch, Lateinisch und Englisch. Resultat dieser Tätigkeit war, daß er den neuen Kurs der allgemeinen Botanik mit neuer Terminologie in russischer Sprache geschrieben hat. Dann interessierte er sich für die Werke des französischen Botanikers V. F. V. Raspeille und hat seine eigene Klassifikation der Pflanzen ausgearbeitet, damit war er viele Jahre beschäftigt . So entstand seine berühmte 15 Bändige „Flora der Welt“. Der Direktor der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) Professor A. G. Fischer von Waldheim hat dem Botaniker I. T. Radonijskij vorgeschlagen dieses Werk im Ausland zu veröffentlichen, aber es gelang ihm nicht, das zu verwirklichen. 1861 starb er in Woronesh und seine Reste sind im Frauen Kloster beigesetzt. I. T. Radonijskij hat nach dem Tod eine riesige Bibliothek hinterlassen, seine eigene 15 Bändige handschriftliche Untersuchung „ Weltflora“ mit eigenen Zeichnungen, die er der Bibliothek der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung als seine Erbe hinterliess. Seinen Namen trägt die neu entdeckte Pflanze Radojitskya capensis Turcz. Diese Pflanze gehört zur Familie. Thymelaeaceae Juss. Diese Pflanze wächst in Südafrika. In unseren Wäldern trifft man solche Pflanze als Gebüsch und wird Wolfsbeere genannt. Der Botaniker und Systematiker N. S. Turchinov hat solche Pflanze vom Dekandolja, mit dem er Pflanzen austauschte bekommen und hat eine neue Pflanze gezüchtet. Übrigens das wichtigste Botanische Werk von N. S. Turchinov ist das Buch „Baijkalisch-Daurische Flora“ (1842 -1857), das mit getrennten Ausgaben im Laufe von 16 Jahren in den Berichten der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) herausgegeben wurde.

G. Kh. -K.:Herr Professor Sadchikov! Was können Sie uns ein über den ersten Präsidenten der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP) erzählen? Was für ein Mensch war er? Was hat er Besonderes geleistet? Was hat er gemacht nach dem Napoleon Rußland überfallen hat?

Prof. A. Sadchikov: Der erste Präsident von MOIP war der Graf Alexsej Kirillowich Razumovskij

(1805-1817), der später zum Minister der Volksbildung (1810) ernannt wurde. Unter seiner Obhut wurde das berühmte Lyzeum des Zaren, 24 Kreis Lehranstalten, Gymnasien und 72 Kirchenschulen gegründet.

Alexsej Kirillovich Razumovskij

А. К. Razumovskij interessierte sich für Botanik und Mineralogie, unterstützte führende Wissenschaftler der Lomonossov Universität, organisierte wissenschaftliche Expeditionen durch die ganze Welt, um mineralogische Kollektion zu bereichern und suchte neue Pflanzen für den botanischen Garten

Sein Botanisches Garten in seinem Gutsbesitzer in Gorenka war der größte in ganz Rußland und ganz Europa. In seinem botanischen Garten führten führende Wissenschaftler aus der ganzen Welt Experimente durch. Einige Zeitgenossen scherzten sogar: „Die Pflanzen liebt er mehr als eigene Kinder“. Er sammelte wissenschaftliche Exponate aus der ganzen Welt. In einem besonderem Gebäude gab es eine Kollektion aus Mineralien und eine riesige Kollektion Herbarium. Sogar die berühmten Seeforscher I. F. Krusenstern und A. von Humboldt brachten ihm die Exponate. Auf eigene Kosten organisierte A. K. Razumovskij einige Expeditionen für MOIP zur Erforschung des Moskauer Gebiets und der südlichen Regionen Rußlands. Graf Alexsej Kirillovich konnte selbst aus Altersgründen an dem Vaterländischen Krieg nicht teilnehmen, aber vier seiner Söhne die den Nahmen Perovskij trugen- wurden im Krieg 1812-1814 ausgezeichnet, und besonders bei Borodino. Es waren seine unehelichen Söhne, deswegen trugen sie den Namen Perovskij. Später wurden alle größte staatliche Männer. Militärs und Diplomaten. Darunter war einer der Begründer von MOIP A. A. Perovskij, der in Literatur als Pogorelskij bekannt ist. De Name Pogorelskij stammt von dem Namen seines Familiengutes und der Siedlung –Pogorelskoje in Chernigov Gebiet..

G. Kh. -K.: Sie meinen den berühmten Autoren des Märchens das „Schwarze Huhn“! Das war mein Lieblingsmärchen, als ich noch ein Kind war! Das war mein erstes Prosamärchen in russischer Sprache! Und wenn ich mich nicht irre, hat Pogorelskij dieses Märchen für seinen zehnjährigen Neffen Alexsej geschrieben – den zukünftigen Dichter und Schriftsteller, der als anerkannter Autor des Romanzen “In der Mitte des feurigen Balls hab ich sie zufällig getroffen“ gilt. Wie spannend! Dieses Märchen „Das schwarze Huhn“ war von V. A. Shukovskij und Leo Tolstoj sehr hoch geschätzt, und die beiden waren auch die Mitglieder der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung –MOIP, ist es nicht hervorragend!

Sadchikov: Ach, Galina Alexsandrowna! Sie haben recht! Dieser außergewöhnlicher Literat Perovskij hat sehr aktiv an der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung gewirkt. Er war der Autor des berühmten „Schwarzen Huhnes“,, das er unter Pseudonym Anton Pogorelskij herausgegeben hat Er war auch Teilnehmer des vaterländischen Krieges 1812-1814. Als Student des ersten Studienjahres war er Mitbegründer der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP: http://www.moipros.ru). Und diese Gesellschaft( MOIP) wirkt ununterbrochen schon 200 Jahre. Aleksej Alexsejevich Perovskij war einer der unehelichen Söhne des Grafen A. K. Razumovskij, des ersten Präsidenten MOIP. Er wurde in der Siedlung Perovo geboren, deswegen taucht dieser Familienname Perovskij in Gouvernement Chernigov auf. Der Graf hatte fünf Söhne (Vassilij, Alexsej und Leo) und vier Töchter. Alle Kinder des Grafen trugen den Namen Perovskij. Alle wurden zu führenden Staatsmännern, Diplomaten und nahmen an dem vaterländischen Krieg 1812-1814 teil. Die berühmte Revoluzzerin und Terroristin Sofia Perovskaja, die das Attentat auf den Alexander des 111. verübt hat, war die Urenkelin des Grafen A. K. Razumovskij und die Tochter des Petersburger Gouverneur L. N. Perovskij. Aber kehren wir zurück zu dem Autor des berühmten „Schwarzen Huhn“ Alexsjej Perovskij. Er bekam eine sehr gute Ausbildung. Er wurde Student der Moskauer Lomonossov Universität seit 1805. Er hat unsere Universität 1807 erfolgreich absolviert und bekam sogar den wissenschaftlichen Titel „ Doktor für Philosophie und Doktor für Philologie“. Entsprechend des Paragraphen 102. der Lomonossov Universität, sollte er um diesen wissenschaftlichen Titel zu erwerben, drei Vorlesungen auf Deutsch, Französisch und Russisch halten. Als junger Mann interessierte sich A. Perovskij für Naturforschung und besonders Botanik. Deswegen hat er in der Deutschen Sprache folgende Vorlesung gehalten:“ Wie unterscheidet man Tiere von den Pflanzen und in welchem Zusammenhang stehen sie zu den Mineralien“. Auf Französisch hielt er den Vortrag: “ Über Ziele und Nutze des Linneyeischen Pflanzensystems“, und auf Russisch „ Über die Pflanzen, die nützlich für Rußland sind und über ihre Verbreitung auf russischem Territorium“. Alle diese Vorlesungen wurden 1808 als Buch herausgegeben. Später wurde A. Perovskij zum Ehrenmitglied der MOIP gewählt und 1829 zum Vollen Mitglied der Petersburgerschen Akademie der Wissenschaften ernannt. Er war einechter Patriot und ging wegen Willen seines Vaters als Stabsrotmister des Dritten Ukrainischen Bataillons in den Militärdienst und nahm an der Partisanen Gefechten teil. Er war beteiligt an allen wichtigen Schlachten 1812-1813 bei Traute, Loses, Dresden, Leipzig, Coulme. Er befreite Rußland und Europa von Napoleonschen Kriegern, er teilte mit einfachen Soldaten das schwere Los des militärischen Dienstes. Er zeigte außerordentliche Tapferkeit und außergewöhnlichen Mut. Er war in Dresden als Adjutant des General Gouverneurs von Sachsen des Grafen N. G. Repnin-Volkonskij. Er wurde mit dem Orden des Heiligen Vladimir des 1V. Grades und dem Orden der Heiligen Anna des 11. Grades ausgezeichnet. 1814 wurde A. A. Pogorelskij nach Dresden versetzt, wo er sich mit den Werken von E. T. E. Hoffmann vertraut machte. Die Wirkung der Ideen von E. T. E. Hoffmannn, dieses berühmten deutschen Romantikers, kann man in vielen seinen Werken spüren.

Sein Bruder Vassilij Alexsejevich nahm konkret an der Borodino Schlacht teil, er wurde gefangen genommen und war in Gefangenschaft bis Ende des Krieges. Später wurde er General der Kavallerie und Gouverneur von Orenburg. Sein anderer Bruder Leo Alexsejevich war während des Krieges sehr schwer verwundet und mußte sich vom Militärdienst trennen. Er wurde später zum Minister für Innere Angelegenheiten, er leitete archäologische Untersuchungen, hatte eine sehr große Sammlung griechischer Altertümlichkeiten und Münzen, russisches Silber, und eine Sammlung von alten russischen Münzen und Medaillen. Alle seine Sammlungen hat er der Petersburgischer Ermitage geschenkt. Aber wenden wir uns wieder A. A. Perovskij zu. Er war im Staatlichen Dienst als Beamter beim Departement für geistige Angelegenheiten tätig. Nach dem Kriege wirkte er als Literat unter dem Pseudonym Anton Pogorelskij. Er gehört zu den besten russischen Romantiker des X1X Jahrhunderts und zu den besten Schriftstellern des russischen Sentimentalismus des X1X Jahrhunderts. Er war sehr eng mit Alexander Puschkin, V. Shukovskij. I. Krylov, P.Vjazemskij, P. A. Pletnev, Adam Mickevich, befreundet. Sie machten zusammen Literaturabende. Es gibt ein sehr berühmtes Bild hierzu „Ein Abend bei Shukovskij 1836“. Wir sehen auf diesem Bild die berühmten Schriftsteller: Puschkin, Gogol, Perovskij, Kolzov und andere. Seine Bekanntschaft mit Puschkin vom 1816 wuchs in eine enge Zusammenarbeit bis 1820. A. A. Perovskij hat sogar zwei berühmte Artikel zur Verteidigung des Puschkin Werkes „Rußlan und Ljudmila“ geschrieben. Ich muß erwähnen, daß A. Puschkin 1828 in der Wohnung von A. Perovskij seinen „Boris Godunov“ gelesen hat. Puschkin seinerseits kannte sehr gut die Werke von Perovskij und lobte sie als „echte Perlen“. Das berühmteste Werk von A. Pogorelskij ist die Erzählung „Lafertovskaja Makovniza“(1825). Die Kritik hat dieses Werk als die erste russische phantastische Erzählung bezeichnet. Puschkin hat diese Erzählung drei mal gelesen und war völlig begeistert, konnte sich von dem Text nicht trennen. Der Roman „Monastyrka“ von A. Pogorelskij erschien 1830-1833. Peter Vjasemskij hat über diese Werk folgendes gesagt : “Das ist der erste und der einzige Roman der Sitten in Rußland“. Aber für die modernen Leser ist der Name Pogorelskij mit seiner Erzählung “Das schwarze Huhn und die unterirdischen Bewohner, ein Zaubermärchen für Kinder“ verbunden. In diesem Buch handelt es sich um die Abenteuer des kleinen Jungen Alojoscha im Keller seines Hauses. Aber das Hauptthema bleibt aktuell bis heute. Welches Kind träumt nicht „auf Einmal alle Kenntnisse zu haben, ohne kein einziges Mal Lehrbuch zu lesen“. Und das ermöglicht dem Jungen das schwarze Huhn. Alojoscha wollte immer „das ganzen Material aus den Lehrbücher kennen, ohne Lehrbücher zu lesen“.

G. Kh.-K: Vielen, vielen Dank Professor für diese ausführlichen Informationen und für die Erinnerung an das Lieblingsbuch meiner Kindheit. Aber wir müssen doch zu den anderen Borodino Helden zurückkehren. Wenn ich mich nicht irre, war der zweite Präsident von MOIP-Gesellschaft für Naturforschung der berühmte Fürst A. P. Obolenskij, der zum ältesten Stamm Rjührig gehörte? Über ihn schrieb doch der berühmte Historiker G. A. Vlasjev „Nachkömmlinge von Rjührig“?

A. Sadchikov: Ja, das Buch von G. A. Vlasjev wurde in St.-Petersburg 1906-1917 herausgegeben. In diesem berühmten Buch wurde betont: das der Fürstenstamm von Rührig – Obolenskijs Zweig im 15 und 16. Jahrhundert große Staatsmänner, Beamten und besonders Militärs hinterlassen hat, darunter den Fürsten Andrej Petrovich Obolenskij (1817-1825); er war der Schirmherr der Moskauer Gebietes im Lehramt und an der Moskauer Lomonossov Universität tätig. Er blieb über 8 Jahre im Dienst.

Obolenskij Andrej Petrovich

Sein Urgroßvater , der war der Fürst Konstantin Jurjevich, verwaltete die Stadt Obolenskij. Deswegen hießen sie alle die Fürsten Obolenskis.

Sein Urgroßvater , der Fürst Konstantin Jurjevich, verwaltete die Stadt Obolenskij. Deswegen hießen sie alle die Fürsten Obolenskis.

G. Kh.-K.: Können sie uns ein bißchen über die Kindheit und Jugend von Andrej Obolensij und die Familie Obolenskij erzählen?

Prof. A. Sadchikov: Sehr gerne. A. P. Obolenskij wurde 1769 geboren und nach der Sitte der damaligen Zeit wurde er als 5 jähriges Kind zu Leibgarde Preobrashenskij zum Dienst bestimmt.. Im Alter von 20 Jahren war er schon Leutnant. А. P. Obolenskij hatte 5 Brüder, alle nahmen an dem Krieg 1812–1814 teil. Sie verteidigten das Vaterland heldenhaft. Sie leiteten Kosaken Regimente, Brigaderegimente, Jägerbatallions schon seit 1805 bei Austerlitz. Die Schwestern von A. P. Obolenskij heirateten berühmte Leute Rußlands. Zum Beispiel, Maria Petrovna heiratete D. S. Dokhturov, den Held des Krieges gegen Napoleon 1812. Die andere Schwester Barbara Petrovna verwitwete 1817 nach dem ihr Ehemann der Generalmajor Cherbatij an den Wunden verstarb, die ihm in der Schlacht bei Borodino zugefügt wurden.

Übrigens, der Fürst Cherbatij wurde beauftragt die Gebäude und den Studienbetrieb an der Moskauer Universität in der schweren Zeit nach der Zerstörung Moskaus wiederherzustellen.. Weil Moskau sich von den Wunden und Bränden und allen Strapazen, die auf die Stadt kamen noch nicht erholte hatte. Das Gebäude der Universität war verbrannt, alle Museen lagen in Schutt und Asche, alle Bibliotheken, Kollektionen, Sammlungen und seltene Exponate waren begraben, alles worauf die Lomonossov Universität stolz war, trotzdem gelang es dem Fürsten Obolenskij schon im 1813 die Vorlesungen zu organisieren. Weil alle Gebäude der Universität zerstört waren, fanden die ersten Vorlesungen nicht in Auditorien, sondern bei Privatpersonen in Privathäusern statt, Sie waren gemietet. Dieser berühmter Mensch wurde beauftragt, die Moskauer Lomonossov Universität in für die Hauptstadt schwerster Zeit wiederherzustellen, weil Moskau sich ziemlich lange von dem Eindringen der Franzosen nicht erholen konnte. A. P. Obolenskij hat die Universitätsgebäude wieder erbaut, danach das Gebäude des Medizinischen Instituts, Universitätstypographie, er hat die verschollene Sammlungen, die Bibliothek, die Museen und die wissenschaftlichen Geräte aufs Neue erschaffen. Danach wurden neue wissenschaftliche Korps aufgebaut – das Anatomische, die Apotheke, die Typographie. Das Gebäude des edlen Pension wurde auf Twerskaja wiederhergestellt. Für seine Verdienste um das russische Bildungswesen wurde A.P. Obolenskij als Ehrenmitglied der MOIP bei der Lomonossow Universität gewählt. Der berühmte Dichter und Kritiker P. A. Vjazemskij sagte:“ Er war kein Wissenschaftler, aber er ehrte, schätzte, liebte und verehrte Ausbildung und diente der Bildung mit Fleiß und Begeisterung“. A. P. Obolenskij starb im Alter von 83 Jahren 1952 in seinem Moskauer Haus im Kreise vieler Verwandten. Die letzten Worte diesen mutigen Patriarchen waren:“ Es ist so süß krank zu sein, wenn dich so viele Liebende mit viel Zärtlichkeit umkreisen“. Er wurde am Friedhof des Donskoj Klosters bestattet.

G. Kh.-K.: Professor Sadchikov! Erzählen Sie uns bitte über dem ersten Geschichtsschreiber des Krieges 1812, der auch Präsident der MOIP an der Lomonossov Universität war? War es nicht Alexander Alexandrovich Pissarev.?

Prof. A. Sadchikov.: Absolut korrekt. A. A. Pissarev(1780-1848) war fünf Jahre Präsident der MOIP, von 1825 bis 1830, als er noch Kurator der Moskauer Bildungsbezirks und Patron für Lomonossow Universität war.

Alexander Alexandrovich Pissarev

A. A. Pissarev wurde in einer sehr reichen und sehr europäisch gebildeten adeligen Familie geboren. Er hatte Familienbildung bekommen, studierte im Corps der Landtruppen für Schlachta, das er 1796 absolvierte und danach diente er als Leutnant in der Leibgarde des Semenov Regiments , wo er bis 1807 diente. Sein ganzes Leben war er hauptsächlich im Militärdienst.

Er war ein sehr begabter und gebildeter Mensch, dieser A. A. Pissarev. Er schrieb literarische Werke, die er in Tageszeitschriften veröffentlichte. Er veröffentlichte 1807 die literarische Forschung „Vorbilder für die Maler, die aus der russischen Geschichte, slawischen Fabelkunst und aus allen russischen Werken im Gedicht und Prosa ausgewählt waren“. Für diese Arbeit wurde er zum Vollen Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Er war wirklich der erste Geschichtsschreiber des Krieges von 1812. Seine Literarische Tätigkeit wurdedurch den Krieg gegen Napoleon 1812 unterbrochen. A. A. Pissarev nahm an der Schlacht bei Borodino teil, wurde verwundet, er wurde mit dem Orden des heiligen Georg des 1V. Grades und dem der Heiligen Anna des 11. Grades ausgezeichnet.. Er kämpfte bei Malojaroslavetz und bei Krasnoje. 1813 wurde er zum Generalmajor ernannt. An der Schlacht bei Lusienna leitete er drei Regimente von Grenadieren, bei dem Ort Herrsdorf diente er als Leiter der Grenadierdevision, bei Bauzenn leitete er Kiewer und Moskauer Grenadierregiments. An der Schlacht bei Leipzig leitete er die Grenadierdivision und wurde zum zweiten Mal am Bein verwundet. Im Jahre 1814 nahm A. A. Pissarev an allen Schlachten teil, vom Rhein bis Sienne. Er wurde mit dem Orden des Heiligen Vladimir des 111. Grades ausgezeichnet, bei der Eroberung von Paris wurde er mit dem Orden des Heiligen Georg des 111. Grades ausgezeichnet. Er wurde 1815 wegen seiner Wunde vom Dienst im Range des Generalleutnants suspendiert. 1825 wurde er zum Kurator des Moskauer Lehrgebiets und der Lomonossow Universität und zum Präsidenten der MOIP ernannt. 1829 wurde er zum Senatoren und Geheimrat bestimmt. Danach wurde ihm für über 6 Jahre die Leitung des Warschauer Gebiets zugewiesen. 1847 wurde er wegen seines Alters in den Ruhestand suspendiert. Seit 1802 veröffentlichte er in vielen Zeitschriften eigene Fabel, Satire, Kriegs- und patriotische Oden und Hymnen. 1804 wurde er in die freie Gesellschaft der Liebhaber der Literatur, Sprache, Wissenschaft und freien Künste gewählt. Er hat drei Bücher über Kunst veröffentlicht. Er veröffentlichte 1817 die „Briefe über den Krieg und Bemerkungen über das unvergeßliche Jahr 1812“.

 

G. Kh.-K.: Wissen sie, Herr Professor Sadchikov, daß der berühmte Kriegshistoriker, bedeutendster Militärschriftsteller und Kriegstheoretiker, preußischer General Carl Philipp Gottfried von Clausewitz (1780 – 1831), der an der Seite von Kutuzov war und diese Briefe von A. A. Pissarev in seinem berühmten Buch „Vom Kriege“ erinnert, auch sich mit vielen Mitgliedern MOIP-Gesellschaft im Kutusov Stab oft traf? Auch das wissenschaftliche Schicksal von Clausewitz war mit MOIP verbunden. Sein Freund Wilhelm von Humboldt war MOIP Mitglied. Leo Tolstoj berichtet über Clausewitz im „Krieg und Frieden“. Laut des Buches Gerhard Herm, „Zu der Zeit, da Clausewitz in Wittgensteins Stab eintritt, hat der russische Oberkommandierende Michael Ivanovitch Kutusow bereits den berühmten Entschluß befaßt, auch Moskau nicht zu verteidigen in seine eigenen Truppen in die „furchtbare Landschaft von Kaluga zu führen“. Von dort will er, „wenn Hunger und nordischer Winter die Fremdlinge entkräftet und aufgerieben haben“ wieder hervorbrechen und sie „im Rücken und den Seiten fassen“. Der 67 jährige Kutusow gab zu: “Meine Strategie Raum und Klima als Waffen einzusetzen“. Clausewitz, als er der russischen Armee angeschlossen hat, hatte das Gefühl, daß er „nie ausgewandert, sondern nach Hause zurückgekehrt zu sein“. In der russischen Armee waren seine alte Freunde: Karl August Heinrich von Tiedemann, Friedrich Graf Dona, Wilhelm Caspar von Dörnberg, Carl von Diebitsch, Heinrich Friedrich Reichsfreiherr von Stein, Ernst Moritz Arndt (ein Russlandkenner, der hat einen „Kurzen Katechismus für deutsche Soldaten“ verfaßt) und, wie Diebisch, sagte:“ Es war die Elite hochbegabter, hochmotivierter Soldaten und Zivilisten, die den Kader eines nicht befreiten, sondern auch neuen und besseren Deutschlands“ bilden. Verschiedene historische Quellen berichten über Clausewitz folgendes:

Carl von Clausewitz (1780–1831) nach einem Gemälde von Karl Wilhelm Wach


Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz wurde am 1. Juli1780 als Carl Philipp Gottlieb Claußwitz in Burg bei Magdeburg geboren .Er starb 16. November1831 in Breslau. Laut den historischen Quellen er war ein preußischerGeneral, Heeresreformer und Militärtheoretiker. Im Jahre 1806 zog Clausewitz als Stabskapitän und Adjutant in den Vierten Koalitionskrieg. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurde er zusammen mit dem Prinzen August von Preußen bei Auerstedt gefangen genommen und verbrachte ein Jahr in französischer Kriegsgefangenschaft. Hier analysierte er in seinen Historischen Briefen über die großen Kriegsereignisse im October 1806 die Niederlage der preußischen Armee. Nach seiner Rückkehr holte ihn Scharnhorst 1809 in seinen persönlichen Stab. Von da an arbeitete er als einer der wichtigsten Reformer an der Reorganisation des Heeres. Im Jahre 1810 wurde er zum Major befördert und diente als Scharnhorsts Bürochef sowie als Lehrer für Generalstabsdienst und Taktik. Darüber hinaus unterrichtete er als Hauslehrer auch die preußischen Prinzen (darunter auch den Kronprinzen und späteren Deutschen KaiserWilhelm I.). Da er sich 1812 moralisch nicht in der Lage fühlte, Napoleon I. in seinem Krieg gegen Russland zu unterstützen, verließ er die Armee und trat in russische Dienste. Seinem Freund Gneisenau hinterließ er eine patriotische Denkschrift, welche erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt und unter dem Titel Bekenntnisschrift von 1812 veröffentlicht wurde. Er nahm an allen wichtigen Schlachten teil und übernahm bei der Konvention von Tauroggen eine wichtige Vermittlerrolle. Der preußische KönigFriedrich Wilhelm III. weigerte sich anschließend, den Fahnenflüchtigen wieder in preußische Dienste zu übernehmen. So machte Clausewitz die Befreiungskriege als Stabschef eines russischen Korps mit, bis es ihm im April 1814 erlaubt wurde, als Oberst nach Preußen zurückzukehren. Im Jahre 1815 nahm er noch einmal als Stabschef eines preußischen Korps an dem Feldzug gegen Napoleon teil, der in der Schlacht bei Waterloo gipfelte. Clausewitz wurde 1818 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin berufen, ohne aber die Erlaubnis zu bekommen, dort auch lehren zu dürfen. Im September erfolgte auch seine Beförderung zum Generalmajor. Mit 38 Jahren war er der jüngste General der preußischen Armee. Dieser Posten befriedigte ihn nicht, aber alle Versetzungsanträge wurden abgelehnt, obwohl er ab 1821 wenigstens in den Generalstab aufgenommen wurde. Clausewitz wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk Vom Kriege, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt, bekannt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern. Seine Theorien werden bis heute an Militärakademien gelehrt und finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung. In seinem berühmten Buch „Vom Kriege“(1832-1834) hat er einst gesagt: „Das russische Reich ist kein Land, das man förmlich erobern, d. h. besetzt halten kann, wenigstens nicht mit den Kräften jetziger europäischer Staaten. Ein solches Land kann nur bezwungen werden durch eigene Schwäche und durch die Wirrungen des inneren Zwiespalts“. (Vom Kriege VIII, 9)

Professor A. Sadchikov: Bestimmt werde ich mich bemühen sein Werk „Vom Kriege“ zu lesen. Wissen Sie, daß Dmitrij Vladimirovich Golizyn auch Präsident unserer MOIP – Gesellschaft seit 1830 bis 1835 war.

G.Kh.-K.: Sie meinen den berühmten Fürsten Golizyn, der in der Pariser Schule für Militaries studierte und vom grosser Feldherrn A. Suworov belohnt wurde?

Professor A. Sadchikov: Ja, ich meine diesen Dmitrij Vladimirovich Golizyn. Der große Fürst, und berühmte General der Kavallerie wurde als Kavalier durch den höchsten Orden Rußlands, der den Namen des Heiligen Apostel Andre ausgezeichnet. Er diente längere Zeit als Moskauer Generalsgebietsleiter.

      

Dmitrij Vladimirovich Golizyn

Dmitrij Vladimirovich Golizyn studierte an der Strassburger Universität (1782-1786), dann, wie sie schon erwähnt haben, an der Pariser Militärschule. Er reiste sehr viel durch Europa, nahm an vielen Kriegszügen in Polen (1794-1795) als Volontär teil. Er wurde durch Alexander Wassiljewich Suvorov 1795 mit dem Heiligen Georg Orden des 1V. Grades ausgezeichnet: „Für besondere Ehre, besonderen Fleiß und ausgezeichnete Tapferkeit bei dem Sturm in Warschau- Siedlung, die Prag genannt wurde“. 1797 wurde er schon General-Leutenant. 1806 kämpfte er schon gegen Napoleon als Abteilungskommandeur. 1807 wurde er durch den Orden des Heiligen Georg des 111. Grades für besondere Tapferkeit und Mut bei der Schlacht bei Golomin gegen die Franzosen am 14. Dezember 1812 ausgezeichnet. Im Jahre 1812 hatte Feldmarschall M. I. Kutuzow den General D. G. Golizyn beauftragt die Reiterregiment der Zweiten Armee zu übernehmen. Die erste und die zweite Kerasier Division wurden dieser Armee unterordnet.

G. Kh. -K.: Wenn ich mich nicht irre, waren das die berühmten Reiterregimente, die als „Normaden Regimente“ bezeichnete? Die historische Quellen berichten sehr viel über baschkirischen und tatarischen Regimente, die sehr heldenhaft das Vaterland verteidigten, genauso wie die Juden, die auch sehr aktiv gegen Napoleon kämpften.

Prof. A. Sadchikov.: Ja, das waren die berühmten Reiterregimente der Zweiten Armee, die auf den schwersten Schlachtfeldern kämpften, bei Schewardin. Sie kämpfte gegen Franzosen bei Semenov–Flasch und an der Batterie von Rajewskij. Golizyn nahm an vielen ausländischen Feldzügen1813-1814 teil, er kämpfte sehr tapfer besonders bei Culma und Leipzig, er wurde bei der Schlacht am Fer-Schampenuase zum General der Kavallerie ernannt. Aber D. V. Golizyn kam in erster Linie in die Geschichte als einer der anerkanntest und beliebtesten Gebietsleiter von Moskau. Die Bewohner von Moskauer schätzten ihn besonders hoch. Er war der berühmteste Moskauer Gebietsleiter von 1820 bis 1843. Er hat unsere Hauptstadt Moskau aus der Asche wiederbelebt. Er konnte mit den einfachen Leuten gut umgehen, er konnte Fleiß erwecken, er konnte Widersprüche und Auseinandersetzungen besonders gut schlichten. Er hat sehr viel für die Verbesserung des Lebens in der Stadt Moskau getan. Seine Tätigkeit war immer fruchtbar und sehr Ideenreich gewesen. Er wurde für diese Tätigkeit durch den Orden des Heiligen Andre ausgezeichnet. Er bekam den Titel des Heiligen Fürsten.

Nach dem Brand 1812 wurde Moskau unter seiner Leitung aufs Neue wiederhergestellt und er begann das neue Programm des Umbaus der Hauptstadt Moskau. Die feierliche Zeremonie zum Bau der Kathedrale Christus des Retters fand 1839 statt. Es wurde mit der Restauration der Denkmähler im Kremlin begonnen. Das Kleine Theater wurde 1824 gebaut. Von 1821-1824 wurde das neue Gebäude des Bolschoj Theaters und die Kanalisation der Stadt umgebaut und vieles im Straßenbau wurde verbessert. Die ständige Moskworezkij Brücke wurde 1829 auf Steinbullen gebaut. Der Arc de Triumph schmückte die Stadt Moskau von 1829 bis 1834. Dank der Tätigkeit von D. V. Golizyn wurden in Moskau die erste Kinderklinik, viele Armenhäuser wie Nabylkovskaya und Malorossejskaja, die Augenklinik, die erste Staatliche Klinik und Novaja-Ekaterinienklinik eröffnet, zwei Erziehungsanstalt für Waisenkinder – Alexandrow und Nikolajew – und noch vieles mehr.

G. Kh.- K.: Die berühmte Übersetzerin Swetlana Geier hat mir bei einem Gespräch im Jahr 2010 erzählt, das ihr Vater, der ein anerkannter Genetik in den 30 Jahren des XX Jahrhunderts war, auch an der Petrowsko-Razumowskaja Landwirtschaftlichen Akademie studierte, deren Begründer der berühmte Fürst Golizyn war. Die Vorväter von Swetlana Geier kämpften auch bei Borodino.

Prof. A. Sadchikov.: Ja, das ist eine ganz besondere Geschichte, die auch mit der MOIP – Gesellschaft verbunden ist. Aber zurück zu dem Fürst Golizyn. Der Fürst Golizyn war der Begründer der berühmten Moskauer landwirtschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1820. Über diese Gesellschaft muss man besonders ausführlich reden, weil diese Gesellschaft mit der MOIP ganz eng verbunden ist. Seit 1820 gab es in Rußland einen Kreis kulturell sehr aktiver Gutsbesitzer. Zu diesem Kreis gehörte Fürst D. V. Golizyn, der Fürst P. A. Tolstoj, Fürst S. I. Gagarin, Fürst N. S. Menschikov, Graf S. S. Apraksin. Aus diesem Kreis bildete sich imperatorische Moskauer Landwirtschaftliche Vereinigung. Zu dem Präsidenten dieser Vereinigung wurde D. V. Golizin gewählt. Die Satzung dieser Gesellschaft hat der wissenschaftliche Leiter der Moskauer Gesellschaft für Naturkunde und Naturforscher geschrieben. Sein Name war G. I. Fischer von Waldheim. G. I. Fischer von Waldheim war mehr als 15 Jahre Direktor der MOIP-Geselschaft und der Moskauer Gesellschaft für Landwirtschaft. Diese beiden Forschungsgesellschaften arbeiteten lange Zeit zusammen, sie waren wie zwei Hände beim Menschen. Viele Mitglieder der MOIP-Gesellschaft waren gleichzeitig Mitglieder dieser Gesellschaft für Landwirtschaftliche Entwicklung. Diese Gesellschaft existierte mehr als 110 Jahre bis 1930, und wurde durch den dummen Beschluß von unbekannten stalinistischen Bürokraten aufgelöst. 1822 wurde bei dieser Gesellschaft die landwirtschaftliche Schule und Bauernsiedlung in der Nähe vom Dorf Petrowsk- Rasumovskoje gegründet, diese Landwirtschaftliche Schule bildete Fachleute für Landwirtschaft aus. 1865 wurde diese Schule in Petrowskaja Landwirtschaftliche-Waldakademie umgewandelt, heute ist hier die Landwirtschaftliche Akademie namens K. A. Timirjazew. Ich muß betonen, daß der Fürst D. V. Golizyn nicht nur von 1830 bis 1835 der Präsident der Moskauer Gesellschaft für Naturforscher (MOIP) war, sondern er unterstützte auch die MOIP-Gesellschaft materiell und finanzierte, er war der große Sponsor der Forschungsarbeit unserer MOIP-Gesellschaft.

G. Kh.- K.: Und was können sie uns über den Graf Stroganoff erzählen. Er war doch Erzieher des Zaren Alexander des 111. Und Begründer der berühmten Akademie der Malerei? Er war auch der Präsident der MOIP-Gesellschaft?

Prof. A. Sadchikov.: O,ja! Der Graf Sergej Grigorjewich Stroganoff ist auch eine Berümtheit der MOIP-Gesellschaft. Er stammt aus der berümten Stamm Stroganoff. Seine Vorväter waren pomorische Bauern, Fischer und Kaufleute, die zu den reichsten Industriellen und Fabrikanten des Ural und Sibiriens wurden. Der Graf Stroganoff wurde 1794 in Moskau geboren, er bekam eine sehr gute häusliche Ausbildung. Er studierte 1810 Transport-Ingenierwissenschaft bei dem Institut für Bahnwesen. Für seine besonderen Erfolge im Studium wurde er zum Fähnrichernannt und im Juni 1812 wurde er schon Leutnant. Am Anfang des Vaterländischen Krieges 1812 war er 18 Jahre alt. Er kämpfte am Borodino Feld und wurde für seinen Mut durch die Silberne Medaille auf blauem Band „zum Ehren des Vaterländischen Krieges 1812“ ausgezeichnet. Er nahm an ausländischen Kriegszügen 1813-1814 teil. Er war auch bei den Kämpfen um Paris dabei. Während des Krieges nahm er an vielen Schlachten teil. Für besondere Tapferkeit hat er den Orden des Heiligen Vladimir des 1V. Grades bekommen. Besonders zeigte er seine Tapferkeit bei Leipzig, bekam die militärischen Titel Kapitän und 1816 Stabskapitän des Husarendevision. S. G. Stroganov nahm an Russischtürkischen Krieg 1828-1819 und an Krim-Krieg 1835-1956 teil. Er bekam den Titel des Generals der Kavallerie. Das war der höchste militärische Titel in der Kavallerie.

Stroganoff Sergej Grigorjevich

Dmitrij Vladimirovich Golizyn studierte an der Strassburger Universität (1782-1786), dann, wie sie schon erwähnt haben, an der Pariser Militärschule. Er reiste sehr viel durch Europa, nahm an vielen Kriegszügen in Polen (1794-1795) als Volontär teil. Er wurde durch Alexander Wassiljewich Suvorov 1795 mit dem Heiligen Georg Orden des 1V. Grades ausgezeichnet: „Für besondere Ehre, besonderen Fleiß und ausgezeichnete Tapferkeit bei dem Sturm in Warschau- Siedlung, die Prag genannt wurde“. 1797 wurde er schon General-Leutenant. 1806 kämpfte er schon gegen Napoleon als Abteilungskommandeur. 1807 wurde er durch den Orden des Heiligen Georg des 111. Grades für besondere Tapferkeit und Mut bei der Schlacht bei Golomin gegen die Franzosen am 14. Dezember 1812 ausgezeichnet. Im Jahre 1812 hatte Feldmarschall M. I. Kutuzow den General D. G. Golizyn beauftragt die Reiterregiment der Zweiten Armee zu übernehmen. Die erste und die zweite Kerasier Division wurden dieser Armee unterordnet.

G. Kh. –K.: Wenn ich mich nicht irre, waren das die berühmten Reiterregimente, die als „Normaden Regimente“ bezeichnete? Die historische Quellen berichten sehr viel über baschkirischen und tatarischen Regimente, die sehr heldenhaft das Vaterland verteidigten, genauso wie die Juden, die auch sehr aktiv gegen Napoleon kämften.

Fotos mit Bildern tatarische Regiments

Prof. A. Sadchikov.: Ja, das waren die berühmten Reiterregimente der Zweiten Armee, die auf den schwersten Schlachtfeldern kämpften, bei Schewardin. Sie kämpfte gegen Franzosen bei Semenov–Flasch und an der Batterie von Rajewskij. Golizyn nahm an vielen ausländischen Feldzügen1813-1814 teil, er kämpfte sehr tapfer besonders bei Culma und Leipzig, er wurde bei der Schlacht am Fer-Schampenuase zum General der Kavallerie ernannt. Aber D. V. Golizyn kam in erster Linie in die Geschichte als einer der anerkanntesten und beliebtesten Gebietsleiter von Moskau. Die Bewohner von Moskauer schätzten ihn besonders hoch. Er war der berühmteste Moskauer Gebietsleiter von 1820 bis 1843. Er hat unsere Hauptstadt Moskau aus der Asche wiederbelebt. Er konnte mit den einfachen Leuten gut umgehen, er konnte Fleiß erwecken, er konnte Widersprüche und Auseinandersetzungen besonders gut schlichten. Er hat sehr viel für die Verbesserung des Lebens in der Stadt Moskau getan. Seine Tätigkeit war immer fruchtbar und sehr Ideenreich gewesen. Er wurde für diese Tätigkeit durch den Orden des Heiligen Andre ausgezeichnet. Er bekam den Titel des Heiligen Fürsten.

Nach dem Brand 1812 wurde Moskau unter seiner Leitung aufs Neue wiederhergestellt und er begann das neue Programm des Umbaus der Hauptstadt Moskau. Die feierliche Zeremonie zum Bau der Kathedrale Christus des Retters fand 1839 statt. Es wurde mit der Restauration der Denkmähler im Kremlin begonnen. Das Kleine Theater wurde 1824 gebaut. Von 1821-1824 wurde das neue Gebäude des Bolschoj Theaters und die Kanalisation der Stadt umgebaut und vieles im Straßenbau wurde verbessert. Die ständige Moskworezkij Brücke wurde 1829 auf Steinbullen gebaut. Der Arc de Triumph schmückte die Stadt Moskau von 1829 bis 1834. Dank der Tätigkeit von D. V. Golizyn wurden in Moskau die erste Kinderklinik, viele Armenhäuser wie Nabylkovskaya und Malorossejskaja, die Augenklinik, die erste Staatliche Klinik und Novaja-Ekaterinienklinik eröffnet, zwei Erziehungsanstalt für Waisenkinder – Alexandrow und Nikolajew – und noch vieles mehr.

G. Kh.- K.: Die berühmte Übersetzerin Swetlana Geier hat mir bei einem Gespräch im Jahr 2010 erzählt, das ihr Vater, der ein anerkannter Genetik in den 30 Jahren des XX Jahrhunderts war, auch an der Petrowsko-Razumowskaja Landwirtschaftlichen Akademie studierte, deren Begründer der berühmte Fürst Golizyn war. Die Vorväter von Swetlana Geier kämpften auch bei Borodino.

Prof. A. Sadchikov.: Ja, das ist eine ganz besondere Geschichte, die auch mit der MOIP – Gesellschaft verbunden ist. Aber zurück zu dem Fürst Golizyn. Der Fürst Golizyn war der Begründer der berühmten Moskauer landwirtschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1820. Über diese Gesellschaft muss man besonders ausführlich reden, weil diese Gesellschaft mit der MOIP ganz eng verbunden ist. Seit 1820 gab es in Rußland einen Kreis kulturell sehr aktiver Gutsbesitzer. Zu diesem Kreis gehörte Fürst D. V. Golizyn, der Fürst P. A.Tolstoj; Fürst S. I. Gagarin, Fürst N. S. Menschikov, Graf S. S. Apraksin. Aus diesem Kreis bildete sich imperatorische Moskauer Landwirtschaftliche Vereinigung. Zu dem Präsidenten dieser Vereinigung wurde D. V. Golizin gewählt. Die Satzung dieser Gesellschaft hat der wissenschaftliche Leiter der Moskauer Gesellschaft für Naturkunde und Naturforscher geschrieben. Sein Name war G. I. Fischer von Waldheim. G. I. Fischer von Waldheim war mehr als 15 Jahre Direktor der MOIP-Geselschaft und der Moskauer Gesellschaft für Landwirtschaft. Diese beiden Forschungsgesellschaften arbeiteten lange Zeit zusammen, sie waren wie zwei Hände beim Menschen. Viele Mitglieder der MOIP-Gesellschaft waren gleichzeitig Mitglieder dieser Gesellschaft für Landwirtschaftliche Entwicklung. Diese Gesellschaft existierte mehr als 110 Jahre bis 1930, und wurde durch den dummen Beschluß von unbekannten stalinistischen Bürokraten aufgelöst. 1822 wurde bei dieser Gesellschaft die landwirtschaftliche Schule und Bauernsiedlung in der Nähe vom Dorf Petrowsk- Rasumovskoje gegründet, diese Landwirtschaftliche Schule bildete Fachleute für Landwirtschaft aus. 1865 wurde diese Schule in Petrowskaja Landwirtschaftliche-Waldakademie umgewandelt, heute ist hier die Landwirtschaftliche Akademie namens K. A.Timirjazew. Ich muß betonen, daß der Fürst D. V. Golizyn nicht nur von 1830 bis 1835 der Präsident der Moskauer Gesellschaft für Naturforscher(MOIP) war , sondern er unterstützte auch die MOIP-Gesellschaft materiell und finanzierte, er war der große Sponsor der Forschungsarbeit unserer MOIP-Gesellschaft.

G. Kh.- K.: Und was können sie uns über den Graf Stroganoff erzählen. Er war doch Erzieher des Zaren Alexander des 111. und Begründer der berühmten Akademie der Malerei? Er war auch der Präsident der MOIP-Gesellschaft?

Stroganoff Sergej Grigorjevich

Prof. A. Sadchikov.: O,ja! Der Graf Sergej Grigorjewich Stroganoff ist auch eine Berühmtheit der MOIP-Gesellschaft.. Er stammt aus der berühmten Stamm Stroganoff. Seine Vorväter waren pomorische Bauern, Fischer und Kaufleute, die zu den reichsten Industriellen und Fabrikanten des Ural und Sibiriens wurden. Der Graf Stroganoff wurde 1794 in Moskau geboren, er bekam eine sehr gute häusliche Ausbildung. Er studierte 1810 Transport-Ingenierwissenschaft bei dem Institut für Bahnwesen. Für seine besonderen Erfolge im Studium wurde er zum Fähnrich ernannt und im Juni 1812 wurde er schon Leutnant. Am Anfang des Vaterländischen Krieges 1812 war er 18 Jahre alt. Er kämpfte am Borodino Feld und wurde für seinen Mut durch die Silberne Medaille auf blauem Band „zum Ehren des Vaterländischen Krieges 1812“ ausgezeichnet. Er nahm an ausländischen Kriegszügen 1813-1814 teil. Er war auch bei den Kämpfen um Paris dabei. Während des Krieges nahm er an vielen Schlachten teil. Für besondere Tapferkeit hat er den Orden des Heiligen Vladimir des 1V. Grades bekommen. Besonders zeigte er seine Tapferkeit bei Leipzig, bekam die militärischen Titel Kapitän und 1816 Stabskapitän des Husarendevision. S. G. Stroganov nahm an Russischtürkischen Krieg 1828-1819 und an Krim-Krieg 1835-1956 teil. Er bekam den Titel des Generals der Kavallerie. Das war der höchste militärische Titel in der Kavallerie.

Fast zwei Jahre verbrachte S. G. Stroganoff in Paris, in Frankreich; er besichtigte Museen, Schlösser, verschiedene Hochschulen und Lehranstalten. 1825 gründete er mit eigenem Geld in Moskau eine kostenlose Stroganoff Malerschule. In dieser Schule erlernte man Malerei und verschiedene Zünfte 360 Mann, darunter begabte Kinder armer Leute und Leibeigener. An dieser Schule studierte man 6 Jahre. Die Absolventen hatten die Berufe Maler für Satin und Porzellanfabriken, Lehrer für Malerei und Kunst, und Lehrer für Schriftwesen. Mehr als 12 Jahre leitete Stroganoff selbst seine eigene Malereischule. 1843 wurde seine Malereischule zu staatlichen Schule. 1860 bekam diese Schule den Titel die Stroganovsche Lehranstalt für Malerei. Jetzt ist es die Moskauer staatliche künstlerisch-industrielle Akademie namens S. G. Stroganoff. Die Initiative von Stroganoff hat auch der Zar Nikolaus der 1.bemerkt und hat ihn zum Leiter und Schirmherrn des Bildungswesens des Moskauer Gebiets und zum Präsidenten der Moskauer Gesellschaft für Forschung( MOIP) gemacht. Der wichtigste Verdienst von Stroganoff an der Regierung der Lomonossow Universität ist die Qualifizierung jüngerer Fachleute, die im Ausland als Stipendiaten waren. Das Verdienst von Stroganoff ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung der Universitätsprofessoren und die Verbesserung des Niveaus von Doktor- und Habilitationsarbeiten.

.S. G. Stroganoff war ein hervorragender Sammler. Er trug sehr reiche Sammlungen alter und mittelalterlicher Münzen zusammen, er hat Ikonen, Bilder der großen russischen und ausländischen Maler gesammelt. Aus eigenen Geldmitteln finanzierte er archäologische Expeditionen, die im Süden Rußlands die Skythischen und Griechischen Hügel untersuchten und Ausgrabungen vornahmen.

Die reichste Sammlung aus der Geschichte des Khimmerijschen Bosporus das berühmte „Skythisches Gold“ und Schätze von Kelch“, die er der Eremitage schenkte krönte seine Tätigkeit in der Archäologie. Er gab das Geld für die Rekonstruktion der Altertümer des Dimitrijev Kloster in Vladimir. Seine Ansichten über die russische Architektur hat er in seinem Buch „ Die russische Kunst : Viole le Duce und Architektur in Rußland vom X bis XV111 Jahrhunderts“(1877) dargestellt. Im Laufe von fünf Monate vom 17 April 1859 bis zum 8 September 1859 war S. G. Stroganoff der Moskauer General-Gebietsleiter. Stroganoff wurde 1860 zur Erziehung der Kronprinzen: des Zarevich Nikolaj Aleksandrovich, der großen Fürsten Alexander Alexandrovich, den späteren Zaren Alexandr des111., der Großen Fürsten Vladimir und Alexsej Alexandrovich einberufen. Er hat für die Kinder der Familie des Zaren ein breites komplexes Erziehungs- und Bildungsprogramm ausgearbeitet. Dieses Programm beinhaltete den vollen Zyklus der Universität und Militärwissenschaften. Zu Ehren des Sergej Grigorjevich Stroganoff haben die Botaniker der Lomonossov Universität eine Pflanze“ (Stroganowia) Kar. & Kir.(Cruciferae B. Juss.) nach ihm benannt. Das sind 23 Arten dieser Pflanze Die wachsen gewöhnlich in Altei und in der Nähe. Diese Pflanzen mögen offene sonnige Ariale in der Nähe von Hügeln und Gebirgen. Eine Pflanze die Stroganoff Namen trägt sieht so aus:

Stroganowa Besenartige

Übrigens die erste wissenschaftliche Auszeichnung der Welt war die Auszeichnung und die Namensmedallie der Moskauer Gesellschaft für Naturforschung (MOIP), die an der Lomonossov Universität zum Ersten Mal 1840 eingeführt wurde. Man kann sie sehen in der Abteilung für die Numismatik des staatlichen historischen Museums Rußlands. Die erste wissenschaftliche Medaille wurde in zwei Exemplaren zu Ehren des Professors Alexander Fischer von Waldheim“ und des Herrn Optikers S. G. L. Schevaille“. Übrigens die Vorväter von Alexander Fischer waren sehr eng mit der Lomonossow Universität verbunden. Sie waren hervorragende Wissenschaftler, Naturforscher und Mediziner. Sie alle kämpften auch im Kriege 1812 gegen Napoleon. Mehr darüber können sie auf der web-site www.moip.ru lesen. Alexander Fischer war der Sohn des berühmten Professors der Lomonossow Universität Gregor Johannovich Fischer. Alexander Fischer studierte an der Fakultät für Physik und Mathematik, studierte dabei Botanik, Zoologie und Mineralogie. Nach zwei Jahren bekam er schon die Goldene Medaille für das Studium über die Gewerbelehre der Pflanzen. Nach dem Mathematik und Physikstudium studierte er Medizin an der Lomonossow Universität. Er war so erfolgreich in der Wissenschaft, daß er gleich nach dem Studium die Stelle des Professors bekam und er wurde zum Leiter des Lehrstuhls der Medizinisch-Chirurgischen Akademie gewählt). Wie sein Vater war er zuerst Sekretär und seit 1853 Vizepräsident und seit 1872 – Präsident der MOIP. Er hat ein pankratisches Mikroskop konstruiert. Ein berühmter französische Optiker hat nach seinen Zeichnungen dieses Mikroskop gebaut. Das einzige Exemplar von diesem Mikroskop kann man im Polytechnischen Museum Moskau sehen. Diese Forschungsarbeit wurde mit der Medaille der Imperatorischen Moskauer Gesellschaft für Forschung ausgezeichnet. Die Medaille stellt einen Genius mit zwei Flügel dar. In der rechten Hand hält edler (der) Genius zwei Lauerkränze, zu seinen Füßen liegen die Attribute der Wissenschaft : der Globus und eine Rolle mit Geographie Karte und die Bücher. Die Unterschrift lautet: „Die Moskauer Imperatorische Gesellschaft für Forschung (MOIP, Abteilung N 5) würdigt den Erfinder des Pankratischen Mikroskops, den außerordentlich begabten Wissenschaftler Alexander Fischer von Waldheim mit dieser Medaille“: (http://www.gumer.info/bibliotek_Buks/History/ion_100/31.php). Die Medaille der MOIP gehört zu den anerkanntesten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Welt.http://www.morphs.Su.ru)

4.

Fazit: Die russische Gesellschaft für Naturforschung (MOIP ) im Kampf für den Frieden.

Die Liebe zur europäischen Kultur

wie auch die Liebe zu unserer Kultur

  • beide vereinigen sich im Endpunkt

  • ihrer Entwicklung zu einer einzigen Liebe,

  • zu einem einzigen Streben nach

  • der lebendigen und deshalb

  • allmenschlichen christlichen Kultur“

  • ( I. V. Kireevskij)

Die russische Gesellschaft für Naturforschung (MOIP ) im Kampf für den Frieden im 1812 hat an der Napoleonischen Legende stark mitgewirkt. Die Legende entstand 50 Jahre später, als “zehn Millionen Toten verwest, die Krüppel begraben und die Verwüstungen Europas längst verheilt waren“ (St. Zweig). Aber in dem berüchtigten Bulletin der großen Armee, das Napoleon selbst am 3. Dezember 1812 schrieb, stand: „Die Gesundheit Seiner Majestät ist niemals besser gewesen!“. Am 18. Dezember traf der Kaiser mit geringem Gefolge in Paris ein, und einer seiner Gegner – Chateaubriand – sagte bitter:“ “Die Große Armee ist tot, aber, Familien, trocknet eure Tränen: Napoleon ist gesund!“ Ende November 1812 hatte sich die Katastrophe der Armee beim Übergang über die Beresina vollzogen. Napoleon hatte im Schlitten seine Heeresäulen in Rußland verlassen; es war nur mehr eine Armee von Plündern, ein großenteils demoralisierter Haufen, der am 18 Oktober 1812 das niedergebrannte Moskau verlassen hatte. Ein ungeheuer Troß von Kutschen, Karren und Saumtieren folgte den halb aufgelösten Verbänden, die im Wettlauf mit einem verhältnismäßig spät einsetzenden Winter den Rückzug eintraten. An den Ufern der ausfahrenden Beresina holte der Winter sie ein. Die Russen hatten die Flügel der Armee überholt, behaupteten die Übergänge und drängten gleichzeitig wütend gegen die Nachhut, die mit heroischer Disziplin von den Kaisergarden und einigen fremdländischen Korps gehalten wurde. Auf rasch errichteten Notbrücken wälzten sich mitten im russischen Artilleriefeuer die durcheinandergebrachten Reste der einstigen Grande Armee auf das rettende Westufer. Die Verluste waren ungeheuer. Ruhmreiche Fahnen wurden verbrannt, Geschützparks zurückgelassen, Wagenkolonnen blieben liegen. Die Parole hieß: “Rette sich, wer kann!“ Unvergeßlich sollten dann für Mitteleuropa die Bilder werden, wie sich – in kleinen Trupps zerlumpt, waffenlos und Halbgefrorene – die Überlebenden des Scheiterns Napoleons in den Weiten Rußland nach Frankreich schleppten.

Es ist eine Legende – vom Kaiser selbst in die Welt gesetzt, daß er, der Unbesiegbare, nur von „General Winter“ hatte geschlagen werden können. Napoleon war in Wirklichkeit das Opfer einer Fehlplanung geworden. Rund 15 Jahre nach der russischen Katastrophe wies der deutsche Generalstäbler Clausewitz in seinem Buch „Vom Kriege“ nach, daß selbst „eine vereinigte westeuropäische Armee durch Überdeckung der Nachschublinien, bei gleichzeitiger Verdünnung der Front und durch Zusammenpressen der gegnerischen Kräfte in Rußland nur einer Niederlage entgegenmarschieren müsse“. Clausewitz kam bei seiner Berechnung auf einen bestimmten Punkt des russischen Raumes, bei dem diese Umkehr der Kräfteverhältnisse erfolgen würde: bei der Stadt Zarizyn an der Wolga (die später Stalingrad genannt werden sollte). Aber Napoleons Cannae geschah schon in Moskau.

Die Katastrophe des Russlandfeldzuges 1812 leitete die Freiheitskriege ein. Die Hegemonialherrschaft Frankreichs wurde gebrochen. Napoleon verbannt. Der Wiener Kongreß 1814/15 stand vor der Aufgabe einer Neuordnung Europas. Die für Napoleon verlustreiche Schlacht gegen Preußen und Russen bei Preussisch-Eylau und bei Friedland änderte am Schicksal Preußens nichts mehr. General Neithardt von Gneisenau (1760-1831) und General Ger. Joh. David von Scharnhorst (1755-1833) leiteten die Reorganisation des preußischen Heeres ein, während Carl von Clausewitz durch sein Werk „Vom Kriege“ eine Kriegstheorie schuf, die im preußischen Generalstab nicht weniger Eindruck hinterließ als bei Karl Marx, Lenin und Mao Tse Tung.

Die Fata Morgana des Friedens, die die russische Armee gezündet hat, hat trotzdem den sacro egoismo, den heiligen Egoismus der Völker und Staaten, nicht besiegt. Aber die russischen Wissenschaftler, die an Befreiungskrieg gegen Napoleon teilgenommen haben, handelten im Sinne der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.

Auf Wiener Kongreß wurde die Heilige Allianz angebahnt, dessen Erfinder der Zar Alexander 1. von Rußland war, der genauso wie Frau Krüdener überzeugt war, das „einfache russische Volk sei eine „heilige Rasse“, „das noch nicht vom Becher des Bösen getrunken habe und das lebende Vorwort zu der heiligen Geschichte“, wie „sie nun die Welt bald umformen werde“.

In den Jahren 1812-1815 waren russische Offiziere und Mannschaften zu vielen Tausenden zum ersten mal in längere, unmittelbare und intensive Berührung mit Westeuropa gekommen. Vor diesem Hintergrund hatten sich vor allem die jungen Offiziere ihre Leibeigenen als menschliche Individuen achten gelernt. Scham erfüllte die jungen Edelleute, daß ihnen die Leibeigenschaft als fraglose Selbstverständlichkeit gegolten hatte. Jetzt empfanden sie dies als nationale Schande.

Von Tatendrang erfüllt, glaubten sie, nachdem russische Heere ganz Europa von Napoleons Tyrannei befreit hatten, auch die Freiheit der russischen Leibeigenen erreichen zu können.

Die MOIP-Mitgleder, die gegen Napoleon kämpften, die das Vaterland und das einfache russische Volk liebten, gingen von der Erkenntnis, das die menschliche Gegenseitigkeit und die Achtung vor wohlerworbenen Rechten, das Leben im weitesten Sinn des Wortes das wesentliche Voraussetzung der modernen Welt sei und die größte Axiome für die Wissenschaft der Zukunft wird. Die Idee unterstützte der persönlicher Sekretär des Zaren und stellvertretenden Justizminister Michael Mikhailovich Speranskij, der auch MOIP-Mitgled war und der einen Auftrag erhielt, eine Verfassung auszuarbeiten. Der Sohn eines Popen im Gouvernement Vladimir hatte durch eisernen Fleiß und ungewöhnliche Begabung erst zwanzigjährig zum Lehrer für Mathematik, Physik und Rhetorik am Petersburger theologischen Seminar gebracht. Zu dieser Zeit verstand der Zar Alexander der Erste unter Konstitution freilich schon nicht mehr Beteiligung des Volkes an der Regierung, sondern nur noch ein Ordnungsschema für Gesetzgebung und staatliche Verwaltung. Der von Alexander geschaffene Ständige Rat sollte in einen aus fünf Ressorts (Krieg, Zivilverwaltung, geistliche Angelegenheiten, Wirtschaft und Gesetze) bestehenden Staatsrat umgewandelt werden, der den Kaiser zu beraten, bei der Gesetzgebung mitzuwirken, aber keine Aufsicht über die Ministerien hatte. Dem Senat sollten nur die Befugnisse eines obersten Gerichtshofes verbleiben. Eine gewählte Reichsduma hätte wenigstens einen Teil des Volkes repräsentiert. Entsprechende Institutionen (sogar mit Abgeordneten Kronbauern) waren für die Provinzen und Kreise vorgesehen. Das französische Vorbild war unverkennbar und wurde von Speranskij keineswegs verleugnet. Zur Ausführung kam nur Reorganisation des Staates (1. Januar 1810) und der Ministerien als Exekutivorganen (25. Juni 1811). Speranskij stand als Staatssekretär an der Spitze des Rates. Er reichte, daß bei der Vergabe von staatlichen Ämtern die Bewerber den Grad ihrer Bildung nachweisen mußten, wodurch er sich viele Feinde machte. Eine Finanzreform, die unter anderem die Ausstellung eines geregelten öffentlichen Haushaltsplan und die Besteuerung der Grundbesitzer umfassen sollte, kam über Anfänge nicht hinaus.

1812 übergab Speranskij dem Zaren den Entwurf eines Gesetzcodex, dem er Code Napoleon zugrunde gelegt hatte. Dieser Umstand machte es Speranskis Neidern (A. A. Araktschejew) leicht, ihn der Konspiration mit dem Landesfeind zu verdächtigen. Als man dem empfindlichen Alexander auch noch hinterbrachte, der Staatssekretär respektlose Reden über ihn häufig führe, wurde Speranskij entlassen. Am 17. März 1812 mußte er von Petersburg nach Nishnij Vovgorod, später nach Perm gehen. Alexander sagte traurig, ihm sei, als „habe man seinen rechten Arm abgetrennt“. Speranskij wurde 1816 wieder als Gouverneur von Pensa in den Staatsdienst aufgenommen. Der Zar Alexander der 1. gestattete ihm von Sibirien. 1821 die Rückkehr nach Petersburg.

Alle Hoffnungen der Jungen Befreier wurden bitter enttäuscht. Der Zar hatte in den Jahren seines engen Kontakts mit Westeuropa die Überzeugung gewonnen, daß sein Volk für die von ihm in seiner Jugend angestrebten Reformen nicht reif sei, tat aber nichts, um einen derartigen Reifeprozess zu fördern, auf eine allmähliche Wandlung der Wirtschafts- und Verwaltungsstruktur hinzuwirken und die Selbstherrschaft in eine konstitutionelle Monarchie umzubauen. Tief deprimiert von seinen westeuropäischen Erfahrungen und mehr und mehr in religiös-mystische Schwarmgeisterei versinkend, überließ er die gesamte Staatsleitung dem erzreaktionären, despotischen Grafen Araktschejev.

Die adelige Jugend, „die Kinder von Borodino“, diese jungen Generäle wie M. von Wiesen, M. Muravjov-Apotel, A. Juschnevskij, S. Volkonskij, S. Trubezkoj; die Fürsten M. und S. Muravjovs, I. Naryschkin, die Fürsten Schahovskoj, A. Briggen, I. Podgio, der Baron von Rozen, der Baron von Steigel, der Baron A. Delvig die armen adeligen Jungen Leute solche wie F. Rylejev, Kakhovskij, A. A. Gorbachevskij, der Freund von A. Puschkin Küchelbecker, die zur Untätigkeit verdammt waren und von tiefer Unzufriedenheit gequält waren, und seit 1817 sich in geheimen Zirkel und Bünden zusammenzuschließen um politische Reformkonzepte zu diskutieren, die Verfassungsentwürfe und ein Gesetzbuch auszuarbeiten und sich schließlich auf einen gewaltsamen Umsturz vorzubereiten.

Um 1822 entstanden aus der Vielfalt der Gruppierungen zwei differenzierende und kooperierend Gruppen: der Nordbund mit dem Ziel, eine konstitutionelle Monarchie zu erzwingen, und der Südbund – mit Oberst Paul Pestel als führenden Kopf, der Rußland in eine Republik umwandeln wollte. Paul Pestel war Held des Krieges 1812. Pestels Entwurf wurde erst 1906 veröffentlicht worden. Zugrunde lag eine agrarische Utopie mit der Feinschaft gegen die großen Städte und die Losreissung der Menschen vom Boden“. „Nach Pestels Konzept sollte der Boden des Reiches in zwei Hälften geteilt werden, wobei jedem Bürger gleich welcher Profession ein unveräußerliches Besitztum zugeteilt werden sollte, während die andere Hälfte den Landbebauern zur Nutzung offenstand“. I. D. Jakuschkin (1793-1857), der Freund von A. Puschkin, der seiner Zeit gegen Napoleon kämpfte und der der Gesellschaft der Moskauer Militärischen Gesellschaft (MOIP-Abzweig) gehörte, und zu Dekabristen anschlösse, schrieb:

… alle damals in Moskau anwesenden tüchtigen, Jungen Leute in die Gesellschaft eintraten, oder wenigstens die Gesinnungen der Mitglieder teilten…“.

In seinem Gedicht „An Tschadajew“ schrieb Alexander Puschkin:

 

Nicht länger täuschten uns die Wonnen

Der Hoffnung einer besseren Zeit:

Die Jugendstürme sind zerronnen

Wie Rauch, wie Nebel windzerszreut!

Doch schlägt uns auch manch die tiefe Wunde

Die Willkür der Despotenmacht-

Wir stehen getreulich auf der Wacht

Des Vaterlands im Brüderbunde;

Wir harren nur des Siegeskunde,

Dass uns der Freiheit Frührot lacht-

So harrt ein Jüngling, liebentfacht,

Der süssen Wiedersehensstunde.

Uns lockt der Ehre Himmelsschein,

Der Freiheitsdrang reisst uns von hinnen-

Lass uns dem Vaterlande weihn

All unser streben, unser Sinnen!

Freund, sei getrost: bald wiest du sehn

Des Glückes Frühlingssonne schimmern!

Das Volk erwacht beim Lenzeswehn.

Und auf des Thrones morschen Trümmern

Wird unser Name leuchtend stehn!

Bestimmt hatte Dostojewskij in seiner Meinung recht, dass Russland für Europa geheimnisvoll und unbegreiflich sei: “Für Europa ist Russland eines der Geheimnisse der Sphinx. Der Westen wird eher das Perpetuum mobile oder das Elixier des ewigen Lebens finden als das Wesen des Russentums, den Geist Russlands, seinen Charakter und seine Einstellung ergründen“.

Alexander Herzen( ), der ehemalige Student von Lomonossow Universität und MOIP-Mitglied erinnerte: „Die Universität Moskau wuchs nach dem Jahre 1812 an Bedeutung mit dem Wachstum der Stadt. Nach dem diese durch Peter den Großen aufgehört hatte, kaiserliche Residenz zu sein, wurde sie durch Napoleon mit oder ohne Absicht zur Hauptstadt des russischen Volkes erhoben. Das Volk lernte an dem Schmerz, den es bei der Nachricht von der Einnahme Moskaus durch den Feind empfand, seine Blutsverwandtschaft mit dieser Stadt zu fühlen. Seit dieser Zeit begann für Moskau eine neue Epoche.

Die Moskauer Universität wurde immer mehr zum Mittelpunkt der russischen Bildung. Alle Bedingungen für eine blühende Entwicklung waren hier vereinigt – die historische und die geographische Lage – die Abwesenheit des Zaren….. Die bunte Schar der russischen Jugend, die von oben und unten, aus Nord und Süd in der Universität zusammentraf, verschmolz bald zu einer kompakten, brüderlich vereinten Masse… Die Äußeren Unterschiede, welche die Studenten trennten, aber nie bedeutendere Dimensionen annahmen, entsprangen nicht gesellschaftlichen Gründen So z.B. stand die medizinische Fakultät, die am anderen Ende des Gartens lag, zu uns in keinem so nahen Freundschaftsverhältnis wie die anderen Fakultäten; außerdem waren die meisten Mediziner Seminaristen oder Deutsche“.

Für viele MOIP Mitglieder waren die Begriffe „Krieg und Frieden“, genau so wie für Leo Tolstoj, der den Titel seines Romans dem Buche „La Guerre et la Paix“ von P. J. Proudhon entnommen hatte, im strengen Sinne dialektische und korrelierten mit den „alternativen Bedingungen des Lebens des Volkes, die sich gegenseitig forderten und sich wechselseitig definierten, einander stützten und ergänzten als „Manifestation des universellen Bewußtseins, von denen der Frieden als Zwischenzustand zwischen den Kriegen war. Genau so wie Leo Tolstoj setzten sie den Begriff des Krieges dem des Friedens voran.

Der Krieg gab dem Leben der Menschen seinen Grund und seine Färbung, wahrhaft eine Manifestation eines universellen Bewußtseins – aber universelles Bewußtsein (der heutige kollektives Bewußtsein) bedeutet für den einzelnen eine mehr oder weniger unbewußte Teilhabe daran, einen Zustand des Leben als solchen, das wie es ist in der nur die Generation nur einmal lebt in Form dieses Lebens, an das sie sich unreflektiert hingibt, nicht anders wie an die Friedenszeit.

Genauso wie Leo Tolstoj in seinem Roman „Krieg und Frieden“ beschreibt: Es „ging das Leben, das wirkliche Leben der Menschen – mit seinen rein tatsächlichen Interessen, wie Gesundheit und Krankheit, Arbeit und Ausruhen, und mit den Interessen der Welt der Gedanken, der Wissenschaft, Poesie, Musik, Liebe, Freundschaft, des Hasses, der Leidenschaften – wie immer unabhängig seinen Gang, unberührt von politischer Freundschaft oder Feinschaft mit Napoleon Bonaparte und von allen Reformen“.

Man muß betonen, die MOIP-Mitgleder waren kämpferische Pazifisten und für sie war der Krieg ein antisozialer, antihumaner, destruktiver Faktor. Dieser Krieg war für sie die Notwendigkeit, mit der sie auf die beste tapferste Weise fertig werden sollten. Sie fanden den Krieg als die abscheulichste Handlung im menschlichen Leben., eine furchtbare Notwendigkeit, die man sehr ernst hinnehmen muß.

Die MOIP-Mitglieder kämpften für den Frieden für lebendige Existenz des russischen Volkes, sie kämpften für das Gute und Schöne im Menschen, für Liebe, das Glück und für die Erfüllung der Selbstverwircklihung, für die Transzendierung des natürlichen Lebens in der Wissenschaft.. Der Frieden war für sie die vollkommene Vergegenwärtigen der Phänomenologie des Friedens und damit zugleich des Lebens als eines Seins zum Frieden. Der Kämpf um den Frieden gegen Napoleon bedeutete für sie eine große Freude, ein Zustand des Wiederkehr des echten Lebens.

Sie waren alle gläubige Menschen: Christen, Juden und Moslime und sie sahen im Frieden die Quelle des Lebens. Sie wollten sozialmoralisches Weltbild aufbauen. Und für sie war sehr wichtig das berühmte Wort Kants aus „der Kritik der praktischen Vernunft“: “Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht…: der besternte Himmel über mir und das moralische Gesetz in meiner Brust…Das zweite fängt von meinem unsichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit an und stellt mich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstande spürbar ist…“. Die Seele der MOIP-Mitglieder durstete vom ewigen Frieden von Kant. Erster Definitiv Artikel zum ewigen Frieden: Die bürgerliche Verfassung in jedem Staat soll republikanisch sein, d.h. keine Despotenwillkür kennen.

Zweiter Devinitivartikel zum ewigen Frieden: Das Völkerrecht soll auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein.

Dritter Definitiv Artikel zum ewigen Frieden: Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein. Was näher bestimmt wird als: “„Ersucherrecht”“sein, nicht “„Gastrecht”“ man dürfe den Fremden “„beweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann” “und nicht “„einstellig behandeln”. Wie I. Kant waren sie überzeugt, daß die bisher fälschlich sogenannten Friedensschlüsse, eigentlich Waffenstillstands keine leere Idee, sondern eine Aufgabe, die nach und nach aufgelöst, ihrem Ziele (weil die Zeiten, in denen gleiche Fortschritte geschehen, hoffentlich immer kürzer werden) beständig näherkommt.

Der Aktionismus der MOIP-Mitglieder im Kampf für den Frieden ist die bleibende Lehre in der Geschichte der sozialen Entwicklung der russischen Wissenschaft. Sie haben uns beigebracht: “Frei werden wird erst, wenn wir uns mit dem Leben gegen die Todesproduktion verbünden und die permanente Tötungsvorbereitung. Frei werden wir, wenn wir aktiv, bewußt und militant für den Frieden arbeiten lernen. In der Bibel steht:“ Selig sind die Friedfertigen“.

Jetzt im XX1 Jahrhundert führt die Welt den Krieg gegen die Natur, die wir ausplündern. Die moderne Welt führt den zynischen Krieg gegen das wirkliche Leben. Wir leben in einem kalten und sehr heißen Krieg, den die Reichen gegen die Armen führen. Wir sind im Krieg mit Terroristen, im Wirtschaftskrieg. Das Wort Friedensstifter – eirenepoios, ist auf Münzen des römischen Kaisers zu finden. Aber Frieden kommt nicht von oben, durch reisende Diplomaten oder mächtige Präsidenten und Kaiser.

MOIP-Mitglieder des XX1 Jahrhunderts kämpfen gegen die Zerstörung unserer Erde. Übrigens der Titel des anonym erschienenen Reports vom Irion Mountain „Verdammter Friede“ ist eine eine Satire auf die Rand Corporation. Der massive Einbruch der Kriminalität in die heutige internationale Politik, die unendlichen Geschichten mit Völkermorden, Foltern, Vernichtungen, Massakers und Terrorhandlungen gegen die Zivilbevölkerung im modernen Krieg, die unendlichen Eskalationen der Gewalt sind Zeichen unserer Zeit.

Der „latente Faschismus des post-post-modernistischen Kapitalismus fordert Vielfalt des Kampfes für modernen Frieden. Hannnah Arend schreibt in ihrem berühmten Buch „Macht und Gewalt“: „Der Zweck des Krieges ist der Friede; aber auf die Frage: Und was ist der Zweck des Friedens. Die Perioden des Krieges nahezu immer länger waren als die des Friedens. Ein solches Absolutes ist auch die Macht; sie ist, wie man zu sagen pflegt, ein Selbstzweck“. Im Gedicht von Oskar Loerke spüren wir die Bewunderung vor dem Leben und Frieden

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Der Himmel fließt in steinernen Kanälen;

Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen

Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen:

Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen

Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen

Und sind die Wasserpflanzen anzuschauen.

Die Leben, die sich ganz am Grunde stauen,

Beginnen sacht vom Himmel zu erzählen,

Gemengt, entwirrt nach blauen Melodien.

Wie eines Wassers Bodensatz und Tand

Regt sie des Wasserswille und Verstand

Im Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen.

Die Menschen sind wie grober bunter Sand

Im linden Spiel der großen Wellenhand.

 Literatur:

Augenzeugenberichte von Deutschland um 1800 liegen in drei Bänden vor: Deutschland unter Napoleon“, „Die Befreiungskriege“, „ Der Wiener Kongreß“, 1965/66, ferner „Napoleons Russlandsfeldzug“, 1964.