Angelika

neu: Tischbein

Angelika ist wieder da.
Lange galt das „Brustbild eines Knaben“ für verschollen – dann tauchte es bei einem kleinen
Auktionshaus in Boulogne bei Paris als unbekanntes Werk wieder auf. Ein deutscher
Tischbein – Experte entdeckte es per Zufall: beim Anblick war er total überrascht.
Die Odyssee des Gemäldes ist spannend. Die Reise begann in Eutin / Holstein, wo es 1812
gemalt wurde, führte über Hamburg nach Frankfurt um nach langer Zeit in Boulogne bei
Paris wieder aufzutauchen. Bei der Kunstauktion im Frühjahr 2022 wurde das anonyme
Werk als „Tête d’un jeune garcon“, Bildnis eines Jungen, angeboten. Tatsächlich handelt es
sich um Tischbeins Tochter Angelika, geboren am 22. Dezember 1807. Die Verwechslung
zwischen Junge und Mädchen ist älteren Datums. Aus dem Museumsbestand der Hamburger
Kunsthalle, die zahlreiche Gemälde Tischbeins besitzt, wurde es im Februar 1921 – in
schwerer Nachkriegszeit – bei einer Frankfurter Kunstauktion öffentlich veräußert. Schon
damals war die eigentliche Identifikation verloren gegangen – der Versteigerungskatalog von
1921 verzeichnete „Brustbild eines Knaben mit rotbraunem Lockenhaar im Profil nach
rechts.“
Es ist jedoch Angelika, die drittälteste Tochter des Künstlers. Sie findet man identisch
aussehend auch in einem großen Tischbein – Familienbild, das Tischbeins Frau mit allen fünf
Töchtern bei der „Morgenmilch“ zeigt. Das große Familienbild von 1812 kann man heute in
den Schleswig – Holsteinischen Landesmuseen betrachten. Die Hamburger Kunsthalle besitzt
übrigens ein weiteres Gemälde, das wiederum Angelika abbildet, wesentlich später, 1822,
als schon hochgeschossenes Mädchen in einem romantischen Blumengarten. Auch Angelika
versuchte, schon früh, als Malerin in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters zu treten.
Abb. 1. J.H.W. Tischbein. Bildnis Angelika Tischbein. 1812. Auktion Boulogne / Paris 2022
Abb. 2. J.H.W. Tischbein. Die Frau des Malers Tischbein mit ihren fünf Töchtern bei der
Morgenmilch. 1812. Schleswig – Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Abb. 3. J.H.W. Tischbein. Bildnis Angelika Tischbein im Garten. 1822. Hamburger Kunsthalle

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