Ein Nachruf auf den großen Verpackungskünstler der Moderne
Genauso wie der Brand des Reichstag im Jahre 1933 für alle Zeiten einen Schatten auf den Sitz des deutschen Parlaments werfen wird, ist die Hochzeit des Renaissancebaus zwischen Spree und Brandenburger Tor für immer mit der Verhüllung durch den Künstler Christo im verbunden. 1995 vermochte er gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude das schierbar Unvorstellbare und ließ den riesigen Reichstag komplett verschwinden.
Aber Christo vermochte nicht nur Deutschland mit seiner Verve zu inspieren, sondern erreichte mit seinen Inszenierungen ein Weltpublikum. Ob italienische Seen oder der New Yorker Centralpark. Überall hinterließ der gebürtige Bulgare names Christo Wladimirow Jawaschew seine feinsinnige Handschrift in Form farbiger Stoffbanner.
Auch wenn Christos Verpackungskünste uns fehlen werden, wird er auch zukünftig omnipräsent sein. Wir müssen uns nur in die nächste Schlange im Supermarkt stellen oder ein paar Stationen mit der U-Bahn fahren, schon begegnen uns die Verpackungskünstler des Corona-Alltags. Ein Mundschutz mit maritimen Ankern versehen oder doch etwas mondäner mit Leopardenmotiv. Christos Andenken wird uns also noch eine Weile begleiten
Der Altmeister hätte sich sicherlich nicht vorstellen können, wie nachhaltig seine Vorliebe zum Verhüllen Einzug in unsere Gesellschaft Einzug gehalten hat.
Stefan Tietjen