Vom Einzelgänger zur Institution

Zum 90. Geburstag von Clint Eastwood Clint-Eastwood

Als alter weißer Mann und noch dazu Politiker der republikanischen Partei scheint Clint Eastwood nicht viel Sympathie in diesen Zeiten erwarten zu haben.

Weniger als Gefühlsversteher denn als Misantrhop hat sich Dirty Harry in die Erinnerung seines Publikums gespielt.

Zunächst machte er sich einen Namen als einsilbiger Cowboy in Sergio Leones Italowestern Eine Handvoll Dollar.

Auch in späteren Filmen wie Mystic River oder Million Dollar Baby, in denen Eastwood nicht nur vor der Kamera stand sondern auch als Regisseur und Produzent – und dieses überaus erfolgreich.

Besonders einprägsam ist aber einer von Eastwoods letzten Filmen. Als Walt Kowalski in Gran Torino stellt er seine rassistischen Vorbehalte ohne große Zurückhaltung gegenüber seinen neuen Nachbarn vietnamesischer Herkunft offen zur Schau. Als diese aber wiederholt Opfer von Bandenkriminalität werden, handelt er – nicht aus Nächstenliebe – aber als Patriot, der sich ein lebenlang der Gerechtigkeit verschrieben hat.

Das Prinzip des „Justice for all“ scheint im Vergleich zu dem Recht auf Waffenbesitz an Bedeutung verloren zu haben, wie auch die jüngsten Entwicklungen nach den Ereignissen um den Tod von George Floyd in Minneapolis zeigen.

Mit Bedauern muss man feststellen, dass mit nunmehr 90 Jahren eine zweite große Karriere in der Politik wohl ausbleiben wird. Lieber hätte man sich den charismatischen Ex-Bürgermeister von Carmel in einem noch repräsentativerem Amt gewünscht.

 

Stefan Tietjen