Foto 1: Hubschrauber über dem Dammtor
Foto 2: Karolienstraße: das Alcatraz von Hamburg
Foto 3: Eben noch Straßenecke, jetzt Ende der Welt
Der Gipfel der Gefühle
OSZE-Treffen in Hamburg
Die letzten Stufen noch und dann ist es fast geschafft. Fast zu Hause. Zuerst erblicke ich einen grauen Himmel, dann die Außenwand der Messehalle Süd im Zentrum Hamburgs. Gleich spuckt mich die Unterwelt der U-Bahn wieder aus. Nur noch die Karolinenstraße überqueren und ich bin fast zuhause im Karoviertel.
Nur noch die drei Wasserwerfer vorbeifahren lassen und schon sind es nur noch wenige Hundert Meter bis nach Hause. Moment Mal! Wasserwerfer! Ach ja, es ist OSZE Treffen in Hamburg und die Stadt wurde in einen Hochsicherheitsraum verwandelt. Ca. 13.700 Polizisten wurden in Hamburg zusammengezogen, um 57 Außenminister und ca. 1300 Diplomaten vor Hamburg und seinen Anwohnern zu schützen.
Egal, an welcher S-Bahn-Station ich aus dem Untergrund auftauche, die Polizei ist schon vor Ort. Ich fühle mich an das Schicksal des Hasens erinnert, der jedes mal den Kürzeren im Wettrennen mit dem Igel zog. Mir ist es kaum möglich, eine Straße zu überqueren, ohne zu riskieren von Polizeiautos überfahren zu werden. Kaummaße ich mir an, bei Grün über die Ampel zu gehen, schmeißt ein Polizeitauto das Blaulicht an. Schikane an jeder Ecke.
Leicht verunsichert setze ich den Spießrutenlauf durch die Innenstadt fort. Nur schnell nach Hause. Als würde das Sirengeheul der ständigen Kolonnen nicht schon nervtötend genug sein, kreisen ununterbrochen bis zu fünf Helikopter über der Stadt. Kitas haben sich bereits beschwert, dass ihre Schutzsuchenden um den Schlaf gebracht wurden.
Noch wenige Meter bis nach Hause. Aber nur einen Steinwurf von meiner Haustür entfernt wurde ein Zelt errichtet. Der Beginn der Sicherheitszone 2. Immerhin kann ich mir die Passkontrolle ersparen.
OSZE steht interessanter Weise für „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“. Das primäre Ziel scheint offenkundig die eigene Sicherheit zu sein. Aleppo und Syrien folgen auf den hinteren Plätzen.
Für mich persönlich kommt dieses Sicherheitsaufgebot leider eine Woche zu spät. Mein sieben Jahre alter Fahrradsattel wurde schon vor einer Woche abgeschraubt.
Stefan Tietjen