“Let them rest and rost”

imagesimagesDer Lübecker Maler und Film-Autor Gunther Fritz und sein Kollege Uli Pape besuchten die schottische Insel Orkney und Scapa Flow mehrmals. Sie drehten einen Film über die nördlichste Molkerei, die nördlichste Whiskey-Destillery Highland Park und die friedlichsten Schafe der Welt. Sie fressen nur Seetang. Wrack-Tauchen wollten sie nicht. Pape zitiert Winston Churchill: “Let them rest and rost.”

***

Die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow fand am 21. Juni 1919 im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow statt, in dem die ehemalige kaiserliche Flotte als Folge des Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs interniert worden war. Da die deutsche Regierung kurz davor stand, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen, der in Artikel 184[1] die Auslieferung aller Kriegsschiffe in Scapa Flow vorsah, initiierte Konteradmiral Ludwig von Reuter die organisierte Selbstversenkung.

Der Scapa Flow ist eine Art Bucht, die sich aus der Lage der im südlichen Teil der schottischen Inselgruppe der Orkneys gelegenen Inseln Mainland, Burray, South Ronaldsay, Flotta und Hoy ergibt. Da diese Bucht gut geschützt liegt, wurde sie in der Geschichte öfter als Naturhafen benutzt. Schon die Norweger versammelten hier im 13. Jahrhundert ihre Schiffe und gaben ihr den Namen „Skalpafloi“. Auch zu Napoleons Zeiten spielte dieser Hafen eine wesentliche Rolle. Die Briten versammelten dort ihre Schiffe vor Fahrten in das Baltikum. Die britische Marine richtete hier sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg den Hauptstützpunkt ihrer Flotte ein. In beiden Weltkriegen schafften es deutsche U-Boote, in die Bucht einzudringen.

Gleich nachdem die Grand Fleet am Vormittag des 21. Juni 1919 Scapa Flow zu einem Manöver in der Nordsee verlassen hatte, erschien die Gelegenheit günstig, und von Reuter gab um 11.00 Uhr den Befehl zur Selbstversenkung: „Paragraph Elf. Bestätigen.“[3], ein zuvor von den Offizieren in Anlehnung an Paragraph 11 des Biercomments der Studentenverbindungen „Es wird fortgesoffen!“ vereinbartes Codewort. Die Seeventile der deutschen Schiffe wurden geöffnet, die Verschlüsse anschließend unbrauchbar gemacht, die Türen zwischen den wasserdichten Abteilungen geöffnet und im offenen Zustand verkeilt. Als alle deutschen Matrosen ihre Schiffe fast gleichzeitig mit Rettungsbooten verließen, eröffneten mehrere der in der Bucht verbliebenen Bewachungsschiffe das Feuer auf die Boote. Durch dieses Vorgehen der Briten wurden der Kommandant der SMS Markgraf, Korvettenkapitän Walther Schumann, und acht Matrosen getötet sowie fünf verwundet. Nach den Verlustzahlen, die von Reuter angibt, wurden vier getötet und acht verwundet. Die getöteten Soldaten wurden auf dem Lyness Royal Naval Cemetery auf der Insel Hoy beigesetzt. Die Gräber werden bis heute von der Commonwealth War Graves Commission gepflegt.

Als die Briten bemerkten, was wirklich geschah, war es für ein wirkungsvolles Eingreifen zu spät. Als erstes Schiff versank um 12.16 Uhr die SMS Friedrich der Große und als letztes die SMS Hindenburg um 17:00 Uhr. Mit Ausnahme eines Linienschiffes (SMS Baden), dreier Kleiner Kreuzer (SMS Emden, SMS Frankfurt und SMS Nürnberg) und elf Torpedobooten versanken alle deutschen Schiffe. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört.

Sieben Schiffe blieben am Meeresgrund; sie dienen heute als beliebte Ziele für Wracktaucher. Bis vor einigen Jahren wurde gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für Strahlenabschirmungszwecke geborgen.

Im Jahre 1995 wurden die verbliebenen Schiffswracks unter Denkmalschutz gestellt, darüber hinaus dürfen seit 2002 nur noch von den schottischen Behörden autorisierte Tauchbasen Tauchgänge an den Wracks durchführen. Die Vereinigung der orkadischen Schiffs-Charterunternehmer und Tauchschulen hat seit 2004 mehrere Vorstöße unternommen, die Gewässer vor der Insel Hoy, in denen die Wracks liegen, als National Marine Reserve unter Schutz stellen zu lassen (vergleichbar dem Status eines Nationalparks). Diese Vorstöße sind jedoch trotz Wohlwollens der zuständigen schottischen Ministerien mehrfach am entschiedenen Widerstand des Orkney Island Council gescheitert, die dadurch eine Beeinträchtigung des Ölterminals auf Flotta und der Fischereiflotte befürchten.

aus: Wikipedia