KIEL. Die Landesregierung will angesichts des Klimawandels die Zukunft von Schleswig-
Holsteins Halligen sichern. Dafür hat sie ein Programm zur
Verstärkung und Entwicklung der Warften beschlossen. Damit sollen die Halligen auch bei
steigendem Meeresspiegel bewohnbar bleiben.
„Die Halliglandschaft ist weltweit einmalig und unersetzbarer Teil des schleswigholsteinischen
Kulturerbes. Ohne Besiedlung droht sie verloren zu gehen“, sagte Robert
Habeck anlässlich der Kabinettsentscheidung. „Die Menschen auf den Halligen brauchen
bei Sturmfluten Sicherheit. Deshalb müssen wir die Warften verstärken.“
Für die über einen längeren Zeitraum laufende Anpassung der 32 bewohnten Warften wird
mit jährlichen Kosten von etwa einer Million Euro gerechnet; insgesamt dürften sich die
Kosten auf insgesamt 25 bis 30 Millionen Euro belaufen. Diese Zuwendungen werden aus
den verfügbaren Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK)
bestritten. Der Bund finanziert dabei 70 Prozent, das Land 30.
Für einzelne Warften liegen bereits konkrete Überlegungen der Halliggemeinden für eine
Anpassung und Erweiterung des Gebäudebestandes vor. Diese Projekte sollen
vordringlich umgesetzt werden. Die Warften und ihre Gebäude sollen in erster Linie für die
dauerhaft auf den Halligen lebende Bevölkerung gesichert werden. „Das Land stellt sich
seiner Verantwortung und ist bereit, notwendige Verstärkungsmaßnahmen zu fördern“,
sagte Habeck.
Für die Bewohner der Halligen sollen gleichzeitig Entwicklungsperspektiven eröffnet
werden, so dass dem Bevölkerungsschwund auf den Halligen entgegen gewirkt wird.
Dazu gehört auch, bauplanungsrechtliche Instrumente zu entwickeln, damit Gebäude auf
den Halligen nicht nur noch als Zweit- und Ferienwohnsitze genutzt werden. Ein Trend zur
Veräußerung von Gebäuden ist auf einzelnen Halligen bereits festzustellen. Im Rahmen
von Pilotprojekten sollen daher Instrumente von den Halliggemeinden gemeinsam mit dem
Kreis Nordfriesland als unterer Bauaufsicht sowie mit Unterstützung des Landes
konkretisiert werden. Entsprechend werden der Küstenschutz und die Ortsentwicklung bei der Umsetzung gemeinsam betrachtet.
„Der Klimawandel und seine Folgen stellen uns vor große Herausforderungen. Mit dem Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm und der Strategie Wattenmeer 2100 verfügt Schleswig-Holstein über ein ganzheitliches und nachhaltiges Konzept zur Klimaanpassung in diesem ökologisch sensiblen Raum“, betonte Habeck.
Hintergrund:
Das Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm für die Halligen knüpft an die am 30. Juni 2015 vom Kabinett verabschiedete Strategie für das Wattenmeer 2100 an. Ergänzend zur Wattenmeerstrategie ist das Warftverstärkungsprogramm konkret auf den Erhalt und die Entwicklung der Halligen als Siedlungs- und Wirtschaftsraum ausgerichtet.
Die sehr exponierte Lage im Wattenmeer ohne ausreichenden Deichschutz führt dazu, dass die Halligbevölkerung den Sturmfluten in besonderer Weise ausgesetzt ist. Beim Sturmtief Xaver im Dezember 2013 stand auf mehreren Warften das Wasser kurz vor den Häusern.Die vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN-SH) durchgeführte Sicherheitsüberprüfung der Halligwarften zeigt, dass bereits bei den heutigen Sturmflutbedingungen für die meisten untersuchten Warften Defizite im Hochwasserschutz vorhanden sind. Bei stärker steigendem Meeresspiegel werden die Gefahren durch Sturmfluten weiter zunehmen und die Sicherheit der Halligbevölkerung abnehmen. Die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfung weisen einen hohen Deckungsgrad mit den örtlichen Erkenntnissen der Halligbewohner auf.
Da Evakuierungen auf den Halligen bei Sturmfluten aufgrund ihrer exponierten Lage nicht möglich sind, ist zentrales Element des Programmes der Landesregierung eine nachhaltige Verstärkung der Warftkörper als zentraler Voraussetzung für ein sicheres Wohnen und Wirtschaften auf den Halligen. Die nachfolgende Anpassung des Gebäudebestandes ist Bedingung für Förderung der Warftverstärkungen.