Das Schnabelkürzen ist eine Prozedur, die bei praktisch allen Küken vorgenommen wird, die später als Legehennen in Boden- und Freilandhaltungen Eier legen müssen. Die mit Nerven durchsetzten Schnabelspitzen werden dabei mit einer heißen Klinge oder einem Laser abgetrennt, um zu vermeiden, dass die Hennen sich später gegenseitig verletzen oder gar töten.
Das Schnabelkürzen ist ein typisches Symptom der Massentierhaltung: Die Tiere werden den schlechten Haltungsbedingungen angepasst, anstatt die Haltungsbedingungen den Tieren anzupassen. Wären die Bedingungen nicht so schlecht und weniger stressverursachend, würden die Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus gar nicht erst entstehen.
Schnabelkürzen ist im Grunde verboten
Aus tierschutzrechtlicher Sicht ist das Schnabelkürzen nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das bedeutet, dass alle Fälle geprüft werden müssen. Erst dann, wenn es keine Alternativen zum Schnabelkürzen gibt, dürfen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. In der Praxis werden die Ausnahmegenehmigungen aber immer und ohne jede Nachfrage erteilt. Damit befindet sich der Tierschutz (mal wieder) in einer Situation, in der er um gesetzeskonforme Bedingungen kämpfen muss.
Unsere Kampagne zur Abschaffung des Schnabelkürzens
Unser Einsatz für die Beendigung des Schnabelkürzens reicht bis in das Jahr 2010 zurück. Damals haben wir uns angesehen, wie genau das Schnabelkürzen in Österreich beendet wurde. Was dort besonders wichtig war: Obwohl die Schnäbel nicht mehr gekürzt wurden, gelang es durch ein besseres Management, das Federpicken und den Kannibalismus zu reduzieren. Es gelang also, das eine Problem zu lösen, ohne dadurch neue Probleme zu schaffen.
Aus einem Besuch in Österreich entstand ein intensiver Austausch mit den dortigen Verantwortlichen. Die wichtigsten Erkenntnisse haben wir in einem Papier zusammengefasst, das wir jetzt aktualisiert haben.
Nächste Schritte
Derzeit führen wir Gespräche mit vielen Beteiligten. Unser Ziel ist es, dass alle Betriebe, die deutsche Supermarktketten beliefern, das Schnabelkürzen abschaffen. Als Ausstiegsdatum bietet sich das Inkrafttreten des Schnabelkürzverbots in Niedersachsen an (Ende 2016). Damit der Ausstieg ohne große Probleme gelingt, drängen wir darauf, dass die Industrie sich schon jetzt intensiv mit der Umsetzung der in unserem Papier genannten Punkte auseinandersetzt. Unterzeichnen Sie unseren Appell zum Thema:
Sind die Legehennen dann glücklich?
Auch bei einem Ausstieg aus dem Schnabelkürzen würden wir nicht von glücklichen Legehennen sprechen, denn wesentliche Kritikpunkte bleiben u. a. die Überzüchtung der Hennen, das frühe Töten nach nur rund einem Legejahr und das Töten der männlichen Küken. Trotzdem wird der Ausstieg aus dem Schnabelkürzen, richtig umgesetzt, viele der schlimmsten Leiden in der Eierindustrie beenden oder zumindest lindern. Es muss nämlich nicht nur damit aufgehört werden, die Schnäbel zu kürzen, sondern es müssen darüber hinaus viele Maßnahmen umgesetzt werden, damit die Hennen ihre Grundbedürfnisse besser ausleben können und deutlich weniger gestresst sind.
Was ist mit Bio-Legehennen?
In der Bio-Haltung wird das Schnabelkürzen nicht durchgeführt. Da aber auch dort die Bedingungen oft völlig unzureichend sind und es in der Bio-Haltung besonders schwer ist, den hohen Nähstoffbedarf der überzüchteten Hennen zu decken, sehen Bio-Legehennen nach einem Legejahr häufig besonders schlimm aus (mehrere kahle Stellen oder gar ein weitestgehend fehlendes Gefieder). Dies gilt weitgehend unabhängig von den verschiedenen Bio-Siegeln.
Verbraucherinnen und Verbrauchern empfehlen wir, Alternativen zum Konsum von Eiern und anderen Tierprodukten auszuprobieren. Einen guten Einstieg ermöglicht unser kostenfreier Ernährungsnewsletter.
weitere Informationen: https://albert-schweitzer-stiftung.de/helfen/petitionen/schnabelkuerzen-stoppen