Achtung Redaktion Hamburg, Berlin, Lübeck:
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Hält die ZEIT, was sie mit Garden-Reisen verspricht? Wir testen…
Sussex Breakfast im Palladian-Schloss „handpicked“. Alles handverlesen, auch Bridget, Resurant-Chefin.
Porridge, Cheddar und Sussex-Eier. Bitte was?
„Eine ganz alte, edle englische Hühner-Rasse. Die Eier goldbraun, größer als normal.“ Dann wird sie very englisch: „Das Sussex-Huhn ist leicht zu züchten, Du kannst Sie im Vorgarten oder hinter dem Haus halten. Sie sind ganz zutraulich, lieb und laufen nicht weg. 100 bis 200 Eier im Jahr.“
Na denn, sunny side up mit typisch baked beans.
Die Wahrheit: ein Genuss. Nicht schrumperlig oder krossross, einfach schier und schön anzusehen. Die stolze Sunset-Henne.
Das Buxted Park Hotel ist ein Herrenhaus im Herzen von Ost-Sussex, preisgekröntes Restaurant mit 2 AA-Rosetten. Und nach dem Wahl: Spaziergang zum Ashdown Forest, Achtung Winnie the Pooh ist hier zu Hause.
Das Märchen nimmt Fahrt auf handv erlesen. Was für ein Landhaus-Schloss. König und Königin an den Wänden in Öl, Jungfern und Jäger, altes Porzellan, Kamine, Tapestry und überall der weite Blick über grasgrünen lawn, the green green grass of home. Tom Jones war hier zu Gast, Prinzessin Anne, hier hochzeitet die high-cociety. In der Ferne kämpfen ganz in Weiss gekleidet Cricket Player um Runs (Punkte), Bowler und Batter – Werfer und Schlagmann. Very englisch, komplizierte Regeln, schwerer als die Quadratwurzel einer nichtnegaativen Zahl.
In diesem Schloss ist alles positiv. Abis auf auf Abend-Dinner im weissen Salon: Auf der Speisekart: Sussex-Hahn. Och nee, Eier find ich gut, doch Brust…na gut – ein Happs – und wieder Note 1, armes, liebes Sussex-Huhn
Nymans Garden am Morgen danach -noch immer beseelt von Nymans Garden wie eine Farbpalette von van Gogh, sattes Gelb, feuriges Orange, Kamelien und der Duft von Seidelbast – alt und würdig das Herrenhaus – alt und würdig seit 1880. Geschützt vom National Trust Europas größte Naturschutzorganisation für Schönheit und Natur.
„Jetzt wird es romantisch,“ Silvia Ghiani, unsere charmante wie fachkundige Reiseleiterin, „aber Achtung, es kann rutschig werden.“ Warum? Als in London Sandstein-Platten durch Teer und Zement überflüssig wurden, schaffte man sie zu den historischen Gärten, wo sie heute die Rundwege liegen und viel schöner sind als Teer.
Great Dixter besteht aus drei Häusern aus Backstein und Fachwerk. Zwischen Blumen und Kuhstall ragen drei Hopfen-Darren in den Himmel. Warum? Beim Darren wird Gerste erhitzt, um sie zu trocknen. Dadurch entsteht malziges Aroma – gut für Bier. Cheers!
Das Highlight -Sissinghurst Castle
Die Anlage ist weltberühmt (160 000 Besucher).
Sissinghurst ist altenglisch und bedeutet Lichtung in den Wäldern- Licht in Garten und Gebäude brachte Vita Sackville-West
Als ich das Anwesen zum ersten Mal, habe ich mich auf den ersten Blick in verliebt. Eine schlafende Schönheit die nach Rettung rief.
Vita und ihr Mann Harold hörten die Rufe und schufen nach 1930 einen der schönsten Gärten Englands. Markant ist der Doppelturm. Eine Holzwendeltreppe führt zur Aussichtsplattform…
Das ist doch am Horzont…Canterbury und seine Tales. Wie im Märchen.
Vitas Liebe galt den Rosen. Sie liebte die alten Sorten, samtige Farben und Duft wie Parfüm. Einzigartig der weiße Garten in allen Schattierungen, dazu der Pavillon mit einer rankenden Kletterrose mit schwebenden Woken. Als wenn der Himmel die Rosen küsst.
Oder von Mick Jaggers – 81- Lippen: Ich liebe Rosen und züchte sie. Lieblingsrose Constance Sprey und sein Bekenntnis: Es ist immer noch eine Steigerung möglich.
Ein Garten geht noch – Hever Castle
Doch zuvor der Drachen-Pub (Griffin Inn)
Schwere Teppiche, Holztische, Rugby, Football, Dart – Idole an den Wänden,
Half Pint ohne Schaum! Gisela kennt Fish und Chips aus der Tüte am Kiosk.
Jetzt traut sie ihren -augen nicht: ein Teller
Mit Fish (Kabeljau in Berteig) so gross wie eine Bratpfanne darunter die goldgelben Chips und das helle Lager (ohne Schaum)
Greg ist der Wirt und weiß: „Schaut Euch den Garten an, worthwhile – lohnt sich.“
Der Garten: so groß wie ein Fußballfeld mit sanften Hügeln, Zweige hängen auf Holzbänke, Paare genießen den weiten Blick im Sonnenuntergang. Griffin sprüht Feuer, ein Pub wie aus dem Bilderbuch. Ohne Schaum.
Das Schloss zum Schluss – Henry III und seine sechs Frauen
Anne Boleyn, seine zweite Ehefrau (1501-36) verbrachte ihre Jugend in Hever Castle, sie war sanftmütig und klug. Zu klug für ihren späteren Ehemann und König und Henry III. Wegen angeblichen Hochverrats (Untreue, Inzest) ließ der König sie zusammen mit ihrem Bruder George durch das Schwert von Calais 1536 enthaupten.
Nur elf Tage nach Annes Tod heiratete er seine dritte Ehefrau – Jane Seymour – drei folgten noch.
Hätte Henry sich doch an Blumen und Gärten berauschen können, Mohn, Tulpen, Narzissen. Nein, er wollte Blut und Rache.
Heute weht ein anderer, sanfter Wind über Hever Castle. Historie trifft Harmonie.
Charles Dickens beschrieb ihn so: „Ein unerträglicher Schurke, eine Schande für die menschliche Natur und ein Fleck von Blut und Fett auf der Geschichte England.“
Auf zu schönen Künsten
Glyndebourne – klingt nach Glycerin und Shampoo und ist doch ein Juwel unter den Opernhäusern der Welt. 1934 von John Christie gegründet – nach dem Vorbild von Wagners Bayreuth.ildmay Seine Frau war die Sopranistin Audrey Mildmay. Spötter meinten: Ein reicher Mann will seine Frau zum Star machen. So ein Quatsch! Kritiker lobten ihre weiche, warme Stimme voller Hingabe.
Im Sommer ist das Festival ein Anziehungspunkt für Opernfreunde aus aller Welt. Der Zeit-Gründer Gerd Bucerius war Förderer des Festivals. Er kam jeden Sommer in den kleinen Ort zwischen Eastbourne und Brighton. Ein Genießer und ein Gourmet. In den langen Opern-Pausen wird auf den Wiesen gepicknickt. Auf hohem Niveau mit Smoking und langen/kleinem Schwarzen. Aber auch im grünen, schottischen Kilt. Champagner oder Rosé aus Cornwall, Lachs aus Irland. Klingeling – last order please, die Oper geht weiter. Barbier von Sevilla. Stimmen, Garderobe, Orchester – ein Schmaus.
Ganz beseelt mit Bus-Fahrer Marschall ins handpicked Hotel. Ein Links-Fahrer der Extra-Klasse. Auf Englands engen Straßen nicht einfach. Für Marschall schon.
Die Gruppe: 14 Personen aus Wien, Köln, Hamburg, Lübeck, Elmshorn, Bulgarien. Am Anfang förmlich, am Ende fröhlich. Besonders Lilly aus Wien. Künstlerin von Kopf bis Fuß – Hochhackig mit Fliegenpilz, Croissant im Haar. Wiener Schmäh, witzig, erfrischend.
Lilly, wie sehen uns wieder, mit Sachertorte im Haar…
Silvia Ghiani ist eine Leiterin aus Charme, Wissen und Hingabe. Sie ist eine liebevolle Reise-Gärtnerin der Englischen Gärten. Passt!
Fazit der Gartenreise:Jede Blüte hat sich gelohnt.
Tom Kuschl
Fotos – netzpool,
Mohnjournal, Wien
Carpe diem, Luzern
Infos:
ZEITREISEN
040/ 32 80 -455
WINDROSE
030/20 17 22-0