Triumph der leisen Töne

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Der dänische Spielfilm “My eternal summer”

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Die isländische Schauspielerin Katla Njálsdóttir aus “When the light breaks”

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Szene aus der Håkan Nesser Verfilmung “Unmoored”

Das Getöse der Lautsprecher und der Populisten dominiert dieser Tage. Oft wünscht man sich dieser Tage einfach nur Ohropax, um dem Krach und dem Trash für einen Moment zu entkommen.
Bei den Nordischen Filmtagen ist das anders. Hier zählen die Zwischentöne, der verstohlene Blick, die flüchtige Berührung, das Schweigen.
Una und Klara liegen nachts im Bett nebeneinander, an dem Tag als sie ihren Freund durch einen Unfall verloren haben. Am Ende von „When the light break“ geben sich zwei Menschen Halt, die sich erst seit wenigen Stunden kennen, deren Schicksal sie aber vereint hat.
Jedes Wort ist zu viel und nur die Umarmung der anderen gibt ihnen die Kraft wieder aufzustehen.
Auch “My eternal Summer” (Min evige sommer”) ist kein Hollywood Blockbuster. Er führt uns Zuschauende an ein Steilufer, wo die 15-jährige Fanny und ihre Eltern in sommerlicher Idylle picknicken. Die Sonne glitzert malerisch auf der Ostsee, aber der Abgrund ist nicht fern.
Die Mutter ist schwerkrank und Fanny weiß, dass sie Mutter verlieren wird. Wie umgehen mit dem schmerzhaftesten aller Abschiede?

Beide Filme führen uns an Orte, die wir nur allzu gerne ausblenden, die oft im Dunklen bleiben, jetzt aber ans Licht geführt werden. Die Bilder bewirken das, was mit Worten nicht gesagt werden kann.

Es ist gut, dass zur Abwechslung auch mal das Subtile und nicht nur das Ohrenbetäubende gewinnt.

Die weiteren Preisträger:

Im Spielfilmwettbewerb wurden vier Preise vergeben, von denen gleich zwei an die dänische Produktion „My Eternal Summer“ / „Min evige sommer“ gingen, darunter der mit der höchsten Dotierung des Festivals von 12.500 Euro ausgestattete NDR-Filmpreis. Regisseurin Sylvia Le Fanu nahm ihn und den Baltischen Filmpreis für einen Nordischen Film, dotiert mit 5.000 Euro, entgegen. Die Jury des NDR-Filmpreises beschreibt den Film als „so hell wie ein nicht enden wollender Mittsommer“, während die Baltic Film Jury ihn dafür lobte, alles zwischen Leben, Tod und Liebe zu thematisieren.
Die Jury des Kirchlichen Filmpreises INTERFILM verlieh ihre mit 5.000 Euro ausgestattete Auszeichnung an „When the Light Breaks“ / „Ljósbrot“, eine Produktion aus Island, Niederlande, Kroatien und Frankreich. Regie führte der Isländer Rúnar Rúnarsson.
Den Preis der Lübecker Nachrichten mit 5.000 Euro Preisgeld verlieh die Publikumsjury an Quiet Life (Frankreich / Deutschland / Schweden / Griechenland / Estland / Finnland) vom griechischen Regisseur Alexandros Avranas.
Die Filme im Dokumentarfilmwettbewerb der Nordischen Filmtage Lübeck konkurrierten um den mit vom ver.di Bezirk Lübeck/Süd-Ostholstein gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis. Gewonnen hat ihn Pamela Hogans „The Day Iceland Stood Still”, eine isländisch-amerikanische Ko-Produktion.
Für den besten Kurzfilm in der Sektion Filmforum lobt die CineStar-Gruppe alljährlich den mit 5.000 Euro ausgestatteten CineStar-Preis aus. Er ging in diesem Jahr an „Gestern, ich denke an morgen“ vom Hamburger Regisseur und Kameramann Tom Otte. Eine Lobende Erwähnung der Jury ging an „Ich war auch damals wirklich ich, aber nur in meinem Kopf“ von Julia Küllmer.
Zwei Preise werden in der Kinder- und Jugendsektion Young Audience verliehen.
Den Kinder- und Jugendfilm Preis der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung, dotiert mit 5.000 Euro, nahm Eirik Sæter Stordahl für seinen norwegischen Film „Lars er LOL“ / „Lars is LOL“ entgegen. Auch die Kinderjury der Nordischen Filmtage Lübeck vergab ihren Preis an seinen Film. Der Preis der Kinderjury ist mit 5.000 Euro ausgestattet und wird von der Hansestadt Lübeck gestiftet. Eine Lobende Erwähnung sprach die Kinderjury an „Victoria Must Go“ / „Victoria må dø“ (Norwegen) von Gunnbjörg Gunnarsdóttir aus.
In den Sektionen Nordic Shorts und Young Audience wird zudem der Preis für den besten nordischen und baltischen Kurzfilm vergeben, gestiftet von Stadtwerken Lübeck und dotiert mit 5.000 Euro. Auch dieser Preis ging an Rúnar Rúnarsson für seinen Kurzfilm „O“ (Island / Schweden).
Schließlich werden zwei Preise sektionsübergreifend vergeben. Den Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt, dotiert mit 7.500 Euro, erhielt Caroline Ingvarsson für „Unmoored“ (Schweden / Großbritannien / Polen).
Die Jugendjury, bestehend aus Lübecker Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren, vergab ihren von der Hansestadt Lübeck gestifteten Preis in Höhe von 5.000 Euro an den dänisch-schwedischen Jugendfilm „Fighting Demons With Dragons“ / „Med drager mod dæmoner“ (Dänemark / Schweden) von Camilla Magid.
Stefan Tietjen

Fotos:     © Adomeit Films

© Nordische Filmtage Lübeck / Olaf Malzahn

© Desmar