Sind Heilpraktiker gefährlich?

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Professor Dr Frank Ulrich Montgomery (64)

Präsident der Bundesärztekammer

zur Redigatur nach Berlin

Sind Heilpraktiker gefährlich?

Frage: Mit Verlaub, warum machen Sie zur Zeit die Heilpraktiker „fertig“?
Professor Montgomery: Ich mache sie überhaupt nicht fertig, ich weise lediglich darauf hin, dass Heilpraktiker ohne eine formalisierte und qualifizierte mit einer minimalsten Prüfungserfordernis invasive Eingriffe an Patienten und Krebsbehandlungen vornehmen dürfen. Sie sind meines Erachtens nicht ausreichend qualifiziert, um das zu tun.
Frage: Warum gehen Sie jetzt mit Ihrer Meinung an die Öffentlichkeit?
Montgomery: Der Grund, warum wir uns jetzt dazu äußern, ist, dass der Bund eine neue Leitlinie für die Überprüfung von Heilpraktikeranwärtern vorlegt, die wir ablehnen.
Frage: Warum?
Montgomery: Weil die Überprüfungsleitlinie versucht, eine Art Siegel eines staatlich aprobierten Heilpraktikers zu schaffen. Damit wird der Bevölkerung vorgegaukelt, dass man ohne Ausbildung und einer minimalen Prüfung mit zwei Stunden schriftlich und maximal einer Stunde mündldich ähnliche Dinge machen darf wie ein Arzt. Das lehnen wir ab, und dazu werden wir unsere Hand auch nicht reichen.
Frage: 56 000 Heilpraktiker würden nach neuestenZeitungsberichten auf der Straße stehen.
Montgomery: Nein, 56 000 tätige Heilpraktiker haben ja ein Zulassung, die können weiterarbeiten, aber wir brauchen keine neuen Heilpraktiker mehr.
Frage: Ein Kölner TV-Sender berichtet, hinter dem Angriff auf die Heilpraktiker stecke die Pharma-Industrie. Was sagen Sie dazu?
Montgomery: Dazu sage ich gar nichts, weil es schlicht Unsinn ist.
Frage: Bei der Behandlung von Borreliose sind einige Heilpraktiker sehr erfolgreich. Oder nicht?
Montgomery: Borreliose ist eine Krankheit, die durch einen Keim, der Borrelia heißt, hervorgerufen wird. Dieser Keim hat die unangenehme Eigentschaft, sich im Nervengewebe lange Zeit zu verstecken. Wir als Mediziner behandeln die
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Borreliose mit verschiedenen Medikamenten, die den Heilpraktikern nicht zugänglich sind, weil sie verschreibungspflichtig sind. Ich kann nicht erkennen, dass die Heilpraktiker die irgendetwas besser machen als die Ärzte. Die Borreliose ist eine Erkrankung, die in die Hand eines kompetenten Arztes gehört und dort behandelt werden muss.
Frage: Wie sicher sind Sie, dass die neuen Leitlinien in Sachen Heilpraktiker durchkommen?
Montgomery: Ich bin mir ziemlich sicher, dass da was kommen wird. Ich glaube nicht, dass wir die Heilpraktiker-Wesen abschafffen können, aber wir wollen dafür sorgen, dass durch sie keine Gefahr für die Menschen ausgeht.
Frage: Schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf.
Montgomery: Natürlich. Aber das Problem ist doch, dass in der Bevölkerung die irrige Auffassung vorherrscht, Heilpraktiker seien ähnlich gut ausgebildet wie Ärzte. Das sind sie nicht, und darum geht von ihnen eine Gefahr aus.
Frage: Von allen?
Montgomery: Nein, viele kennen ihre Grenzen und halten sie ein. Aber eben längst nicht alle.

Vielen Dank, Herr Professor Montgomery.

Ulrich Pape, np