Münster schmunzelt

IMG_1433moiIMG_1421IMG_1428IMG_1373Smile on the water

Die Skulptur Projekte in Münster 2017

Der düstere Sound von Deep Purple’s Hit wäre in diesem Moment sicherlich unangemessen.
Lächelnde Gesichter, überall schaue ich in lächelnde Gesichter. Der Nieselregen kann es nicht sein, auch sonst sind die Westfalen nicht unbedingt als Frohnaturen bekannt. Ich befinde mich in Münster, dem Herzen des deutschen Biedermeiers, aber die Stadt und deren Bewohner wirken wie ausgetauscht.
Verantwortlich dafür sind die „Skulptur Projekte“, die die kleine Metropole des Münsterlandes alle zehn Jahre in eine Hochburg der Kunst verwandeln.

Eine Kunst, die sich nicht hinter Muesumsmauern verbarrikadiert und ausschließlich einem Kunstelite vorbehalten ist, sondern die es vermag, Klein und Groß zu begeistern. Besonders „zugänglich“ erweist sich das Projekt „On Water“ von Ayşe Erkmen im Stadthafen.

Mit hochgekrempelten Hosen stürzen sich die Massen in den Kanal und ,oh Wunder, das Wasser trägt. Es fühlt sich gut an, wie Jesus über das Wasser zu schreiten. Natürlich trägt uns nicht ausschließlich der Glaube an Gott, sondern auch eine Brücke, die unterhalb des Wasserspiegels installiert wurde, von der einen Seite des Hafenkais zur anderen.

Die Versuchung ist groß, auch den nächsten Schritt über die Stahlkonstruktion hinaus ins Wasser zu wagen. Vielleicht klappt es ja doch mit den übermenschlichen Fähigkeiten. Ach,für solche Experimente ist das Wetter in Münster nun auch nicht ideal und mit nasser Kleidung macht das Erkunden auch weniger Freude.

Schließlich gilt es noch 32 weitere Installationen, Skulpturen und Projekte in Münster zu entdecken. Die Suche nach den Kunstwerken gleicht einer riesigen Schnitzeljagd auf einem Kindergeburtstag. Und dementsprechend ist auch die Stimmung in der Stadt – ausgelassen.

Da ist das Michel Smiths Tatoo-Studio für Senioren, der „Nuclear Temple“ von Thomas Schütte oder „Nietzsche`s Rock“ von Matthias Otterly. Überall bilden sich Trauben von Besuchern, die in kleinen Gruppen durch die Stadt geführt werden und mit großer Ausdauer sich Kurzvorträge und Erläuterungen anhören. Viele der Kunstwerke sind auch begehbar.

Die Kunst ergreift Besitz von der Stadt und die Menschen lassen sich verführen.

Auf nach Münster. Gerne auch mit der Bahn. Der neue Bahnhof feierte auch gerade seine Eröffnung. Aber beeilen Sie sich, ein Kunstwerk ist schon einem Diebstahl zum Opfer gefallen.

Die Tore der Skulptur Projekte sind noch bis Anfang Oktober geöffnet. Ansonsten heißt es wieder zehn Jahre warten – lohnt sich.

Stefan Tietjen