Deutsch für alle – Lübeck für alle

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Fotos: Stefan Tietje

Das Sprachen-Team mit Senatorin Kathrin Weiher (zweite von links) und links daneben Christiane Wiebe. VHS-Leiterin

VHS Lübeck erhält neuen Standort in Moisling
Zweigstelle wird zur Umsetzung des Sprachkonzeptes „Deutsche für alle“ genutzt
Die Senatorin für Kultur und Bildung, Kathrin Weiher, hat gemeinsam mit dem Team der VHS Lübeck und Vertretern der Possehl-Stiftung den neuen VHS-Standort in Moisling, August-Bebel-Straße 14, der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Ich bin sehr froh, dass es nun endlich mit dem Kursbetrieb im Rahmen des Konzeptes ´Deutsch für alle` richtig losgehen kann. Dass wir für den Kursbetrieb die Schule Moisling nutzen können, ist ein echter Glücksfall und auch gut für diesen Stadtteil“, freut sich Weiher.
Ende Mai hat die VHS Lübeck mit der ehemaligen Schule Moisling in der August-Bebel-Straße 14 an ihrem nunmehr fünften Standort (neben VHS Hüxstraße, VHS Falkenplatz, Schildstraße und Koberg) den Kursbetrieb aufgenommen. An diesem Standort laufen seither die Fäden für den Kursbetrieb für all diejenigen Flüchtlinge zusammen, die der Hansestadt Lübeck zugewiesen worden sind und für die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) keine Kurskosten übernimmt. Als Flüchtlinge erhalten derzeit nur Menschen aus Eritrea, Irak, Iran und Syrien eine Zulassung für einen BAMF-Integrationskurs.
Damit auch Flüchtlinge aus allen anderen Ländern einen Sprachintensivkurs besuchen können, hat die Hansestadt Lübeck im Herbst 2015 das Konzept „Deutsch für alle“ aufgelegt. Die Possehl-Stiftung übernimmt hierbei die entsprechenden Kurskosten für die ansonsten nicht geförderten Flüchtlinge.
„Wir sind sehr dankbar für die großzügige Unterstützung der Possehl-Stiftung. Das Konzept „Deutsch für alle“ ist vermutlich einzigartig in Deutschland. Damit machen wir in Lübeck, was aus unserer Sicht auch überregional notwendig wäre, nämlich eine flächendeckende Deutschförderung für alle zu uns kommenden Flüchtlinge zu gewährleisten“, führt VHS-Leiterin Christiane Wiebe aus. Prof. Wolf-Regett ergänzt für die Possehl-Stiftung: „Wir wissen das Konzept `Deutsch für alle´ mit der Federführung bei der VHS Lübeck in guten Händen und fördern diese wichtige Aufgabe wirklich gerne“.
Um diese große Aufgabe vorbereiten und bewältigen zu können, hat die VHS Lübeck in den letzten Monaten zehn neue Mitarbeiter/innen eingestellt und drei neue Standorte eröffnet.
„Es ist großartig, dass wir mit den neuen Kolleginnen und Kollegen auch unser Spektrum an Erfahrungen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Muttersprachen im Team enorm erweitern konnten. So können manchmal auch erste Infos in der Muttersprache gegeben werden“, freut sich Doris Schmittinger, VHS-Abteilungsleiterin für Deutsch als Fremdsprache.
In der August-Bebel-Straße werden nun nach kurzer Herrichtungszeit acht Kurse mit etwa 120 Teilnehmenden unterrichtet. Bei jedem Modulstart (ca. alle fünf Wochen) kommen weitere Kurse hinzu. Das ist auch notwendig, um die langen Wartelisten möglichst bald abzubauen. Interessierte ohne BAMF-Kursberechtigung können sich am neuen Standort August-Bebel-Straße zukünftig zu den neuen Öffnungszeiten dienstags in der Zeit von 9-12 Uhr sowie von 14-16 Uhr informieren und beraten lassen. Jeweils donnerstags steht zudem wie gehabt in der VHS Falkenplatz allen Ratsuchenden zu Deutsch als Fremdsprache die Beratungszeit von 9-12 Uhr sowie 15-17 Uhr offen.
Speziell für Menschen mit Fluchthintergrund steht seit Juni nun auch für Fragen zu beruflichen Perspektiven mit Magdalena Draniewicz eine kompetente sozialpädagogische Beratung bereit. Das berufliche Coaching beinhaltet eine Analyse der aktuellen beruflichen Situation, anschließendes Profiling, Berufswegeplanung, Unterstützung bei konkreten Bewerbungsaktivitäten sowie bei der Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen.
Zur Unterstützung der Sprachförderung in Wartezeiten oder auch unterrichtsbegleitend bildet die VHS seit Dezember 2015 interessierte Ehrenamtliche als Sprachhelfer/innen aus. Jeder Qualifizierungskursumfasst 40 Unterrichtseinheiten zur Vermittlung der deutschen Sprache und zu kultursensiblem Arbeiten. Die Ehrenamtlichen werden zudem durch persönliche Beratungsgespräche und monatliche Treffen von der hauptamtlichen Mitarbeiterin Monika Masihi unterstützt. Für den Herbst sind weitere Qualifikationskurse geplant, erstmals auch für Zugewanderte mit Fluchterfahrung, die bereits über gute Deutschkenntnisse (mindestens B1) verfügen und sich als Multiplikator/innen bei der Erprobung und Umsetzung des erweiterten Konzepts einbringen möchten.
Bis zum Jahresende werden insgesamt ungefähr 60 Personen als Sprachhelfer/innen qualifiziert worden sein. Aktuell werden etwa 35 Flüchtlinge in Kleingruppen von 15 Ehrenamtlichen betreut, drei Sprachhelfer/innen unterstützen die Lernenden in Alphabetisierungskursen als Zweitkraft, sieben qualifizierte Ehrenamtliche leiten größere niederschwellige Sprachlerngruppen.
Bei einem Besuch im Kursmodul 3 unter der Leitung von Marta Bochniak konnten die Deutschlernenden ihre Motivation zum Deutschlernen eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Übersichtliche Informationen zum Bereich Deutsch als Fremdsprache mit den neuen Ansprechpersonen und Öffnungszeiten stehen für Interessierte auf der VHS-Website www.vhs.luebeck.de auch als Download bereit. +++

Kommentar
Wow! Lübeck als Pioneer, als Vorräter, als Gut-Stadt.
Das ist weltoffen, das ist hanseatisch, das ist der richtige Weg. In Deutschland zu Hause ist nur jemand, der die deutsche Sprache spricht, danke sagen kann, bitte und ich möchte das und das nicht. So geht Leben, so geht Miteinander. Wir können viel lernen von Menschen aus fremden Ländern. Wie sie kochen, wie sie lachen, tanzen, arbeiten. Ihre Sitten, ihre Bräuche. Und sie können und wollen von uns lernen.Türen auf, Herzen auf. Dann geht’s auch mit dem Nachbar… Lübeck ist ein Vorzeige-Nachbar.

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