Beim Bushfire dabei: netzpool-Korrespondent Stefan Tietjen mit Oliver Mtukudzi in Braamfontein, Johannesburg
Tuku on the rocks – seine Musik bewegt sie alle
Auch Ofentse (li.) und Ditebogo aus Johannesburg waren trotz der kalten Nächte on fire.
Bunt, bunter, Bushfire – in Swaziland vereint sich die ganze Bandbreite afrikanischer Musik zu einem friedlichen und fröhlichen Miteinander
Tuku, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, auch im Gespräch die Ruhe selbst.
Nach fünf Stunden des Wartens steht er endlich auf der Bühne. Oliver Mtukudzi. Schon der Klang seines Namens lässt mich an den Duft von frisch gegrilltem Mais denken. Die Nacht ist bereits hereingebrochen über Malkerns Valley in Swaziland. Das Bushfire-Musikfestival liegt in seinen letzten Zügen und ein Großteil der Menge muss am nächsten Morgen wieder zur Arbeit in Johannesburg, Pretoria oder Maputo erscheinen, aber freiwillig gehen will niemand.
Afrika schmecken
Nun hüllt der Tuku-Style die Menge ein letztes Mal in eine Mischung aus Trance und kraftvoller, afrikanischer Klangwelt ein. Im Zentrum dieser Melange steht Oliver „Tuku“ Mtukudzi aus Simbabwe. Ein Mann, der Heldenstatus in seiner Heimat genießt. In dem Moment, als Oliver Mtukudzi die Bühne betritt, kann man Afrika schmecken, riechen und fühlen. Das Gefühl ergreift von mir Besitz alle Umstehenden am liebsten zu umarmen.
Ich fange mit Jiggs Thorne an – dem Festival Director,
Wünschen und sehnen
Die meisten seiner Lieder hat Oliver Mtukudzi alias Tuku in Shona veröffentlicht, eine Sprache, derer ich, wie viele seiner Fans, gar nicht mächtig sind. Und dennoch berührt seine Musik die Herzen seiner Fans. Dieses Phänomen ist augenscheinlich der Tatsache geschuldet, das Tukus Musik jedem Zuhörer die Möglichkeit verschafft, seine Wünsche und Sehnsüchte in diese mantragleichen Klänge hineinzuprojeziieren. Niemand wird ausgeschlossen – egal ob der Untröstliche, der Verlorene oder der nach Glück Suchende. Sie alle können sich mit Olivers Musik identifizieren und in ihr ankommen.
Ich treffe Tuku eine Woche später zu einem Interview in Johannesburg. Ein Gespräch, dass ich seit langer Zeit herbeigesehnt hatte. Gerade noch war ich mit dem Auto drei Wochen durch Simbabwe gereist und konnte der Versuchung oft nicht widerstehen, hin und wieder Anhalter mitzunehmen.
Ist der Mann lebensmüde, mag der ein oder andere denken. Aber das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur empfinde ich das Mitnehmen von Anhaltern als Geste der Menschlichkeit, auch bin ich selber der größte Profiteur. Schließlich habe ich einen viel intensiveren Zugang zu Land und Leuten.
Gleich ob ich einen Polizisten, eine Marktfrau mit geschlachteter Ziege im Gepäck oder Studentin mitnahm, alle waren gleicher Maßen überrascht, dass die Musik von Oliver Mtukudzi in meinem Wagen lief. Und alle – wirklich alle – outeten sich als große Fans seiner Musik. Meinen Mitfahrern aus Bulawayo, Harare, Gweru, Rusape, Mutare und Chimanimani habe ich es auch zu verdanken, dass ich die Texte oder die Botschaften dieses einzigartigen Liedermachers erfahren habe.
Tuku im Herzen
Nicht, dass ich auch so seiner Musik verfallen wäre, aber mir wurde klar, dass Tuku die Herzen seiner Fans auch deshalb erobert hat, weil er ihnen aus den Herzen spricht.
Seine Musik gaukelt keine Utopien von kitschiger Liebe vor, wie es so viele one-hit-wonder, die aus den Radios dröhnen, sondern er befasst sich mit dem Älltäglichen.
Aus diesem Grund ist seine Musik Zuflucht und Fernweh in einem, eine leere Metapher, die jeder nach Belieben mit seinen Sehnsüchten füllen kann.
Nun sitzt Oliver vor mir. Das Alter ist ihm anzumerken, aber wenn er lacht, dann kann sich auch seine Umwelt nicht vor seiner Ausstrahlung schützen. Bereitwillig gibt er Auskunft.
Auf die Frage, ob er nicht langsam eine gewisse Müdigkeit verspürt, erwidert er nur, dass, solange die Menschen Geschichten erzählen, er auch weiteren Stoff hat, den er zu neuen Liedern verarbeiten kann.
In einem seiner bekanntesten Songs stellt Tuku die rhethorische Frage: „What shall we do?“Der UNICEF-Botschafter selber gibt keine konkrete Antwort, er lässt lieber seine Musik dafür sprechen. Und seine Lieder haben schon viele und vieles bewegt.
Mehr Infos zum Bushfire unter: http://www.bush-fire.com/