Achtung Redaktionen Berlin/Hamburg:
Es ist immer wieder ein optisches Wunder: Wenn die Dämmerung über den jeweiligen aktuellen Spielort hereinbricht und die tausenden Glühbirnen am Zelt angehen, dann ist eines garantiert – die Stadt hat ein neues Wahrzeichen. Wenn dann auch noch die Musik durch die Planen dringt, das tausendfache Lachen und der tosende Applaus, dann werden ansonsten leere Innenstadtplätze plötzlich zu Zentren des Glücks und der Zusammenkunft. Plätze, die, wenn Roncalli schon längst in die nächste Stadt gezogen ist, immer noch weiter zehren von der Erinnerung und der Hoffnung auf die Wiederkehr.
36 Meter und 80 Zentimeter beträgt der Durchmesser des Roncalli-Zelts – am höchsten Punkt ist es 16 Meter hoch. 1.500 Menschen fasst es – bei zwei Vorstellungen pro Tag also im Schnitt insgesamt 3.000 Menschen. In der Mitte eine Manege, die 10,5 Meter misst und aus zwölf Kubikmetern gestampftem Lehm und acht Kubikmetern Sägemehl besteht. Eingerahmt wird diese von einem der Mailänder Scala nachempfundenen Zuschauerraum – mit Logen, in denen Stühle stehen, die mit Mohair-Stoff bezogen sind. Jenem Stoff, der aus der Wolle der Angoraziege gewonnen wird und im Gegensatz zu Kunstfasern atmet. Damit wird der Wohlfühlfaktor im Roncalli-Zelt noch wesentlich gesteigert.
Versteckt unter Planen liegen fünf Kilometer Kabel, drei Kilometer Wasserleitungen und insgesamt 1.500 Meter Abwasserschläuche. Dazu kommen Leitungen für Telefon, Internet und alles, was ein modernes Entertainment-Unternehmen wie Roncalli so braucht.
Dazu 100 Wagen – die meisten davon sind historische, über 100 Jahre alte, penibel restaurierte Circuswagen. Fahrende Wohnungen der Circusmenschen und moderne Büros hinter Holzfassaden.Transportiert werden die Wagen im Übrigen nicht auf der Straße, sondern mit einem eigenen Roncalli-Sonderzug. Über 700 Meter ist dieser lang – ein Ereignis, wenn er auf den Bahnhöfen Europas einfährt. Ebenso der Transport von der
Entladestation zum jeweiligen Spielort – denn die Wagen werden mit historischen Hanomags entladen.
Etwa 45-50 Helfer bauen in jeder Stadt dieses reisende Dorf auf und installieren u. a. die computergesteuerten Licht- und Tonanlagen. Nur zwei Tage dauert es, bis das Zelt, das Dorf, steht. Wieder bereit für tausende staunende Menschen. Während ein großer Teil der Aufbau-Crew danach wieder abreist, übernimmt dann das Stammteam – inklusive der Requisiteure, die während der Vorstellungen die teils hochkomplizierten Umbauten in Rekordzeit bewältigen.
Herr der unglaublichen Logistik, die hinter all dem steht, ist Patrick Philadelphia („Wobei, alleine bewege ich gar nichts. Dass alles so reibungslos funktioniert, verdanke ich ausschließlich meinem perfekt eingespielten Team.“). Er ist der Betriebsleiter von Roncalli, verantwortlich dafür, dass alles rechtzeitig steht und das Zelt bespielbar ist. Andere wären mit dieser Aufgabe bereits ausgelastet. Aber Philadelphia hat noch zwei weitere Jobs: Er ist Tagesregisseur, also für den perfekten Spielablauf zuständig und tritt auch jeden Tag in der Rolle des leicht überheblichen Sprechstallmeisters im roten Frack und mit sonorer Stimme selber auf. Seit 1996 ist Patrick Philadelphia bei Roncalli fix mit unterwegs auf Tournee: „Ich bin im Circus geboren, habe hier meine Frau kennengelernt und meine Tochter tritt mittlerweile selber auf. Ich bin ein Circuskind und werde es immer bleiben …“
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40 Jahre Jubiläumstournee
Lübeck Am Holstentor28.07.2017 bis 20.08.2017Mittwoch bis Freitag 15:30 u. 20 Uhr Samstag 15 u. 20 Uhr Sonn- u. Feiertage 14 u. 18 Uhr Montag u. Dienstag spielfrei -
Text und Fotos: Roncalli