Professor Peter Struck aus Hamburg ist vielen Eltern und Studenten als der “Pädagogik-Professor” im TV, Radio, Zeitungen bekannt. Er schreibt Bücher, hält Vorträge, reist quer durch die Republik und gibt Tipps zum guten Unterricht, zu guten Lehrern und Zensuren. Er weiß viel, aber was kaum einer weiß: Professor Struck reist im Urlaub durch die ganze Welt – immer auf der Suche nach Farnen. Island und Grönland sind schon seine zweite Heimat, dort hat er sogar Familie, ihr Name Botrychium lunaria….und man höre und staune: struckii. Die angesehene englische Farn-Zeitschrift “Pteridologist” hat den Professor die Ehre zuteil werden lassen und eine Pflanze nach ihm benannt.
Interview Professor Dr. Peter Struck
Frage: In der englischen Fachzeitschrift „Pteridologist“ steht ein vierseitiger Artikel von Ihnen über die seltenen Natternzungengewächse, die auf Island wachsen. Eine davon ist jetzt nach Ihnen durch die Iowa State University benannt: Botrychium lunaria f. struckii. Das ist eine hohe Anerkennung, oder?
Prof. Struck: Das ist es. Struckii wächst im Südwesten von Island auf der Keflavik Halbinsel – etwa so flächengross wie Hamburg, in grasigem Lavageröll zusammen mit anderen Mondrautenarten, von denen sie sich äußerlich stark unterscheidet.
Frage: Wie denn?
Struck: Sie trägt auf den sehr gekräuselten Fiedern zahlreiche Sporangien, was eigentlich unüblich ist. Also war ich mir sicher, dass es sich um eine neue Spezies handelt. Aber die genetische Untersuchung in Iowa ergab, dass die Chromosomen weitgehend identisch sind mit denen von Boytrichium lunaria, deshalb ist es keine eigene Art, sondern nur eine „forma“, also eine Form von lunaria, was ich allerdings bezweifele.“
Frage: Wie haben Sie die struckii entdeckt?
„Ich sah eine Gruppe von Schülern, die dort Lupinen pflanzten. Der Grund: Island soll wieder bewaldet werden durch Stickstoffanreicherung der Lupinen. Ich wollte mir das genauer ansehen. Dabei habe ich hunderte von dieser „forma struckii“ entdeckt und fotografiert.
Frage: Beschreiben Sie mal diesen ungewöhnlichen Farn?
Struck: Es gibt auf Island neun Arten von Mondrauten. Alle Mondrauten sind zwischen zwei und fünfzig Zentimeter groß. Die forma struckii ist nur zwischen zwei und fünf Zentimeter hoch, sehr stark gefiedert, dunkelgrün und mit gelben Sporanien auf den Fiederchen, was höchst unüblich ist. Die normale botrycium lunarium, die häufigste Mondraute, steht sehr viel größer ringsherum. Entdeckt habe ich sie Anfang Juli, ich fahre jedes Jahr nach Island. Jetzt habe ich ja da sozusagen Verwandte, die struckii….
Frage: Welche Zukunft hat struckii?
Struck: Da, wo Lupinen sich ausbreiten, hat sie wohl keine. Aber sie wird gewiss noch an anderen Stellen auf Island zu finden sein. Zum Glück hat gerade ein niederländischer Botaniker in der Nähe meiner Fundestelle weitere Exemplare der forma struckii fotografiert.
Frage: Was bedeutet dieser Fund für Sie?
Struck: Mondrauten sind erdgeschichtlich älter als die Farme, die man allgemein kennt, und die Farne sind wiederum wesentlich älter als zum Beispiel Blütenpflanzen. Die Schwarzkohle besteht ausschließlich aus Farnen, Schachtelhalmen und Bärlappen, denn zur Zeit ihrer Entstehung gab es noch keine Blütenpflanzen. Wir reden also von 350 Millionen Jahren – so alt sind die Mondrauten.
Frage: Ihre Leidenschaft für Mondrauten begann im Alter von 14 Jahren auf Sylt. Während einer Klassenfahrt fanden Sie in einer Heidefläche bei Braderup ein Exemplar von Botrychium lunaria – also die gemeine Mondraute – nicht wissend was es war.
Struck: Es war tatsächlich ein Farn, das habe ich über ein Bestimmungsbuch herausgefunden. So begann meine Leidenschaft für die Farne. Heute wachsen auf Sylt keine Mondrauten mehr. Stattdessen führt eine vierspurige Straße über den damaligen Fundort. Heute befindet sich das nächste Vorkommen auf Rügen.
Frage: Wer interessiert sich eigentlich für die Mondrauten?
Struck: Leider nicht mehr so viele. Aber die sich interessieren, sind leidenschaftlich. Ich bin ja Professor für Pädagogik. Aber mein Ausgleich, meine Entspannung, waren immer die Farne, die ich in den Ferien auf der ganzen Welt gesucht habe. Es gibt auf der Erde etwa 20 000 Farnarten, davon etwa 50 Mondrautenarten, in Deutschland wachsen davon 5 Arten, auf Island 9, von denen ich drei entdeckt habe.
Frage: Das sind?
Struck: Botrycium minganense, Botrycium nordicum und Botrycium. lunariastruckii. Auf Grönland habe ich auch zwei Arten entdeckt: Botrycium. lunaria var. melzeri und Botrychium matricariifolium, die auch in Mitteleuropa wächst.
Frage: Macht Sie das stolz?
Struck: Ich denke, das ist für mich ein Stück Lebenswerk.
Danke für das Gespräch, Professor Struck!
Vita
Prof. Dr. Peter Struck, war fast zehn Jahre Volks- und Realschullehrer und danach
vier Jahre lang Schulgestalter in der Behörde für Schule,Jugend und Berufsbildung in Hamburg.
Seit 1979 hat er eine Professur für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Sozial- und Schulpädagogik, Bildungspolitik, Jugendforschung,
Familienerziehung und Medienpädagogik.
Seine wichtigsten Bücher: Die Hauptschule (1979), Projektunterricht (1980), Pädagogik des
Klassenlehrers (1981), Erziehung gegen Gewalt (1994), Neue Lehrer braucht das Land (1994),
Schulreport (1995), Die Kunst der Erziehung (1996), Die Schule der Zukunft (1996), Erziehung
von gestern, Schüler von heute, Schule von morgen (1997), Netzwerk Schule – Wie Kinder mit
dem Computer das Lernen lernen (1998), Vom Pauker zum Coach – Die Lehrer der Zukunft
(1999), Erziehung für das Leben (2000), Wie schütze ich mein Kind vor Gewalt in der Schule?
(2001), Lernlust statt Erziehungsfrust (2001), Gebrauchsanweisung für die Schule (2001),
Wieviel Marke braucht mein Kind? (2002), Schule macht Spaß (2003), Die 15. Gebote des
Lernens – Schule nach Pisa (2004), Das Erziehungsbuch (2005), Elternhandbuch Schule
(2006), Gegen Gewalt – Erziehung gegen Agggressivität und Angst (2007).
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Peter Struck
Bornstraße 25,
20146 Hamburg
Tel./Fax: 040 / 45 87 32
E-Mail: Prof.Dr.Peter.Struck@t-online.de